Gastbeitrag von Jan Evers

Geld von der Sparkasse? Finanzierungsarten im Vergleich

Die Bewerbungsphase für die dritte Staffel von 'Die Höhle der Löwen' läuft. Ein guter Zeitpunkt, verschiedene Finanzierungsformen genauer unter die Lupe zu nehmen: DHDL-Investment vs. Crowdfunding vs. Sparkassen-Kredit. Die Macher vom 'SmartBusinessPlan' checken Vor- und Nachteile.
Geld von der Sparkasse? Finanzierungsarten im Vergleich
Montag, 11. Januar 2016VonElke Fleing

Start-ups, die schnell wachsen möchten, brauchen Kohle! Welche Finanzierungsform aber zum eigenen Unternehmen passt, ist im Vorfeld manchmal schwierig zu sagen. Hier einmal die Unterschiede zwischen DHDL-Investment, Crowdfunding und Sparkassen-Kredit. Passend zum Thema: “Wann macht Bootstrapping Sinn, wann Venture Capital?“.

Worum geht’s?
DHDL-Investment (repräsentativ für Business Angels): In der TV-Sendung ‘Die Höhle der Löwen’ pitchen Gründer vor einer Investoren-Jury. Gelingt es den Kandidaten, einen oder mehrere ‘Löwen’ zu überzeugen, bekommen sie von ihnen Geld für ihre Vorhaben.

Crowdfunding: Beim Crowdfunding handelt es sich um eine sog. Schwarmfinanzierung: Startups oder einzelne Projekte werden durch eine große Menge an kleineren Investoren finanziert. (Zur Unterscheidung unterschiedlicher Formen des Crowdfunding s.u.)

Sparkassen-Kredit (repräsentativ für alle Bankkredite): Die Sparkassen sind bodenständiger Finanzierungspartner Nummer 1 des deutschen Mittelstands. Sie unterstützen Gründer mit individuellen Kreditangeboten und persönlicher Rundumberatung in jeder Phase der Gründung.

Wie lange dauert die Entscheidung?
DHDL-Investment: In der Sendung zumindest sehr kurz. Von der Erstvorstellung bis zur Entscheidung dauert es 1 bis 2 Stunden. Allerdings kennen wir das Auswahlprozedere nicht genau. Vermutlich bewerben sich die Gründer mehrere Wochen vor der Ausstrahlung. Ihre Projekte sind den Investoren aber angeblich im Vorfeld nicht bekannt.

Crowdfunding: Du selbst setzt die Dauer deiner Kampagne an: Meist 1-3 Monate. 2 sind empfehlenswert.

Sparkassen-Kredit: Von der Einreichung deines Businessplans bis zur Bewilligung des Kredits kann es wenige Tage bis mehrere Wochen dauern. Grund für lange Bearbeitungszeiten sind häufig unvollständige Unterlagen.

Gibt es Feedback zum Projekt?
DHDL-Investment: Ja, kurz. Direkt nach dem Ersteindruck. Die Löwen prophezeien, ob das Projekt in dieser Form funktioniert oder nicht und geben unternehmerisches Feedback aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz. Allerdings sehr auf die kurze, harte Message mit medialer Wirkung getrimmt.

Crowdfunding: Ja, viel. Die Usability einer Website oder einer App wird kommentiert und Vermisstes wird angesprochen. Die Crowd stellt möglicherwiese Fragen, die sich die Gründer selbst noch nie gestellt haben. Hier kommentiert auch der Otto-Normalverbraucher.

Sparkassen-Kredit: Ja, stark. Gute Bankberater und Gründer stehen während des gesamten Prozesses im Austausch und besprechen Mängel und Nachbesserungsbedarf.

Kann ich auf Feedback reagieren und mein Konzept korrigieren?
DHDL-Investment: Ja. Im Verlauf der Verhandlungen nach der Sendung wird an allen Punkten noch gefeilt, sowohl an den Investitionssummen, den abzugebenden Shares als auch oft genug am Business-Model.

Crowdfunding: Nachbessern ist immer möglich, beispielsweise durch die Anpassung deiner Präsentation.

Sparkassen-Kredit: Nachbessern ist nicht nur möglich, sondern meistens sogar erwünscht. Selten wird ein Businessplan direkt durchgewunken.

Anteil der Investoren am Unternehmen
DHDL-Investment: Eher hoch. Teilweise wird darum hart gefeilscht. Die Gründer bieten meist 5 oder 20% an. Von den Löwen werden aber schnell 25,1 oder 51% verlangt für ein Investment.

Crowdfunding: Eher gering oder gar nicht je nach Art des Crowdfundings (s.u.).

Sparkassen-Kredit: Nein.

Leistung abseits der Finanzierung
DHDL-Investment: Großes Potenzial: Die Löwen bringen ihre Vertriebskanäle ein, ihre Erfahrung, ihre Verbindungen etc.

Crowdfunding: Auch hier profitieren die Gründer von der geballten Power der Crowd: als Stakeholder, als Multiplikator, als Inputgeber und als Berater.

Sparkassen-Kredit: Eine finanzielle, strategische und persönliche Beratung in allen Phasen der Gründung ist möglich, aber eher selten. Der Gründer profitiert hier vor allen Dingen von der regionalen Vernetzung seiner Bank bzw. seines Beraters.

Return on Investments
DHDL-Investment: Je nach Vereinbarung fließt Geld in Form von Darlehen, Geschäftsanteilen oder Umsatzbeteiligungen zum Investor zurück. Oberstes Ziel der Investoren ist es, am Exit mit zu verdienen. Im Rückblick sollten dann 10 oder 20 oder noch mehr Prozent Return pro Jahr erwirtschaftet worden sein.

Diese Maxime führt auch dazu, dass nur skalierbare oder stark wachsende Geschäftsideen interessant sind – und dass der Investor bei schwachem Wachstum hohen Druck ausübt.

Crowdfunding:
Abhängig von der Art des Crowdfundings. Beim equity based und lending based Crowdfunding fließt Geld zurück, beim reward based Crowdfunding gibt es Produkte oder Leistungen als Gegenleistung, und beim donation based Crowdfunding erhalten die Unterstützer keinen nennenswerten Rückfluss, sie spenden.

Sparkassen-Kredit: Der geliehene Geldbetrag wird in festgelegten Raten mit Zinsen zurück bezahlt. Kreditverträge unterscheiden sich nur in der Dauer der tilgungsfreien Zeit und dem Fälligkeitszeitpunkt.

Geeignet für Einzelunternehmer oder nicht skalierbare Geschäftsmodelle
DHDL-Investment: Nein, zumindest nicht, um Investoren zu finden. Aber: Siehe Marketing…

Crowdfunding: Ja, zumindest für Kunst- und soziale Projekte.

Sparkassen-Kredit: Ja sehr.

Chance auf Marketing-Effekt
DHDL-Investment: Die Chance, die Bekanntheit zu steigern, ist hier sehr hoch. Das Projekt wird in jedem Fall gepusht. Bereits während der Sendung besuchen die Zuschauer die Websites (und die Server brechen regelmäßig zusammen). Eventuell schauen sogar weitere Finanzierungswillige zu. Durch das Medienecho und Soziale Netzwerke erhält das Projekt sehr schnell eine enorme Reichweite.

Crowdfunding: Die Chance ist hoch. Dafür ist aber auch ein hohes Maß an Eigeninitiative nötig: Wenn es sich nicht gerade um die eierlegende Wollmilchsau handelt, muss das Projekt auf allen bedienbaren Kanälen ordentlich gepusht werden.

Sparkassen-Kredit: Null.

Risiko des medialen Scheiterns
DHDL-Investment: Schattenseite dieser Finanzierungsform ist das große Risiko des medialen Scheiterns. Die Geschäftsidee kann vor einem Millionenpublikum und in allen Medien zerrissen werden. Negative Berichte sind dann ggf. für Jahre online. Aber selbst Startups, die von den Investoren verrissen wurden, profitierten bisher immer durch die enorme Reichweite der Sendung.

Crowdfunding: Ist durchaus vorhanden. Denn ein Scheitern kann Interessenten natürlich abschrecken. Und auch hier sind gescheiterte Projekte noch eine Zeit lang im Netz zu finden.

Sparkassen-Kredit: Nein.

Welche Rolle spielt der Businessplan?
DHDL-Investment: Der Businessplan ist wesentliche Grundlage einer jeden Gründung und dient vor allem dem Gründerteam zur Überprüfung der Geschäftsidee und der gemeinsamen Ziele.

Für die Bewerbung bei DHDL reicht schon ein vorläufiger Plan. In der Sendung selbst zählt dann nur der Pitch. Hin und wieder fragen die Löwen aber auch mal eine Info aus dem Businessplan ab.

Tipp: Besonderes Augenmerk legen die Juroren auf den Finanzteil des Businessplans und die Plausibilisierung des Umsatzes.

Crowdfunding: Der Businessplan dient Kapitalgebern zur Überprüfung des Geschäftsmodells hinsichtlich Risiken und Erfolgschancen. Beim Crowdfunding dient der Businessplan zudem als Informationsquelle für die Crowd.

Tipp: Der Fokus liegt hier eher auf dem Gründerteam und dem Geschäftskonzept. Der Businessplan für die Crowd muss nicht im Zahlenteil, dafür aber vom Design, und Inhalt überzeugen. Und vor allen Dingen einfach zu lesen sein.

Sparkassen-Kredit: Wer Geld benötigt, braucht einen Businessplan. Das gilt vor allen Dingen für Sparkassen-Kredite. Denn nur mit Businessplan kann die Bank das Risiko bei der Kreditvergabe einschätzen.

Tipp: Zahlen, Text und Gründerkompetenz sollten zusammen passen. Ghostwriting von Beratern oder stumpfes Abschreiben von Vorlagen birgt hohe Risiken.

Fazit: Hast Du eine noch nie dagewesene Idee mit einem gut skalierbaren Geschäftsmodell und ein selbstbewusstes, schlagfertiges Team – dann solltest du es durchaus mal bei der ‘Höhle der Löwen’ – oder anderen Business Angels oder VCs – probieren!

Kannst Du eine gute Idee, aber keine Sicherheiten vorweisen? Arbeitest du an einem Kunstprojekt, das keine Chance auf einen Bankkredit hat? Oder ist dein Finanzierungsbedarf schlicht zu klein für die Bank? Dann bist du beim Crowdfunding genau richtig! Crowdfunding eignet sich übrigens auch für kleine und mittlere, bereits am Markt bestehende Firmen, die neue Produkte und Ideen entwickeln wollen und dabei unabhängig von Banken bleiben möchten.

Vor der DHDL-Kamera zu präsentieren, ist nicht jedermanns Sache. Sich im Internet als Gründerpersönlichkeit vorzustellen auch nicht.

Wenn du kein spektakuläres Startup planst, sondern eine ganz solide Geschäftsidee verwirklichen willst, bist du vermutlich bei einem Sparkassen-Kredit besser aufgehoben. Da geht es ruhiger zu – ohne Spotlight und ohne fordernde Investoren, die dir ins Geschäft reinreden. Allerdings handelt es sich bei Sparkassenkrediten eben nicht um Investments in ein Startup, sondern um rückzahlbare Kredite – dafür gibt man dann aber auch keine Anteile ab.

Zur Person:
jan-evers

Gründungsexperte Dr. Jan Evers ist Inhaber der Beratungsgesellschaftevers & jung in Hamburg und Mitbegründer von SmartBusinessPlan. Er berät Ministerien, Banken und Wirtschaftsförderer und entwickelt Konzepte und Lösungen, die Unternehmern das Gründen sowie die Selbstständigkeit erleichtern: SmartBusinessPlan ist eine Software, die den Gründer von der Geschäftsidee bis zum druckfertigen PDF durch das Erstellen eines Businessplans führt.

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Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.