15 Fragen an Sebastian Post

“Meine Lieblingsthemen sind Essen und Trinken”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Sebastian Post von weinclub.com.
“Meine Lieblingsthemen sind Essen und Trinken”
Freitag, 15. Januar 2016VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Nach der 10. Klasse habe ich 1999 die Schule verlassen, mich bewusst gegen einen klassischen Ausbildungsweg entschieden und mein erstes Unternehmen gegründet. Für mich war dabei das eigenständig Fortbilden und eigenverantwortliche Lenken der Geschicke schon damals extrem wichtig – das hat sich bis heute nicht geändert.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Nach dem Verkauf meines letzten Unternehmens ist mir klar geworden, dass ich bei meiner nächsten Gründung in meinen Lieblingsthemen unterwegs sein will – Essen und Trinken.

Die Verknüpfung von Content und Monetarisierungsquellen wiederum beruht auf meiner 15-jährigen Erfahrung mit der Vermarktung von digitalen Inhalten, bei der ich über 500 verschiedene Online-Publisher betreut habe. Hierbei war die ungenügende Finanzierung von Content durch Werbung immer Thema.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die Finanzierung konnten vom Start weg extrem professionelle Business-Angels aus dem Netzwerk sichern.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
In den letzten Jahren habe ich einige Firmen gegründet und erfolgreich verkauft. Aufgrund der dabei gesammelten Erfahrung konnte die Gründung von Wine & Gourmet Digital daher recht unkompliziert durchgeführt werden – wir haben in Zürich gegründet, der Standort Schweiz war auch für mich neu. Zu meinem Erstaunen war die Bürokratie hier aber noch deutlich niedriger als bei Gründungen in Deutschland.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Da ich ja schon mehrmals Gründer war, würde ich hier ganz allgemein sagen, dass der wichtigste Punkt sowohl für Gründer als auch Investoren gerade zum Start eine sinnvolle Verteilung der Anteile ist. Auch sollten nachfolgende Finanzierungsrunden frühzeitig eingeplant werden. Nur so können Gründer auch nach einer A- oder B-Runde noch wirklich motivierend am Unternehmen beteiligt sein.

Diesen Punkt kann man als selbstbewusster Gründer zum Glück von Gründung zu Gründung optimieren. Bei Wine & Gourmet war im somit eigentlich ganz zufrieden und könnte jetzt gar nicht sagen, dass ich hier rückblickend etwas anders gemacht hätte.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Gerade für Start-ups ist die richtige Mischung wohl existenziell – hier auf eine Spielart zu setzen ist gefährlich und kann schnell ins Geld gehen.

Wir haben uns über Facebook-Ads und klassischen Online-Kooperationen sehr gut aufgestellt. Darüber hinaus haben wir auch klassische Medien genutzt, um Awareness weiter aufzubauen, allen voran Tageszeitungen und TV.

Hätten wir schon zu Anfang auf Print und TV gesetzt, ohne eine solide Digital-Marketing-Strategie, wären die Ergebnisse und Uplifts wohl deutlich schlechter ausgefallen.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wichtig waren unsere professionellen Business-Angels – sie haben uns vom ersten Tag an zu Strukturen erzogen, die folgende Finanzierungsrunden deutlich leichter gemacht haben. Mindestens ebenso wichtig war das gesamte Team, das von Anfang an 100 Prozent gegeben hat.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Lasst euch nicht zu sehr von externen Stimmen leiten und versucht euren Weg so zu gehen, wie ihr ihn in einem sinnvollen Businessplan für euch definiert habt. Kritische Stimmen sollte man nie überhören, allerdings muss klar gefiltert werden.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Die Gründung einer Firma könnte in Deutschland noch immer deutlich leichter von statten gehen. Aus eigener Erfahrung kann ich nämlich sagen, dass eine Gründung in der Schweiz wesentlich unkomplizierter ist. Hier haben wir zuerst unsere AG gegründet, die später gestartete GmbH in Deutschland verursacht größeren organisatorischen Aufwand bei Gründung und Betrieb.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Schwer zu sagen, denn das kann ich mir leider nicht mehr vorstellen – ich bin nun über die Hälfte meines Lebens Gründer, und auch in meinen jungen Jahren war es nie mein Traum, einen „klassischen“ Beruf zu erlernen oder auszuüben.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ganz klar: Rocket Internet. Wie der Spagat zwischen Startup-Drive und Konzern-Beschränkungen gemeistert wird, und ob das wirklich umzusetzen ist, ist wohl eine extrem spannende Frage.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
So wie ich es sehe, war noch keine der vergangenen Epochen für die gesamte Menschheit wirklich lebenswert – vielmehr interessiert mich daher die Zukunft, wie und ob die Welt lebenswert gemacht werden kann – und das für alle Bewohner.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Grundsätzlich finde ich beim Thema Geld wichtig, dass man damit solide umgeht und es für die wirklich wichtigen Dinge einsetzt. Und das ist für mich die Familie. Insbesondere möchte ich meinen beiden Kindern eine gute solide Bildung gewährleisten (ja, auch mein Lebenslauf für mich funktioniert hat, würde ich ihn meinen Söhnen so nicht empfehlen).

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit der Familie – sie hilft mir dabei, abzuschalten, KPIs in die Ecke zu stellen und den wichtigen Dingen des Lebens volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit dem französischen Önologen Michel Rolland, der weltweit zahlreiche bedeutende Weingüter berät – wenn es um das Thema Wein geht, gibt es wohl keinen größeren „Influencer“.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Sebastian Post ist Gründer und Geschäftsführer der Wine & Gourmet Digital AG, die die Portale Wein.com, Feinschmecker.com sowie Weinclub.com betreibt. Direkt nach seinem Abitur widmete er sich gleich der Gründung verschiedener Portale. Weinclub betreibt er seit dem Jahr 2014.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.