Andreas Tschas im Interview

Pioneers Festival sucht die 500 besten Early-Stage Startups

Was einst klein begann, ist mittlerweile eine feste Größe und ein wichtiger Termin für Start-upper, Investoren und Szenekenner aus dem Raum DACH geworden: das Pioneers Festival in der Hofburg. Mit Pioneers Asia vergrößert das Festival seinen Wirkungskreis.
Pioneers Festival sucht die 500 besten Early-Stage Startups
Mittwoch, 25. November 2015VonChristina Cassala

Fernab aller Sisi-Klischees und Alpenromantik entsteht in Österreich eine zunehmend agile Start-up-Szene, die stetig wächst und gedeiht. Einen wichtigen Anteil dafür leistet jedes Jahr das Pioneers Festival in der Hofburg. Über dieses und vieles mehr berichten wir regelmäßig in unserem Themenschwerpunkt Österreich.

Das Pioneers Festival in Wien spielt im Ökosystems Österreich eine wichtige Rolle: worin seht ihr eure Pionier-Funktion?
Unser erstes Event brachte 40 Teilnehmer zusammen, wir hatten ein Budget von 200 Euro. Das war vor rund sechs Jahren. Im Nachhinein betrachtet war die Szene sehr überschaubar, um es milde auszudrücken. Trotzdem war eine gewisse “Grundqualität” vorhanden – Flo Gschwandtner, CEO Runtastic, hatte zum Beispiel bei einem unserer ersten Events seine Vision von Runtastic gepitched. Nicht viele glaubten an die Idee. Mit dem Exit an die Adidas Group wissen wir ja mittlerweile wie die Runtastic-Story verlief. Das ist Großartig für unseren Standort Österreich und die Startupszene hier im Lande. Die Jungs von Runtastic, die 4 Co-Founder, investieren mittlerweile selbst in Start-ups.

Exits bringen einfach Kapital in die Szene, da Gründer meist selbst dann investieren und VCs dem Startuphub mehr Aufmerksamkeit schenken. Genau solch erfolgreiche Projekte braucht es. Medien und etablierte Unternehmen schenken uns und der Szene immer mehr Aufmerksamkeit.

In den letzten Jahren hat sich Österreich echt gut entwickelt, neben Runtastic gibt es viele weitere Startups die sehr erfolgreich sind: Shpock (Exit an Schibsted), Zoomsquare (Investment von Hermann Hauser), Codeship (Series A $2.6M), Hitbox.tv (Series A $4M), busuu.com ($6.7M Series B) so wie mySugr ($4.8M Seed). MySugr gewann 2011 die erste Startup Competition, die wir veranstalteten – das war der Vorgänger der Pioneers Challenge, das Herzstück des Pioneers Festivals.

Pioneers500 ist ein wichtiger nächster Entwicklungsschritt von Pioneers: Wir suchen die 500 besten Early-Stage Startups. Gründer bewerben sich in sieben Bereichen: Financial Services, Business & Productivity, Materials & Manufacturing, Energy & Utilities, Life Style & Entertainment, Mobility & Transportation, und Life Sciences & Agriculture. Die besten 500 laden wir zum Festival ein, aber diese Auswahl treffen wir nicht alleine, sondern gemeinsam mit ausgewählten Experten aus der Community, unter anderem mit Accel, Index, Valar, Techstars und Seecamp.

Das Festival hat mittlerweile einen festen Stellenwert in der Region DACH. Wie erklärt ihr euch diesen Zulauf?
Qualität. Wir haben selbst sehr hohe Ansprüche. Das Gesamtbild muss ein rundes sein. Wir arbeiten sehr hart daran, ein tolles Produkt und einzigartige Services zu bieten. Bei unserem Programm wird jeder Keynote Speaker genau ausgewählt – wir wollen hier wirklich Vorträge zeigen, die es noch nicht auf Youtube gibt. Nächstes Jahr gehen wir erstmalig den Schritt, dass sich jeder Teilnehmer bewerben muss. Nur so können wir die Qualität unserer Teilnehmer sicherstellen und diese bereits im Vorfeld vernetzen.

Nächsten Mai findet das Festival bereits zum fünften Mal in der Hofburg statt, das über 500 Jahre alte Gebäude ist eine Herausforderung zu bespielen, dennoch sie die Teilnehmer jedes Jahr aufs neue von der geschichtsträchtigen Hofburg begeistert. Mit den Amerikanern scherzen wir oft dass die Hofburg älter ist als ihr Land.

Nun stellt ihr das Festival neu auf und eine Teilnahme ist nur noch über „invitation only“ möglich. Was sind die Gründe für diese Neuausrichtung oder gar Kurswechsel?
Es gibt mehr und mehr Events und viele davon wollen jedes Jahr größer werden. Wir wollen da einen anderen Weg gehen und arbeiten daran den 2.500 Teilnehmern unserer Veranstaltung noch mehr Wert zu bieten.

Auch deshalb werden im nächsten Jahr ziemlich genau 500 Startups, 1.000 Gründer – zwei pro Start-up, am Pioneers Festival sein, diese können sich aber keine Tickets kaufen, sie bewerben sich und werden von uns eingeladen. Ja, sie müssen sich kein Ticket kaufen – wir laden die besten 500 zum Festival ein. Also von dem Aspekt her, ist es Invite-only.

Aber auch unsere restlichen Teilnehmer wie Investoren und Vertreter von etablierten Unternehmen müssen sich bewerben. Damit wollen wir sicherstellen, dass im Endeffekt für jeden der Teilnehmer interessante Businesspartner auf der Veranstaltung sind. Diese werden bereits vorab vernetzt und können sich dann auf der Veranstaltung Termine ausmachen.

In Kooperation mit Nikkei Inc. veranstaltet Pioneers im kommenden Jahr erstmals das Pioneers Asia in Tokio. Welche Verbindung im Start-up Ökosystem besteht zwischen Österreich und Japan?
Wir sehen uns bereits seit Längerem verschiedene Regionen an. Asien war und ist hier sehr attraktiv für uns. Es handelt sich dabei aber nicht einfach nur um einen Wachstumsmarkt und das Technikmekka, sondern um eine teils noch sehr junge und dynamische Startup-Region.

Jeder versucht eine Brücke in das Silicon Valley zu schlagen, doch der asiatische Markt ist nicht weniger interessant. In Asien gibt es sehr viel Potential: sehr gute Start-up Projekte einerseits und renommierte Firmen, die erkannt haben, dass Innovation nicht immer aus dem eigenen Haus kommen muss, auf der anderen Seite. Das sind super Voraussetzungen, um darauf aufzubauen. Wir können diese beiden Gruppen dank unserer Erfahrung und unseres weltweiten Netzwerks zusammenbringen.

Welche Ziele bzw. Wünsche stecken hinter dieser Kooperation?
Japan hat was Start-up-Kultur angeht noch einiges aufzuholen. Mit Pioneers Asia in Tokio wollen wir natürlich einerseits die lokale Szene fördern aber auch die Verbindung nach Europa beginnen. Europäische Start-ups sollen über Pioneers auch die Möglichkeit bekommen, wertvolle Kontakte nach Asien bekommen – zu lokalen Geschäftspartnern, Investoren und natürlich Medien. Genauso erhalten asiatische Start-ups über den Pioneers-Hub Kontakte nach Europa. Pioneers soll für Gründer aus Asien das Einstiegstor nach Europa sein.

Nikkei ist dafür natürlich ein spannender Partner. Als einer der größten Medienkonzerne weltweit, haben sie ein herausragendes Netzwerk und Medienreichweite. Dieses Netzwerk soll nicht nur Pioneers unterstützen in Asien an Bekanntheit zu gewinnen aber auch unseren Start-ups helfen. In Europa hat ja Nikkei unlängst mit dem Kauf der Financial Times auf sich aufmerksam gemacht.

Wir können mit Sicherheit beide sehr viel von einender lernen und profitieren. Mit Pioneers kennen wir die Start-up Community wie kaum ein Zweiter, und haben die Glaubwürdigkeit in der Start-up-Szene, was für Nikkei den Zugang erleichtern soll.

Werden weitere Städte in Asien oder gar andere Kontinente folgen, wenn ja, welche?
Ja, so viel kann man sagen – es ist Teil unserer Strategie. Der Nahe Osten, aber auch Lateinamerika sind sehr spannend für Pioneers. Unser Fokus gilt 2016 allerdings Asien und dem 5-jährigen Jubiläum des Pioneers Festival in Wien.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.