Bastel-Start-up steht zum Verkauf

In der Wummelkiste wummelt es nicht mehr so richtig

Die Wummelkiste, einst von Team Europe erdacht und finanziert, steht zum Verkauf. Die Gründe für das quasi Scheitern der Berliner Wummelkiste liegen ähnlich wie beim Mitbewerber Tollabox, der im Frühjahr dieses Jahres den Bach runter. Es geht um zu hohe Marketingkosten.
In der Wummelkiste wummelt es nicht mehr so richtig
Dienstag, 29. September 2015VonAlexander Hüsing

Die Berliner Wummelkiste wird kein Killer-Startup mehr. Schon im Frühjahr dieses Jahres verkündete das Start-up seinen Abo-Kunden, dass man “keine neuen Wummelkisten” mehr verschicke. Was wohl heißen sollte, dass das junge Unternehmen, das Kinder zwischen 3 und 8 Jahren als Zielgruppe hat, nur noch alte Ideen (was definitiv kostengünstiger ist) unters Volk bringen wollte. Was für langfristige Kunden aber sicherlich keine schöne Nachricht war. Inzwischen verkauft das 2012 gestartete Unternehmen auch keine monatlichen Abos mehr, sondern nur noch teure Einzelkisten für satte 49,95 Euro. Wobei die bestehenden Kunden weiter ihre monatlichen Boxen bekommen.

Geschäftsführer Gordon C. Thompson führt unterdessen Verkaufsgespräche mit einem “renommierten Unternehmen, das über Marketing-Erfahrung und die Kundenbasis verfügt, die nötig ist, um die Produktidee der Wummelkiste zu skalieren”, wie Internet World berichtet. In der Vergangenheit war via Berliner Flurfunk immer mal davon die Rede, das der Klebstoffhersteller Pritt, gehört zu Henkel, Interesse an Wummelkiste habe. Seitdem ist aber viel Zeit vergangen. Zeit, die für die Wummelkiste-Crew nicht von Vorteil war.

Die Gründe für das quasi Scheitern der Wummelkiste liegen ähnlich wie beim Mitbewerber Tollabox, der im Frühjahr dieses Jahres den Bach runter ging – siehe “5 simple Gründe, warum Tollabox gescheitert ist“. “Wir müssen sehr viel Geld ausgeben, um einen Kunden zu gewinnen. Wir haben, TV-, Radio-, Print-Werbung, Social Media, Search, Flyer, Banner, Affiliate- und E-Mail-Marketing ausprobiert. Darüber haben wir durchaus einen signifikanten Traffic erzeugt, aber dadurch, dass wir nur ein einziges Produkt anbieten, blieb die Conversion Rate zu niedrig, um die hohen Kosten für den Traffic zu rechtfertigen”, sagte Thompson, der die Wummelkiste von Gründerin Philippa Pauen übernahm, dem Fachmagazin.

Sprich: Die hohen Marketingkosten haben der Wummelkiste die Bilanz verhagelt. Die Kunden mussten auch bei Tollabox extrem lange an Bord blieben, bis sich das Konzept gerechnet hätte. “11 Monate wären erforderlich gewesen, um Mitte 2017 mit 20.000 Abonnenten Breakeven zu gehen. Die Abodauer ließ sich jedoch einfach nicht ausreichend steigern”, sagte Tollabox-Macher Oliver Beste vor einigen Monaten. Die Tollabox-Nutzer blieben aber nur 7,5 Monate an Bord. Ein Problem, dass auch Bastelboxenpionier Kiwicrate kennt. “Weil ihre Abodauer auch nicht länger ist als unsere”, berichtete Beste. Der Hype um Bastelbosen für Kinder dürfte damit beendet sein – immerhin haben sich nun mehrere Start-ups am Konzept die Zähne ausgebissen.

Hausbesuch bei Wummelkiste

Bei der Wummelkiste geht es äußerst spielerisch zur Sache. Das Büro ist quasi ein Art Villa Kunterbunt, in der zahlreiche Kisten auf spannende Inhalte warten. ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich bei der Jungfirma einmal ganz genau umsehen. Einige Eindrücke gibt es in unserer Fotogalerie.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.