15 Fragen an Christopher Kampshoff

Lendstar und die “Vision vom sozialen Finanznetzwerk”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Christopher Kampshoff von Lendstar.
Lendstar und die “Vision vom sozialen Finanznetzwerk”
Freitag, 13. Mai 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es gibt eigentlich nicht viel Schöneres, als gemeinsam mit seinem Team aus einer Idee, einer Vision in echtes Produkt zu machen und das erfolgreich am Markt zu positionieren.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Es gab viele Dinge die Einfluss genommen haben, gerade auch aus Problemen die man selber erlebt hat. Wenn ich aber einen entscheidenden Moment benennen müsste, dann war es, als ich das Buch über die Sharing Economy von Rachel Botsman “What’s Mine is Yours” gelesen habe. Ich habe mich damals gefragt, warum es noch keine vernünftige Lösung gibt, sehr einfach kleine Geldbeträge zu teilen. Aus diesem Gedanken ist unsere Vision von einem sozialen Finanznetzwerk, Lendstar, entstanden.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die ersten Schritte von Lendstar habe ich noch selber finanziert. Aber es kamen schnell erste Business Angel hinzu. Kurz nach dem Start haben wir zudem eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mittlerweile haben wir unter anderem mit DvH Ventures auch schon klassische VC-Gesellschaften an Board.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Da gab es einige. Gerade in der ersten Phase können schon kleine Dinge ein Unternehmen erschüttern. Man lernt aber auch schnell die Chancen im Stolpern zu sehen. Es hilft, die Situation nüchtern zu betrachten und zu schauen ob in einem Problem nicht auch eine Chance liegt – auch, wenn das im ersten Moment meist schwerfällt. Wir hatten bei Lendstar gerade in den ersten Monaten einige solcher Momente. Letztendlich hat es uns dahin geführt, wo wir heute stehen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Beim Start von Lendstar vor drei Jahren waren wir noch sehr früh mit unserem Thema. Den Begriff FinTech gab es noch nicht einmal. Von daher ist auch klar, dass nicht jede Entscheidung, die man getroffen hat, die richtige war. Ändern würde ich dennoch nichts, da jede Erfahrung auf ihre Art wertvoll ist.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Durch die Gruppenfunktionen von Lendstar verbreitet sich die App durch Einladungen von Freunden an Freunde sehr gut von alleine. Darüber hinaus setzen wir auch auf Social Media Marketing sowie kleinere Offline Kampagnen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Da gibt es sehr viele Personen und es wäre unfair einen einzelnen herauszustellen. Ich habe Lendstar als Einzelgründer gestartet. Das kann man in meinen Augen nur schaffen, wenn man ein Umfeld im Privaten wie im Professionellen hat, das zu einem hält, auch wenn es Rückschläge gibt. Denn davon gibt es beim Gründen eines Start-ups immer viel zu viele.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Klingt abgedroschen, aber das Wichtigste ist, nicht aufgeben und an seine Vision zu glauben und alles zu tun um diese umzusetzen. Es wird mehr als genug Gelegenheiten geben alles hinzuschmeißen. Ich bin aber davon überzeugt, dass es genau diese Momente sind, an denen man den Pfad Richtung Erfolg einschlägt.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mit ihm gerne diskutieren, was man machen kann um Gründen für junge Menschen als einen attraktiven Karrierepfad darzustellen. Deutschland hatte Anfang des vergangenen Jahrhunderts großartige Gründer, die heutige Weltkonzerne wie Daimler, Bosch oder Siemens gestartet haben. Wir sind sicher heute schon auf einem guten Weg, aber ich glaube, dass wir noch mehr Gründer und daraus resultierende Erfolgsgeschichten brauchen um Ähnliches für morgen aufzubauen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Die Frage stelle ich mir nicht. Ich mache aktuell genau das, was ich machen möchte. Alles andere erscheint mir keine adäquate Alternative zu sein.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Soundcloud finde ich sehr spannend, da sie auch an der Digitalisierung einer ganzen Industrie maßgeblich beteiligt und weltweit sehr erfolgreich sind.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich fand die sogenannte Gründerzeit, also Ende 19. Anfang 20. Jahrhundert, schon immer sehr spannend. In dieser Zeit hat sich sehr vieles geändert und entwickelt. Im Guten wie im Schlechten. Dies wäre sicher eine Epoche, die spannend gewesen wäre zu beobachten.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Einen Teil würde ich natürlich in Lendstar investieren, ein sicher sehr gutes Investment. Den anderen Teil würde ich für Investments in Start-ups nutzen um neuen Ideen zu helfen die ersten Schritte zu gehen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
In den Bergen. Entweder zu Fuß, mit dem Bike oder auf den Brettern.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Elon Musk wäre sicher ein extrem spannender Gesprächspartner. Nicht nur aufgrund seiner jüngsten Erfolge, sondern weil er auch schon die Schattenseiten des Gründens kennen gelernt hat. Wie er mit Niederlagen und Verlusten umgeht wäre auf jeden Fall sehr spannend zu erfahren.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Christopher Kampshoff studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Portsmouth und Münster und arbeitete im Anschluss bei Roland Berger und Deloitte, ehe er nach seiner Station bei IDENT Technology AG 2012 Lendstar gründete.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.