Weißblaue Start-up-Geschichten

Was Münchner Gründer sich wirklich wünschen

Die allermeisten Münchner Gründer lieben ihre Stadt. DIe Startupper in der Stadt sind aber nicht wunschlos glücklich. Wir haben uns an der Isar einmal umgehört, was Gründerinnen und Gründer sich so für ihren Startup-Standort wünschen. Ein großer Aspekt sind dabei die Mieten in der Stadt.
Was Münchner Gründer sich wirklich wünschen
Montag, 28. September 2015VonAlexander Hüsing

Die bayrische Hauptstadt ist immer eine Reise wert – auch für alle, die sich für Start-ups interessieren. In München gibt es nicht nur eine lebendige Gründerszene, die sich gerne untereinander austauscht, sondern auch viele bekannte und große Start-ups – siehe auch unseren Start-up-Lotsen für München. “München ist das Eldorado für Start-ups“, schrieb Garan Goodman, Managing Director Wayra Deutschland, kürzlich sogar. Wunschlos glücklich sind Münchner Gründer aber nicht. Wir haben uns in der Stadt an der Isar einmal umgehört, was Münchner Gründerinnen und Gründer sich so für ihren Startup-Standort wünschen. Hier die Antworten, nein, hier die Wünsche.

Aufmerksamkeit

Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit der Münchner Bürger für Start-ups beispielsweise durch mehr Medienpräsenz von Start-up-Themen in der Süddeutschen Zeitung und anderen Lokalmedien. Damit auch in München eine Kultur entsteht wie in Berlin, in der man stolz auf Gründer, Start-ups und die junge Wirtschaftsszene ist. Im rbb gibt es zum Beispiel eine eigene Fernsehsendung “Made in Berlin”, die jeden Mittwoch neue, spannende Startups vorstellt.
Sabine Anna Engel, miomente

Ich wünsche mir, dass Zeitschriften wie The Economist nicht nur Berlin, Leipzig oder Hamburg als deutsche Gründerstädte nennen, sondern zumindest auch München erwähnen.
Bernd Storm, aboalarm

Ich wünsche mir ein bisschen mehr Presse. Das bezieht sich leider nicht nur auf die Presse außerhalb der Stadt, auch die großen Medienunternehmen hier. Klar, hier gibt es natürlich auch vielen andere Themen, über die man berichten kann, aber mehr Fokus auf die Gründerszene wäre schon nett.
Henning Kosmack, Megazebra

Events

Dafür, dass es in und um München sehr viele IT Unternehmen sowie Startups gibt, ist das Angebot an relevanten Konferenzen und Messen noch sehr überschaubar. Hier könnte noch deutlich mehr gehen.
Markus Steinhauser, testbirds

Ich wünsche mir weitere innovative Networking- oder Konferenz-Konzepte, um einen Know-how-Transfer innerhalb der Szene zu befeuern.
Christina Borensky, hip-trips

Ich wünsche mir hochqualitative Gründer-Events, zu denen nicht jeder kommen darf – Top-Leute werden nicht wieder kommen, wenn auch reine Bier- und Brezn-Abstauber bzw. Berater-Typen und drittklassige Unternehmer rumlaufen.
Steffen Reitz, Gini

Ich wünsche mir Veranstaltungen wie beispielsweise die hy! oder NEXT.
Leopold von Bismarck, tado

Geld

Ich würde mir mehr Vertrauen von VCs in Early Stage-Projekte wünschen. Derzeit besteht eine deutliche Lücke zwischen Seed-Investments und Late-Stage Investments, in welcher viele Start-ups durch das fehlende Vertrauen scheitern. Hierdurch gehen viele innovative Ideen und Produkte verloren, obwohl diese große Chancen auf Erfolg haben.
Cristian Mudure, Stackfield

Für Leute die jetzt gründen oder auf Kapitalsuche sind, wünsche ich mir mehr und transparentere Zugänge zu Risikokapital.
Christina Borensky, hip-trips

Ich wünsche mir visionäre und Top-Notch-Investoren, die nicht nur nach sofortigem Return suchen, sondern bereit sind Risiken einzugehen, um die Unicorns zu finden – mit Technologie-Fokus.
Steffen Reitz, Gini

Ich wünsche mir mehr Venture Capital- und Anschub-Programme, in denen Gründer beim Aufbau ihrer Unternehmung unterstützt werden, aber das gilt sicher für ganz Deutschland.
Veronika Leitermann, caremondo

Ich wünsche mir super mutige institutionelle Investoren, die gemeinsam mit uns zum Weltmarktführer werden wollen.
Philipp Roesch-Schlanderer, eGym

Gründerinnen

Die eine oder andere Frau mehr würde der Szene sicherlich gut tun.
Christina Borensky, hip-trips

Infrastruktur

Ich wünsche mir eine schnellere Verbindung zum Flughafen, denn wenn man doch mal raus muss, kostet das echt Zeit.
Delia Fischer, Westwing

Kinder

Ich wünsche mir bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder.
Delia Fischer, Westwing

Mieten/Wohnen

Ich wünsche mir günstigen Wohnraum – auch wenn es zeigt, wie begehrt München ist. Aber die hohen Mietpreise sind schon eine Herausforderung, gerade zu Beginn einer Gründung. Denn das schlägt sich auch auf die Gehälter nieder. Als Münchner Start-up muss man immer etwas kräftiger in die Pedale treten als in anderen Regionen um sich den Standort(-vorteil) leisten zu können.
Nils Mahler, lingoking

Ich wünsche mir, dass der Erfolgsdruck durch die hohen Miet- und Lebenshaltungskosten bei Münchner Gründern nicht abschreckend, sondern motivierend auf sie wirkt.
Bernd Storm, aboalarm

Ich wünsche mir finanzielle Benefits für Startups im Zusammenhang mit Mietpreisen, aber auch banaleren Dingen wie günstigere Lunch- und Lebensqualitäts-Angebote für Startup-Mitarbeiter.
Sabine Anna Engel, miomente

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für kleine Startups, Büroflächen anzumieten. Steigt die Mitarbeiterzahl, sieht man sich jedoch schnell mit klassichen, unflexiblen Langzeitverträgen konfrontiert. Auf die Bedürfnisse von schnell wachsenden Startups zugeschnittene Mietmöglichkeiten wären extrem hilfreich.
Markus Steinhauser, testbirds

Ich wünsche mir günstigere Büromieten für Start-ups.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Ich wünsche mir bezahlbare Wohn- und Büroflächen.
Jochen Engert, Flixbus

Ich wünsche mir mehr bezahlbaren Büroraum für junge Unternehmen.
Delia Fischer, Westwing

Ich wünsche mir bezahlbaren Wohnraum: Gerade für Praktikanten, Absolventen und Kollegen aus dem Ausland würde das das Recruiting einfacher machen.
Oliver Nützel, Regiondo

Ich wünsche mir mehr coole Bürofläche im Zentrum. Es gibt schon was, aber die ist rar. Mehr günstige Wohnungen wäre auch nicht schlecht.
Henning Kosmack, Megazebra

Ich wünsche mir billigere Mieten.
Nicolas Reis, altruja

Ich wünsche mir mehr Start-up-freundliche Büroflächen.
Veronika Leitermann, caremondo

Ich wünsche mir bezahlbare Büros in bester Lage (Uni-Nähe), in die man kurzfristig umziehen kann.
Philipp Roesch-Schlanderer, eGym

Mitarbeiter

ich wünsche mir mehr neugierige Studenten und Praktikanten, die Lust haben, in einem Startup spannende Projekte zu wuppen. Mehr junge Leute, die die Mitarbeit in jungen und aufstrebenden Firmen als echte Chance verstehen anstatt nur auf die großen Münchner Marken zu setzen, die in erster Linie den CV aufhübschen.
Sabine Anna Engel, miomente

Ich wünsche mir eine unlimitierte Zahl verfügbarer neuer Mitarbeiter sämtlicher von uns beanspruchter Fachrichtungen.
Philipp Roesch-Schlanderer, eGym

Ich wünsche mir junge Leute, die hungriger danach sind, etwas zu reißen oder auszuprobieren.
Andreas Bruckschlögl, Onpage.org

Ich wünsche mir mehr Start-ups und Start-up-affine Mitarbeiter, die Lust haben mit vollem Einsatz ein Unternehmen mit aufzubauen.
Veronika Leitermann, caremondo

Ich wünsche mir mehr Programmierer ohne Dollarzeichen in den Augen, weniger Feng-Shui-Gründerberater mit Solariumbräune, die mir die Parkplätze wegnehmen.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Ich wünsche mir mehr Techies.
Nicolas Reis, altruja

Politik

Eine strategische Unterstützung, ausgehend von der Politik, zur Vernetzung zwischen Startups und Großkonzernen würde allen Start-ups den Einstieg erleichtern. Es gibt viele hervorragende Konzerne, wie beispielsweise BMW, Allianz oder Munich Re, die alle auf der Suche nach neuen Lösungen sind und gleichzeitig gibt es zahlreiche Startups, die gerne ihre Lösungen an diese Konzerne vermarkten würden. Da der Informationsfluss in Großkonzernen allerdings meist komplex ist, verlaufen sich viele Chancen einfach im Sand. Eine zentrale Unterstützung zum Informationsaustausch würde hier sehr helfen.
Cristian Mudure, Stackfield

Ich wünsche mir bessere Rahmenbedingungen von Stadt und Freistaat: Hier passiert im Vergleich zu anderen Startup Hubs – und damit meine ich nicht nur Berlin – deutlich zu wenig. Politik und Verwaltung ruhen sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus und machen zu wenig für die Zukunft. Mehr Weitsicht wäre hier wünschenswert. Auch wenn man als Start-up versucht z.B. mit der Stadt oder öffentlichen Einrichtungen wie Mussen ins Gespräch zu kommen wird hier häufig gemauert und die Offenheit hält sich in Grenzen.
Oliver Nützel, Regiondo

Ich wünsche mir, dass sich die Stadt München dem Gründerthema noch mehr öffnet und stärker seine einzigartigen Standortvorteile damit verknüpft.
Bernd Storm, aboalarm

Ich wünsche mir mehr kommunale Unterstützung und Rückendeckung.
Jochen Engert, Flixbus

Selbstbewusstsein

Und ich wünsche mir, dass wir eine Stufe weiter denken und München nicht ständig mit Berlin vergleichen. Beide Städte haben ihre Vor- und Nachteile. Beides sind tolle Standorte. Es kommt darauf an, welcher besser zum jeweiligen Startup passt.
Markus Steinhauser, testbirds

Ich wünsche mir mehr Selbstvertrauen und etwas weniger deutsche Zurückhaltung bei vielen Start-ups.
Jochen Engert, Flixbus

SoHo House

Ich wünsche mir ein SoHo House.
Jörg Sutara, Paymill

Ich wünsche mir einen Soho House-Nachbau aus Hartplastik mit Benjamin Tewaag als Concierge.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Szene

Ich wünsche mir mehr echte Mover und Shaker und weniger Oberstudienräte und Provinzjongleure mit Startup-Förderungs-Krawattenabzeichen
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Ich wünsche mir gute, neutrale, nicht wie Wayra zu Konzernen gehörende, Startup-Cluster und Coworking-Space mit ausreichend Raum zum Wachsen in Top-Lage – wie Factory oder Betahaus – und mit fairen Preisen, das erfolgreiche – und nicht grundsätzlich alle – und sich gut entwickelnde Start-ups pusht und fördert.
Steffen Reitz, Gini

Ich wünsche mir mehr Erfolge, wie Freeletics und Co – das tut der Szene gut.
Nicolas Reis, altruja

Ich wünsche mir eine größere Startup-Szene und weitere große Börsengänge und Exits, wie etwa erst kürzlich Windeln.de, damit noch mehr Gründungsinteressierte den Mut fassen, Ihre Ideen Realität werden zu lassen.
Andreas Bruckschlögl, Onpage.org

Ein größerer Fokus auf die Stärken von München als Gründerstandort würde mir reichen.
Benjamin Günther, Stylight

Vernetzung

Ich wünsche mir mehr Austausch zwischen etablierten Playern und Startups: Das so viele etablierte Player in München sitzen ist ein Asset, den wir hier noch viel zu wenig nutzen. Da könnte der Austausch besser funktionieren. Auch bei Investoren: Viele Investoren gerade aus angelsächsischen Raum gehen momentan eher nach Berlin.
Oliver Nützel, Regiondo

Ich wünsche mir einen engeren Austausch zwischen den Gründern und Startups. Bisher arbeiten die meisten Start-ups alleine vor sich hin, da es einfach an einem Ökosystem mangelt und der Informationsaustausch kaum stattfindet.
Cristian Mudure, Stackfield

Ich wünsche mir mehr Kooperation bzw. Austausch mit den großen Industrieunternehmen in der Stadt und noch mehr Vernetzung mit den lokalen Universitäten zur Talentgewinnung.
Jörg Sutara, Paymill

Passend zum Thema: “Start-ups und bayerische Lebensart – In München “entstehen unter Druck Diamanten“.

Foto: Traditional Gingerbread Hearts at the Oktoberfest – “greetings from the oktoberfest” from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.