Gastbeitrag von Franz Schmid

Crowdinvesting – so klappt die Schwarm-Finanzierung

Für Startups, die keinen Kredit von der Bank bekommen, ist Crowdinvesting der perfekte Weg, um schnell an frisches Kapital zu kommen – doch vollkommen ohne Vorbereitung gibt es natürlich auch hier kein Geld. Junge Gründer, die diesen Finanzierungsweg einschlagen möchten, sollten die Tipps in diesem Artikel umsetzen.
Crowdinvesting – so klappt die Schwarm-Finanzierung
Donnerstag, 11. August 2016VonTeam

Als Startup hat man es nicht immer leicht. Zwar steht die Idee und das Team ist motiviert, alles kann jedoch an fehlendem Kapital scheitern. Da Banken in dieser frühen Phase aufgrund des Ausfallrisikos keine Kredite vergeben, muss eine alternative Finanzierungsmöglichkeit her – und die finden Startups mittlerweile auch in Deutschland im Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting. Wie diese Modelle funktionieren und was es dabei zu beachten gibt, zeigt dieser Artikel.

Crowdfunding – wie funktioniert’s?

Während Banken und andere „klassische“ Kreditgeber vor allem junge Gründer mit Papierkram bombardieren, ist der Finanzierungsprozess beim Crowdfunding sehr einfach. Startups suchen sich einfach eine entsprechende Internetplattform (Empfehlungen folgen am Ende dieses Artikels) und stellen den Initiatoren ihren Businessplan vor. Kann dieser überzeugen, darf das Projekt der Community – und damit potenziellen Investoren – vorgestellt werden. Wichtig ist dabei:
• Eine knackige Headline, die heraussticht.
• Ein guter Beschreibungstext, der alle Informationen beinhaltet, um die Crowd zu überzeugen.
• Schöne Bilder, die das Projekt noch transparenter machen.
• Das Pitch-Video, indem Startups in einer persönlichen Botschaft, das Projekt, das Team und andere wichtige Dinge präsentieren können.

Können all diese Faktoren überzeugen, ist es relativ einfach die benötigte Finanzierungssumme (die vorher festgelegt wird) zu erreichen – wird die benötigte Summe nicht erreicht, erhält das Startup jedoch keinen Cent.

Crowdfunding vs. Crowdinvesting – der Unterschied

Natürlich stellt sich beim Crowdfunding die Frage, was die Investoren für das Geld, das sie bereitgestellt haben, bekommen, denn zurückzahlen müssen Gründer das Kapital nicht. Investoren erhalten hier Gegenleistungen, die keinen monetären Wert haben, dafür aber eng mit dem Projekt verknüpft sind. Das können einfache Dinge wie Fan-Shirts oder andere Merchandising Artikel sein, aber auch komplexere Belohnungen, wie exklusive Beta-Zugänge. Meist bekommen die Investoren, die mehr Geld bereitstellen, „bessere“ Gegenleistungen.

Im Falle des Crowdinvestings sieht das ganz anders aus. Der grundsätzliche Ablauf ist hier derselbe, allerdings lassen sich Crowdinvester das Kapital bezahlen – in Form von Zinsen, Unternehmensanteilen oder anderen finanziellen Gegenleistungen. Das ist für Investoren natürlich attraktiver, als ein Beta-Zugang, weshalb die Finanzierungssummen in diesem Bereich häufig sehr viel höher sind, als beim Crowdfunding.

Warum sich Crowdfunding lohnt – für beide Seiten
Beim Crowdfunding geht es also eher darum, junge Gründer zu unterstützen – einfach, weil sie eine gute Idee haben, die gefördert werden sollte. Es handelt sich also auch um eine moralische Stütze, ein „Zeichensetzen“ für die Startup-Szene in Deutschland und die Wirtschaft allgemein. Von diesem Willen etwas für junge Gründer zu tun, profitieren natürlich auch die Startups:
• An frisches Kapital zu kommen ist so einfacher wie nie zuvor.
• Die Crowd ist nicht nur Investor, sondern bietet auch wertvolles Feedback für die Weiterentwicklung.
• Die ersten Interessenten für das Produkt sind dank Crowdfunding bereits gefunden – das kann vor allem für den Verkaufsstart von entscheidender Bedeutung sein.

Crowdfunding & Crowdinvesting: die Gesetzeslage in Deutschland

Crowdfunding und Crowdinvesting ist in Deutschland noch vergleichsweise neu, weshalb es lange keine „echten“ Gesetze gab, die diesen Finanzierungsmarkt regulierten. Mittlerweile wurde in der Bundesrepublik jedoch das sogenannte Kleinanlegerschutzgesetz erlassen, das in erster Linie auf den Schutz der Investoren angelegt ist. Folgende Punkte sind dabei entscheidend:
• Will ein Investor mehr als 1.000 Euro investieren, muss er eine Selbstauskunft abgeben.
• Nur bei einem freien Vermögen von mehr als 100.000 Euro, sind Investitionen jenseits der 1.000 Euro möglich. Dennoch darf die Investitionssumme nicht höher als das doppelte Monatsnettoeinkommen sein.
• Mehr als 10.000 Euro pro Jahr darf kein Geldgeber investieren.
• Startups müssen bei jeder Finanzierungskampagne ein Vermögensanlagen-Informationsblatt beilegen.
• Bei einer Finanzierungssumme von mehr als 2,5 Millionen Euro gilt außerdem Prospektpflicht. Ein Prospekt wird von einem Juristen angefertigt und durchleuchtet das Startup ganz genau – der große Aufwand macht das Prospekt sehr teuer (meist mehr als 10.000 Euro), weshalb derart hohe Finanzierungssummen in der Startup-Szene relativ selten sind.

Grundsätzlich sind diese Punkte durchaus ein Schritt in die richtige Richtung. Verwunderlich ist jedoch, was im Kleinanlegerschutzgesetz Finanzmittel beschreibt – hier werden nur Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an Treuhandvermögen, Genussrechte und Namensschuldverschreibungen, gewinnabhängige Darlehen und Nachrangdarlehen sowie vergleichbare Anlagen genannt. Und das bedeutet: Das Kleinanlegerschutzgesetz greift nur beim Crowdinvesting, nicht aber beim Crowdfunding (weil es hier keine monetäre Gegenleistung gibt).

Die besten Plattformen für Crowdinvesting und Crowdfunding in Deutschland
Auch in Deutschland sind mittlerweile jede Menge Crowdfunding- und Crowdinvesting-Plattformen online gegangen. Besonders empfehlenswert sind dabei die folgenden:
• Für Crowdfunding: Kickstarter, Indiegogo und Startnext
• Für Crowdinvesting: Seedmatch, Bergfürst und Companisto

Zusammenfassend lässt sich also folgende Checkliste festhalten:
• Startups müssen sich zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting entscheiden – vor allem die Höhe der Finanzierungssumme kann hier ausschlaggebend sein.
• Im Zweifel oder bei Unsicherheit kann es sich lohnen Kontakt mit einem erfahrenen Crowdfunding- und Crowdinvesting Berater aufzunehmen.
• Ein Vergleich der Plattformen zeigt schnell, welche für das eigene Projekt am besten geeignet ist – auch das Bauchgefühl darf hier mitentscheiden.
• Die Crowd will überzeugt werden – nicht nur mit einer Idee, sondern auch mit guten Texten, Bildern und Videos.
• Für die Investoren sind die Gegenleistungen wichtig – je attraktiver, desto höher die Investitionsbereitschaft.
• Wurde das Finanzierungsziel erreicht, gilt: Das Kapital muss sinnvoll und gewissenhaft genutzt werden – schließlich ist man das dem Team und natürlich auch den Investoren schuldig.

Für junge Startups, die keinen Kredit von der Bank bekommen, ist Crowdfunding und Crowdinvesting der perfekte Weg, um schnell an frisches Kapital zu kommen – doch vollkommen ohne Vorbereitung gibt es natürlich auch hier kein Geld. Junge Gründer, die diesen Finanzierungsweg einschlagen möchten, sollten die Tipps in diesem Artikel umsetzen.

Zum Autor
Das Steuerberatungsbüro Franz Schmid in Jenbach in Tirol, geleitet vom gleichnamigen Eigentümer Franz Schmid, blickt mittlerweile auf über 20 Jahre Branchenerfahrung zurück. Insbesondere Jungunternehmer liegen der Kanzlei am Herzen, denen stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden wird.

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