15 Fragen an Julia Emmert

ezebee – vom Blog zur Plattform für Kleinunternehmer

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Julia Emmert von ezebee.
ezebee – vom Blog zur Plattform für Kleinunternehmer
Freitag, 10. Juni 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Eigentlich wollte ich nie unbedingt Chef sein. Viel mehr hat es mich schon immer gereizt, dass man in einem Start-up viel mehr Möglichkeiten hat, als in einem großen Unternehmen mit strengen Hierarchien. Das geht natürlich auch mit mehr Verantwortung einher. Genauso ist es auch mit „sein eigener Chef sein“. Man hat mehr Möglichkeiten und Freiheiten, aber auch viel mehr Verantwortung.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Beim Kaffee-Trinken. Nein, im Ernst: ich hatte eine kleine Onlinemarketing Agentur auf Mallorca. Das war 2013, mitten in der Wirtschaftskrise und es kamen immer wieder kleine Unternehmer auf mich zu, die unbedingt „mehr online“ machen wollten. Nur, sie hatten wenig Geld und ehrlich gesagt oft auch keine Ahnung. Oft haben wir solchen Kunden einen Blog eingerichtet und eine Facebook Seite. Darüber hinaus gab es dann aber noch den eigenen Onlineshop, Google +, Twitter, Pinterest etc. Da haben wir uns gedacht, dass das alles doch auch viel einfacher gehen müsste. So sind wir auf die Idee zu ezebee gekommen: Eine Plattform für Kleinunternehmer weltweit, die all diese Bedürfnisse abdeckt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Zunächst waren wir eigenfinanziert. Inzwischen haben wir einen Investor aus Berlin mit an Board.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die Administration. Der Verwaltungsaufwand in Europa ist schon wirklich groß. Na ja und die Finanzierung ist sicher auch ein leidiges Thema. Die USA sind da schon viel gründungsfreundlicher.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Hätten wir von Anfang an gewusst, dass wir in Indien so stark wachsen, hätten wir uns sicher schon früher auf diesen Markt konzentriert. Aber hinterher ist man eben immer klüger und Kurswechsel gehören bei einem Startup einfach mit dazu!

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Definitiv Social Media. Hier hat man kostengünstig auf einer unglaublich großen Klaviatur spielen und experimentieren, was bei welcher Zielgruppe am besten zieht. Natürlich muss man immer den ROI im Auge behalten … ich denke, trotz aller Vielfalt ist Facebook immer noch das stärkste Pferd im Stall.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir sind ein starkes Team und jeder hat seinen Teil beigetragen. Aber ohne unseren Berliner Investor wären wir sicher nicht dort, wo wir heute sind.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Seid Euch treu und glaubt an Eure Ideen! Und manchmal führen eben auch verschlungene Wege ans Ziel. Da sollte man nicht zu dogmatisch sein.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Es so zu machen wie gute Eltern: Kinder einfach mal machen lassen. Gründer brauchen wie Kinder Zeit fürs Lernen und Entwickeln. Der ganze Administrativ-Wahnsinn macht in Europa viel mehr kaputt, als es bringt. Und vor allem: Bekommt bitte endlich Europa mal so hin, das Gründer nicht 28 Gesetzestexte beachten müssen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Wer weiß schon wo einen der Wind so hin trägt. Vielleicht hätte ich immer noch eine klassische Onlinemarketing Agentur oder aber ich würde in Costa Rica eine Permakultur Farm betreiben…

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei Rocket Internet. Da muss es derzeit ganz schön rund gehen! Ansonsten würde ich gerne mal bei Pinterest rein schnuppern, aber das ist ja nun kein deutsches Start-up.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Die Zeit der großen Entdeckungsreisen! Als Christopher Kolumbus zufällig Amerika entdeckte oder Marc O’Polo nach China reiste, obwohl das sicherlich viel beschwerlicher war als einfach in einen Airbus zu steigen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Oh, zunächst einmal ganz banale Dinge, wie für mein Kinder vorsorgen und Reisen, unbedingt viel Reisen. Na und dann etwas sinnvolles, wie zum Beispiel eine Kampagne gegen PET Flaschen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Erstmal ausschlafen – so weit das mit einem Kleinkind geht. Dann gemütlich frühstücken, Kaffeetrinken gehen an der Bar ums Eck und ab an den Strand! Oder sollte das Wetter mal nicht mitspielen einfach zuhause rum dümpeln und neue Ideen entwickeln.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Wolfgang Schäuble: um ihn zu fragen, warum wir eigentlich auf Arbeit fast doppelt viel Steuern zahlen, als auf Kapitalerträge. Und warum wir heute schon bei mittleren Einkommen den Spitzensteuersatz zahlen?

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Julia Emmert studierte in München und Paris Kommunikationswissenschaft in und stieg danach ins Marketin bei Panthermedia in München ein, wechselte dann als Key Account Management zu Goldbach Interactive Germany, ehe sie zunächst eine eigene Onlinemarketing Agentur auf Mallorca gründete. Im Jahr 2013 gründete sie ezebee, einen Marktplatz für kreative Kleinstunternehmen und Freiberufler.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.