Gastbeitrag von Christian Faltin

10 wertvolle PR-Tipps für FinTech-Start-ups

Wirtschafts- und Fachmedien, Social Media, Online-Foren und -Communitites, Influencer und Blogger bis hin zum TV-Spot: Es gibt viele Möglichkeiten für FinTechs, sichtbar zu werden. Wie der beste Kommunikationsmix für Ihr FinTech-Unternehmen aussieht, hängt von Ihrer Zielgruppen ab.
10 wertvolle PR-Tipps für FinTech-Start-ups
Freitag, 22. Juli 2016VonTeam

Wenn Unternehmen mit einem erklärungsbedürftigen Produkt an den Start gehen, ist PR ein wichtiges Element im Kommunikations- und Marketing-Mix. Das gilt besonders für FinTech-Unternehmen, die häufig sehr erklärungsbedürftige Produkte haben. Aber wie macht man PR in einem Segment, das einerseits boomt, andererseits aber erst Vertrauen aufbauen und den Bürgern zudem erklären muss, wo der Mehrwert der Leistungen überhaupt liegt? Als Einstieg haben wir 10 Tipps für die FinTech-PR zusammengestellt:

1. FinTech ist nicht gleich FinTech
Zahlreiche Finanztechnologie-Unternehmen werden derzeit mit völlig unterschiedlichen Ansätzen gegründet: Da gibt es Unternehmen, deren Angebote sich eher an den Endkunden richten (B2C) und Firmen, die eher als Dienstleister für Banken oder Finanz- Unternehmen arbeiten (B2B). Und es gibt FinTechs, die sowohl B2B als auch B2C abdecken. Auch was die Produkte betrifft, gibt es große Unterschiede: Von der einfach zu verstehenden Vermittlungs-Plattform für Tages- und Termingeld über die Crowdlending-Plattform bis hin zum komplett mobilen Bankkonto. Je bekannter ein Finanzprodukt beim Konsumenten, umso geringer ist der Erklärungsbedarf! Je innovativer eine neue technologische Lösung, desto mehr muss das FinTech erklären und um Vertrauen werben. Deshalb gibt es auch nicht die EINE PR-Strategie für FinTechs, sondern sinnvollerweise nur individuelle Lösungen.

2. Verstehen kommt vor Vertrauen
Im FinTech-Mikrokosmos kennen sich die Insider und in den einschlägigen Fachmedien, Blogs und Podcasts wird exzessives Fachchinesisch gepflegt: Von API bis Blockchain, vom Robo-Advising über die Mobile Wallet bis zum Peer-to-Peer-Payment. Der „normale“ Bankkunde versteht dieses Vokabular nicht. In einem Land, in dem weniger als 5 Prozent der Einwohner Aktien besitzen, müssen FinTech-Unternehmen immer auch ein wenig Gattungsmarketing mit ihrer Außenkommunikation betreiben, um den Markt und die Menschen von ihren neuen Angeboten zu überzeugen. Bevor Vertrauen in das Unternehmen oder die Marke aufgebaut werden kann, müssen – gerade wenn Endkunden die gewünschte Zielgruppe sind – die Menschen den zentralen Service des FinTechs verstehen. Und das in einem Halbsatz!

3.Personalisierung und Geschichten erzählen
„Es waren einmal drei Freunde, die kannten sich von der Uni. Einer war eher ein Nerd, der Zweite ein genialer Verkäufer und der Dritte ein Organisationsgenie.“ Sie ahnen, was jetzt kommt? Die Boygroup-Gründerstory eines Start-Ups. Xmal in den Medien erzählt, trotzdem immer wieder gern genommen. Am Trend zur Personalisierung in den Medien kommen auch FinTechs nicht vorbei. Wer zudem Storytelling als Stilmittel der PR nicht beachtet, verschenkt Potential für den Markenaufbau. Also, erzählen Sie rund um Ihr Unternehmen und Ihr Management gute Geschichten, aber keine Märchen.

4. Vertrauen ist gut, Reichweite nötig(er)
Geld ist für die Deutschen ein eher zwiespältiges Thema. Natürlich finden wir es grundsätzlich wichtig, aber wir beschäftigen uns viel zu wenig damit. Neuartigen digitalen Lösungen im Kredit- und Zahlungsverkehr begegnen viele Menschen (und darunter sind auch noch viele Journalisten) zudem noch mit einer gehörigen Portion Skepsis. Gleichzeitig wollen die StartUps unter den FinTechs aber mit ihren PR- Aktivitäten möglichst viele Menschen in kurzer Zeit erreichen, überzeugen und vor allem für die neuen Services gewinnen. Bei diesem Spagat zwischen langfristigem Markenaufbau und schnellem Vertrieb scheitern viele Kommunikationsansätze. PR alleine kann diesen Spagat nicht bewältigen. Dazu benötigt es einen intelligenten Mix aus Owned, Paid, Earned und Social Media.

5. Transparenz muss sein, aber wie viel?
Das öffentlich Ansehen der Banken hat gelitten in den vergangenen Jahren.Trotzdem ist der Vertrauensbonus, den klassische Finanzinstitute genießen, immer noch überwältigend hoch, verglichen mit FinTech-StartUps, die bei Null starten. Um Werte wie Sicherheit und Zuverlässigkeit zu vermitteln, ist es besonders wichtig, das Vertrauen der Bürger, Investoren und Journalisten durch eine transparente Kommunikation für das eigene Unternehmen und Produkt zu gewinnen. Nur wie soll das mit dem Organisationsgrad mancher StartUps zusammenpassen? Und wie viel Transparenz muss sein? Darauf gibt es leider keine allgemeingültige Antwort, nur individuelle Lösungsansätze.

6. Der Kommunikationsmix muss stimmen
Wirtschafts- und Fachmedien, Social Media, Online-Foren und -Communitites, Influencer und Blogger bis hin zum TV-Spot: Es gibt viele Möglichkeiten für FinTechs, sichtbar zu werden. Wie der beste Kommunikationsmix für Ihr FinTech-Unternehmen aussieht, hängt massgeblich von Ihren Zielgruppen und deren Mediennutzung ab. In der Regel werden Sie selten lange nur mit einem Kanal erfolgreich sein. Deshalb sollten Marketing, PR und Social Media Hand in Hand gehen und sich eng abstimmen.

7. Blogger und Influencer spielen eine wichtige Rolle
In der noch jungen FinTech-Szene haben Influencer einen großen Stellenwert für die Meinungsbildung. Denn auch spezialisierte Journalisten informieren sich in den Blogs, Podcasts oder Newslettern der Experten und Meinungsführer. Allerdings müssen Sie Influencer anders ansprechen als klassische Journalisten. Pressemitteilungen sind da eher wenig hilfreich. Gefragt sind, Sie ahnen es, individuelle Ideen.

8. Zuhören statt ausschließlich aussenden
Um besser einschätzen zu können, wie Journalisten und Multiplikatoren, aber auch der normale Nutzer, über Ihr Segment oder Produkt denken, sollten Sie aktiv Themenmonitoriong betreiben. In den Medien aber auch in den sozialen Netzwerken. Dazu gibt es mittlerweile bezahlbare Tools, die in der Regel gute und hilfreiche Ergebnisse liefern – und Ihnen außerdem eine Einschätzung geben, wie populär Ihr Thema, Ihr Produkt oder Ihr Unternehmen und Ihre Wettbewerber bereits sind. Ein bißchen Hirnschmalz brauchen Sie aber beim Aufsetzen des Monitoring, denn “FinTech“ als alleiniges Keyword liefert Ihnen beispielsweise viel zu viel Input.

9. Zahlen über das Zahlen erheben und veröffentlichen
Journalisten in Deutschland lieben Zahlen und Statistiken. Nutzen Sie die Möglichkeiten von repräsentativen Meinungsumfragen und Marktanalysen, um für Ihr Segment relevante Daten zu liefern. Denn mit Umsatzzahlen werden Sie in der Regel anfangs nicht punkten können.

10. Je digitaler das Produkt, desto mehr Gesicht zeigen
Messen, Workshops, Meetups oder Konferenzen – für die FinTech-Szene gibt es mittlerweile zahlreiche Veranstaltungen und Events, die einen Besuch lohnen. Entweder als Referent, um das eigenen Unternehmen vorzustellen, oder als Netzwerk-Basis, um wertvolle Kontakte zu Journalisten, Investoren und Entscheidern oder interessierten Kunden zu knüpfen. Auch in der digitalen Welt entsteht Vertrauen immer noch durch den persönlichen Kontakt. Und je digitaler Ihr Produkt ist, desto mehr Gesicht sollten Sie als Unternehmen zeigen. Unabhängig davon, wie viele der Tipps Sie beachten und umsetzen. PR ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf auf Treppen, bei dem sie Stufe für Stufe nehmen müssen. Darauf sollte Ihr Businessplan Rücksicht nehmen.

Zum Autor
Christian Faltin ist Gründer und Geschäftsführer der cocodibu GmbH. Die PR-Agentur mit Sitz in München hat sich seit 2007 auf „Kommunikation für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ spezialisiert. Sie bietet Services für klassische PR, Content Marketing und Social Media.

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