Gastbeitrag von Niels Christiansen

Ein Tag Held sein – und wie Mitarbeiter zu Fans werden

Beim Corproate Volunteering geht es um die Freistellung der Belegschaft für gemeinnützige Zwecke. Haben sich zunächst eher anglo-amerikanische Konzerne dieser Form des Engagements bedient, zieht es heute auch deutsche Mittelständler und Start-ups in die gemeinnützige Landschaft.
Ein Tag Held sein – und wie Mitarbeiter zu Fans werden
Mittwoch, 28. Oktober 2015VonTeam

Ob Social, Earth oder Caring Day, Corporate Volunteering-Days liegen voll im Trend – nicht nur Großunternehmen haben ihren Wert erkannt. In unzähligen Ländern wird es bereits seit vielen Jahren gemacht – die Amerikaner, die Briten und Holländer praktizieren es regelmäßig. Nun hat er sich auch in der deutschen Unternehmenslandschaft etabliert. Die Rede ist vom Corproate Volunteering-Day. Corproate Volunteering beschreibt den Teil des unternehmerischen Engagements, bei dem es um die Freistellung der Belegschaft für gemeinnützige Zwecke geht. Haben sich zunächst eher anglo-amerikanische Großkonzerne dieser Form des Engagements bedient, zieht es heute auch deutsche Mittelständler und Start-ups in die gemeinnützige Landschaft, um in der Gesellschaft etwas zu bewirken.

Viele wollen es, finden oftmals aber nicht die Zeit für ein Engagement

Selten wird ein Begriff so heiß diskutiert wie die sogenannte Generation Y, welche eine Arbeitnehmer-Generation beschreibt, die nach dem „Warum“ fragt und kritischer zu sein scheint. Ob sie existiert oder nicht, spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle. Fest steht, gerade jüngere Arbeitnehmer wünschen sich oftmals eine sinnstiftende Arbeit und versuchen dies häufig durch ein privates Engagement zu realisieren. Doch in Zeiten ständiger beruflicher Verfügbarkeit und hoher Arbeitsbelastung ist die Wahrnehmung eines Ehrenamts ein eher schwieriges Unterfangen. Unternehmerische Volunteering-Days eröffnen den teilnehmenden Mitarbeitern daher häufig mehr als „nur“ einen Tag Gutes zu tun. Da oftmals Beruf, Privatleben und ehrenamtliches Engagement schwer unter einen Hut zu bekommen ist, bieten solche Tage für Viele die Gelegenheit sich für diejenigen einzusetzen, denen sie gerne ihre Unterstützung zukommen lassen wollen. Lässt sich das Engagement also mit der Arbeit verbinden, steigt nicht nur die Motivation vieler Mitarbeiter, sondern auch die Identifikation mit ihrer Arbeit.

Ein Tag der jedem etwas bietet

In vielen deutschen Unternehmen steht der jährliche Volunteering-Day bereits fest auf der Agenda und ist in etlichen Teeküchen über Wochen das Gesprächsthema Nr.1. Brigitte erzählt, das sie ins Tierheim geht um ein Insektenhotel zu bauen. Peter berichtet über die Umweltschutzorganisation, die er jedes Jahr beim Volunteering-Day unterstützt und dass er dieses Mal bei einer Müllsammelaktion am Ostseestrand behilflich sein wird und Simone macht sich in diesem Jahr für die Kleinsten stark und unterstützt bei einem Kinderfest eines Kinderheims. Die Möglichkeiten eines Volunteering-Days sind so vielfältig wie die gemeinnützige Landschaft selbst. Ob Senioren, Kinder, Behinderte, Tiere, Natur und Umwelt – quasi jeder hat ein Thema für das er sich gerne engagieren möchte. Ein unternehmerischer Volunteering-Day sollte daher möglichst vielfältig sein, damit die individuellen Interessen des Einzelnen berührt werden.

Nicht nur die gemeinnützigen Organisationen profitieren durch die „Man-Power“ von diesem Tag, mit der sie auch größere Vorhaben bewältigen können. Auch die Mitarbeiter und insbesondere das Unternehmen kann einen immensen Nutzen daraus ziehen – sofern dieser erkannt wird. Neben der steigenden Motivation bei den Mitarbeitern und einer höheren Identifikation mit der eigenen Arbeit, können Volunteering-Days auch bewusst zur Teamentwicklung beitragen. Auch werden Unternehmen, die sich für Umwelt und Gesellschaft engagieren zunehmend von Bewerbern auf die Möglichkeiten des Engagements angesprochen – damit trägt Corporate Volunteering auch ganz wesentlich zum Aufbau einer Employer Brand bei.

Corporate Volunteering wirkt

Laut einer Studie der Universität Bremen (2013) nahmen 80 % der Mitarbeiter des sogenannten „Bremer Day of Caring“ an dem Aktionstag teil, weil sie gemeinsam mit ihren Kollegen etwas Gutes tun wollten. Äußere Zwänge scheinen dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen, denn lediglich 1 % der Befragten gibt an, dass sie zur Teilnahme von Kollegen überredet worden. Die positive Wirkung, die ein Volunteering-Day auf die Belegschaft hat ist daher nicht zu unterschätzen.

Eine gute Vorbereitung ist das A und O

Wollen Unternehmen einen Volunteering-Day durchführen müssen sie einiges beachten und zudem Zeit einplanen, um einen wirkungsvollen Tag zu gestalten. Zunächst gilt: Nicht jeder ist daran interessiert den Arbeitsplatz gegen ein gemeinnütziges Projekt einzutauschen. Die Teilnahme sollte daher auf Freiwilligkeit beruhen und es darf kein „Engagement-Druck“ aufgebaut werden. Da jedoch der Großteil der Belegschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit neugierig und gespannt darauf ist, sollten die Mitarbeiter frühzeitig eingebunden werden. Die Auswahl der Organisationen die eingeladen werden, um mit diesen geeignete Aktionen zu besprechen, bietet idealen Spielraum um die Mitarbeiter einzubeziehen – viele haben bereits Organisationen oder Themen im Kopf wofür sie sich gerne stark machen wollen. Des Weiteren ist es wichtig, dass der Volunteering-Day von der Geschäftsführung gewollt ist und entsprechend unterstützt wird. Dies kann am besten signalisiert werden wenn Führungskräfte und Geschäftsführung mit an Board sind und auch sie ihren Arbeitsplatz gegen ein gemeinnütziges Projekt eintauschen – zumindest einmal im Jahr, am Volunteering-Day.

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Zur Person
Niels Christiansen ist Geschäftsführer und Nachhaltigkeitsberater bei sustaineration. Mit der Online-Plattform Geberlaune bietet er ein Tool zur Unterstützung von Volunteering-Days.

Foto: Staff Serving Food In Homeless Shelter Kitchen from Shutterstock