Andreas Fischer von Modomoto

“In Österreich spielen Trends eine untergeordnete Rolle”

"Die modischen Bedürfnisse unterscheiden sich nicht nur zwischen den Ländern, sondern sind auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Nicht alles was in Hamburg als in gilt wird auch in Berlin getragen und umgekehrt", sagt Andreas Fischer von Modomoto.
“In Österreich spielen Trends eine untergeordnete Rolle”
Montag, 2. November 2015VonChristina Cassala

Seit 2011 kleidet der Berliner Curated-Shoppingdienst Modomoto männliche Shoppingmuffel ein. Jetzt vergrößert sich das Führungsteam – aus drei werden vier. Das ist eine gute Gelegenheit, einmal wieder über das Start-up und seine Expansionspläne zu sprechen. In der DACH-Region ist es bereits aktiv. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Andreas Fischer über Verzollung, Marktdurchdringung und aktuelle Trends.

Wir haben lange nichts mehr von Modomoto gehört. Was ist in den letzten Monaten passiert?
Wir haben insgesamt ein tolles Jahr mit großem Wachstum hinter uns. Meilensteine waren 2015 die Inbetriebnahme unseres neuen Logistikzentrums mit 4000 Quadratmeter, die Expansion in die Schweiz und die neue Modomoto-App, die seit letzter Woche im Apple Store verfügbar ist. Nun gehen wir mit der Verpflichtung von Philipp Lück als neuen COO einen weiteren großen Schritt nach vorne.

Mit Philipp Lück erweitert das Unternehmen nun sein Führungsteam: Welche Aufgaben wird er ab sofort übernehmen und welche Veränderungen wird es daher im Management geben?
Philipp Lück wird das operative Geschäft verantworten und in diesem Rahmen insbesondere für die strukturelle Weiterentwicklung und Prozessoptimierung zuständig sein. In seiner Position als COO wird er somit das Gründerteam um Corinna Powalla, Mathias Fiedler und mich unterstützen.

Warum ist eine Erweiterung des Führungsteams notwendig geworden?
Modomoto hat sich in den letzten vier Jahren großartig entwickelt und wird auch 2015 wieder um 100 % wachsen. Diesen Rückenwind nutzen wir um die weitere Skalierung und Expansion voranzutreiben. Dass die Zukunftsaussichten hervorragend sind, beweisen ständig neue Studien zu Wachstumsraten im E-Commerce und dem Umsatzrückgang im stationären Handel.

Als Logistiker wird sich Philipp Lück vor allem um die Abwicklung des Bestellprozesses kümmern. Wie stark stehen mit der Stärkung dieses Bereiches die Zeichen auf Wachstum?
Nach der sehr erfolgreichen Expansion nach Österreich und in die Schweiz planen wir gerade sehr intensiv an der weiteren Internationalisierung.

Modomoto ist in Österreich aktiv. Seit Anfang September dieses Jahres auch in der Schweiz: wie schwer war es, den Kernmarkt zu verlassen und welche Erfahrungen haben Sie als Unternehmen bislang sammeln können?
Bislang haben wir bei den Markteintritten in neue Länder sehr gute Erfahrungen gesammelt. In der Schweiz beispielsweise ist die Verzollung und der Versand natürlich eine operative Herausforderung, die sich aber lohnt. Die Nachfrage auf dem dortigen Markt ist riesig und Modomoto wird von den Kunden toll angenommen.

Gibt es modisch Unterschiede innerhalb der Region DACH?
Absolut. Die modischen Bedürfnisse unterscheiden sich dabei nicht nur zwischen den Ländern, sondern sind auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich. Nicht alles was in Hamburg als in gilt wird auch in Berlin getragen und umgekehrt. Generell kann man aber sagen, dass in den meisten Teilen Deutschlands neben aktuellen Trends auch Tragekomfort und Preis von großer Bedeutung sind. In Österreich hingegen spielen Trends eher eine untergeordnete Rolle. Schweizer achten sehr stark auf Qualität und hochwertige Materialien.

Innerhalb welchen Zeitraums versuchen Sie, die Kundenzahlen und verschickte Pakete dem deutschen Markt anzugleichen?
Unser Ziel ist es, in der Schweiz möglichst schnell eine ähnliche Marktdurchdringung wie in unseren Kernmärkten Deutschland und Österreich zu erreichen. Die Zeichen hierfür stehen sehr gut.

Wie wollen Sie dies erreichen?
Es ist wichtig, sich den lokalen Besonderheiten anzupassen, beispielsweise durch eine individuelle auf die Bedürfnisse der Schweizer angepasste Ansprache. Dies gilt in der Kommunikation genauso, wie bei dem auf die Wünsche der Schweizer angepassten Einkauf und der Auswahl der Produkte.

Wie viele Abo-Kunden zählt Modomoto derzeit bzw. wie viele Boxen werden in Deutschland derzeit verschickt?
Modomoto ist kein Abo-Modell im klassischen Sinn. Jeder Kunde bestimmt individuell wann und in welchem Rhythmus er eine Box von uns zugeschickt bekommt. Aktuell beliefern wir mehr als 200.000 Kunden.

Unlängst kündigte Kisura seine Expansionspläne in die USA an. Gibt es Modomoto ebenfalls Pläne, das Amerikageschäft aufbauen? Was sind hier die Gründe dafür bzw. dagegen?
Eine Expansion in die USA ist derzeit nicht geplant. Wir sind überzeugt, dass der europäische Raum noch sehr viel Raum für Wachstum bietet.

Passend zum Thema: “‘Bitte keine Schokolade’ – Corinna Powalla von Modomoto

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.