Samwersche Problembären

7 Rocket Internet-Startups, die derzeit nicht rocken

Oliver Samwer ist kein König Midas, nicht alles, was der Rocket Internet-Chef ins Netz hievt, wird direkt ein Erfolg. Neben Einhörnern produziert die Firmenschmiede deswegen auch immer wieder Problembären. Hier die aktuelle Problembär-Liste von Rocket Internet.
7 Rocket Internet-Startups, die derzeit nicht rocken
Freitag, 16. Oktober 2015VonAlexander Hüsing

Der Berliner Über-Inkubator Rocket Internet kämpft derzeit vor allem mit seinem Börsenkurs. Dieser schwankte in den vergangenen Wochen wie eine Nussschale aus der wilden Spree – rauf und runter und wieder rauf. Noch immer aber liegt der Kurs deutlich unter dem Ausgabepreis vor einem Jahr. Nicht umsonst drängte Rocket-Chef Oliver Samwer zuletzt auf einen zügigen Börsengang seiner Beteiligung Delivery Hero – “Rocket Oli drängelt, Niklas aber hält dem Druck stand“.

Positiv dürfte den Samwerclan zumindest stimmen, dass sie derzeit vier Einhörner im Stall haben – darunter neben Delivery Hero auch HelloFresh, dass zuletzt mit einer Bewertung in Höhe von 2,57 Milliarden Euro auftrumpfte.

Doch es gibt auch etliche Problemfälle im samwerschen Start-up-Universum. Hier die aktuelle Problembär-Liste von Rocket Internet.

Bonativo
Den Biomarktplatz Bonativo konnte Rocket Intenet in London nicht etablieren. Das Aus begründete das junge Start-up mit einer für Rocket Internet sehr untypischen Begründung: “Bonativo was started in three countries within a short space of time at the beginning of this year. Building our service across all three markets proved to be a bigger challenge than expected”. Ein Rocket Internet-Start-up scheitert somit daran, sein Produkt in drei Ländern bzw. drei Städten gleichzeitig auszurollen. Hinter diesem Satz müssten nun mindestens drei Ausrufezeichen stehen.

Eatfirst
Schon seit dem Sommer ruht das Geschäft von Eatfirst in Berlin. Ein Ende der vermutlich längsten Sommerpause der Welt ist nicht in Sicht. Ende September bat das Start-up auf Anfrage “noch um ein wenig Geduld”.

Helpling
Auch beim Putzvermittler trat Rocket Internet auf die Bremse – sogar ordentlich! Das junge Start-up trennte sich von rund 20 % seiner Mitarbeiter. Aus Brasilien, Schweden, Spanien und Kanada zog sich die Jungfirma sogar komplett zurück. Helpling galt im Hause Rocket Internet zuvor eine Art Muster-Start-up für schnelle und erfolgreiche Expansion – siehe “171 Tagen rund um den Globus: Musterbeispiel, wie Rocket Internet Start-ups hochzieht“.

ShopWings
Das Einkaufs-Start-up ShopWings entpuppte sich in Deutschland als Rohrkrepierer. Das Einkaufs-Start-up, das vor allem teuer ist, sucht sein Heil seitdem in Australien und Südostasien. Als Gründe für das Aus hierzulande sind wohl “kostenträchtige Auflagen für Verbraucherinformationen und die mangelnde Kooperation mit dem Einzelhandel”.

SpaceWays
Bei Spaceways, einem Einlagerungsservice für Privatpersonen in Metropolregionen, lief zuletzt nicht alles wie erwartet. Das Start-up expandierte nach de Start in London in mehrere Städte und Länder. Inzwischen sind alle SpaceWays-Niederlassungen – bis auf London – schon wieder Geschichte. Die drei SpaceWays-Gründer sind zudem ausgestiegen.

Travelbird
Das Reise-Start-up Travelbird, in das Rocket Internet bisher 32 Millionen Euro investierte, baute zuletzt massiv Stellen ab. Von knapp 700 Mitarbeitern müssen etwa 100 gehen. Dazu wird das Geschäft in Portugal, Spanien, Italien, Ungarn und Polen eingestellt (Meedia). Rocket Internet hielt zuletzt 25,2 % am verlustreichen Unternehmen.

Zencap
Um die Kreditplattform Zencap gab es zuletzt viele Gerüchte. Angeblich wurde der FinTech-Problembär sogar schon an Funding Circle verkauft – siehe Gründerszene. Genauso laut sind aber die Gerüchte, dass Rocket Internet Zencap und Lendico fusioniert.

Fotogalerie: Rocket Internet – Die neuesten Start-ups

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Der Berliner Über-Inkubator Rocket Internet gründet bekanntlich Start-ups wie am Fließband – und manchmal noch schneller. Hier eine Übersicht der neuesten Projekte.

Foto: Portrait of a brown bear from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.