Zwist um den Delivery Hero-IPO

Oli drängelt, Niklas aber hält dem Druck stand

Delivery Hero soll an die Börse - so weit so unspektakulär. Wenn es nach Oliver Samwer geht, möglichst schnell. Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg will aber nicht - zumindest nicht so schnell. Er lässt sich von seinem Gesellschafter auch nicht drängeln, sondern stellt sich gegen ihn.
Oli drängelt, Niklas aber hält dem Druck stand
Freitag, 9. Oktober 2015VonAlexander Hüsing

Oliver Samwer ist gewöhnlich gerne schnell unterwegs – sei es in Sachen Expansion oder Börsengang. Auch seine Beteiligung (38,5 %) Delivery Hero würde der passionierte Porschefahrer gerne schnell an der Börse sehen. Wohl auch, um der schwächelnden Rocket-Aktie auf die Beine zu helfen. Doch Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg lässt sich nicht drängeln, er stellt sich nun sogar öffentlich gegen seinen gewichtigen Gesellschafter. “Ich treffe meine Entscheidung gemeinsam mit allen Investoren, da kann Oliver Samwer Druck machen, wie er möchte”, zitiert die Wirtschaftswoche den Schweden, der seit einigen Jahren an der Spitze von Delivery Hero steht.

In einem gemeinsamen Gespräch sei sogar “geklärt worden, dass der Schwede das Unternehmen leite und das letzte Wort habe”, heißt es dem kurzen Magazinbericht zufolge weiter. Klingt zwischen den Zeilen nach Zwist im Heldenland. Zumal der heldenhafte Östberg den Samwers den Schritt zur Mehrheitsübernahme bei Delivery Hero, in Deutschland mit Lieferheld und Pizza.de aktiv, gezielt verbaut hat: “Wir haben mit allen Anteilseignern Vereinbarungen getroffen, die sicherstellen, dass es ein Delivery-Hero-Geschäft bleibt”. Rocket Internet kann und soll somit nicht die Kontrolle bei Delivery Hero übernehmen. Ein Ziel, das Oliver Samwer seit dem Einstig hat. Als Rocket Internet gerade Foodora an Delivery Hero weitergereichte teilte der Lieferdienstvermittler sogar unverzüglich mit, dass der Kaufpreis komplett “in Cash bezahlt” wurde und nicht mit Anteilen. Östberg hatte zuletzt einen Börsengang im kommenden Jahr anvisiert.

Delivery Hero scheint derzeit recht gut unterwegs (nach den diversen Übernahmen aber auch kein Wunder): Den Vorjahresumsatz erreichte das junge Unternehmen schon fast im ersten Halbjahr. “‘In einigen Märkten sind wir schon profitabel’, so in skandinavischen Ländern und der Türkei. ‘In Deutschland sind wir am Break-even'”, heißt es im Bericht weiter. Unterdessen baut Östberg mit Valk Fleet eine weitere B2B-Logistik- und Essenslieferfirma auf – siehe “Valk Fleet Is Delivery Hero’s Stealthy Logistics And Food Delivery Platform“.

Hausbesuch bei Delivery Hero

ds-hero-hb

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich bei Delivery Hero kürzlich noch einmal ganz genau umsehen. Er fand selbstverständlich viele Pizzakartons und viele Superhelden. Einige Eindrücke unserer Fotogalerie.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.