Start-ups auf Investorensuche

Das Gerede um den heißen Brei kann man sich sparen

Wie spricht man als Gründer am besten einen Investor an? "Ein Tipp, den ich bei meinem Mister Spex-Mitgründer Dirk Graber abgeschaut habe: Um sich mit Investoren auf einer Ebene zu treffen, sollte man keinen Hard Core-Pitch abliefern", sagt Thilo Hardt, Gründer des Berliner Start-ups eWings.
Das Gerede um den heißen Brei kann man sich sparen
Mittwoch, 16. September 2015VonAlexander Hüsing

Jeder Gründer, jede Gründerin, der oder die Kapital für ihr Unternehmen sucht, steht vor einer großen Herausforderung, die sich ganz simpel in der Frage “Wie spricht man als Gründer am besten einen Investor an?” festhalten lässt. Wir haben erneut fünf Gründerinnen und Gründer genau danach gefragt. Danke an Thilo Hardt (eWings), Christopher Kampshoff (Lendstar), Linh Nguyen (Kisura), Stefan Peukert (Employour) und Johannes Reck (GetYourGuide).

Wie spricht man als Gründer am besten einen Investor an?

Es kommt deutlich weniger darauf an wie der Gründer den Investor anspricht, als dass er ein wirklich überzeugendes Produkt hat. Für mich zählen eigentlich nur drei Kriterien. Erstens: Differenzierung des Produkts. Ich möchte etwas sehen, dass das Produkt für den Kunden eine signifikante Verbesserung zum Status-Quo darstellt. Zweitens die Marktgröße: Ein Markt sollte mindestens viele Milliarden Euro groß sein, damit man über Jahre problemlos skalieren kann. Drittens das Team: Die erfolgreichsten Teams sind fast immer extrem kompetent in ihrem Bereich, besessen Erfolg zu haben und lernen unglaublich schnell. Wenn diese drei Dinge klar rüberkommen, wird das Start-up Funding bekommen.
Johannes Reck, GetYourGuide

Ein Tipp, den ich bei meinem Mister Spex-Mitgründer Dirk Graber abgeschaut habe: Um sich mit Investoren auf einer Ebene zu treffen, sollte man keinen Hard Core-Pitch abliefern, sondern in ruhiger Manier fünf Dinge erzählen. Was man macht, warum man es macht, wie man es macht, wo man hin will und wie man dort hin kommt. Man ist ja nicht im Zirkus oder auf dem Basar – keep calm and build awesome stuff.
Thilo Hardt, eWings

Der Finanzierung vorgelagert ist die Entscheidung und Definition der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Was ist die Vision und welche Positionierung und Differenzierung wird angestrebt? Daraus ergeben sich konkrete kurzfristige, mittelfristige und langfristige Unternehmensziele. Das entscheidet grundsätzlich erstmal, welcher Investor am besten geeignet ist. Bei der Ansprache selbst ist wichtig, vorher einen persönlichen Kontakt herzustellen. Das funktioniert am besten über persönliche Vorstellung oder Empfehlung von Freunden, Studienkollegen, Geschäftspartnern. Damit verschafft man sich definitiv mehr Gehör. Sonst ist natürlich eine gute Vorbereitung die halbe Miete: Unterlagen wie Unternehmenspräsentation und Finanzplanung sollten gutvorbereitet und aktuell sein. Vor allem Metriken wie Monatsumsatz, Kundenanzahl, und Marktgröße sollen immer abrufbereit sein.
Linh Nguyen, Kisura

Das kommt immer ganz auf den Investor an. Gut ist natürlich immer, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt, der den Investor kennt. Vorhandenes Vitamin B sollte man auf jeden Fall nutzen, um vorgestellt zu werden. Auch wenn man es anders kennt, kann man sich das übliche Gerede um den heißen Brei bei Investoren sparen. Wenn man einfach direkt zum Punkt kommt, hinterlässt man oft einen viel besseren Eindruck.
Stefan Peukert, Employour

Cold Calling bzw. Mailing kann man sich eigentlich sparen. Am besten ist immer die persönliche Ansprache idealerweise über ein Intro.
Christopher Kampshoff, Lendstar

Die befragten Gründerinnen und Gründer im Kurz-Portrait

ds-Thilo-Hardt-200Thilo Hardt (eWings)
Thilo Hardt gründete 2007 mit Dirk Graber, Philipp Frenkel und Björn Sykora Mister Spex. Nach Zwischenstationen bei DN Capital in London ist Hardt nun wieder in Berlin und gründete eWings, einen Markt für Flugbuchungen. Seine erste Software verkaufte er bereits mit 17 Jahren nach Taiwan, seine erste Firma im Alter von 21 Jahren.

ds-Christopher-KampshoffChristopher Kampshoff (Lendstar)
Christopher Kampshoff gründete Lendstar, ein Payment-Start-up. Das junge Münchner Unternehmen bietet eine App an, mit der Nutzer Geld leihen, teilen und senden können. DvH Ventures, die Beteiligungsgesellschaft der DvH Medien (Verlagsgruppe Handelsblatt, Tagesspiegel Gruppe und Die ZEIT Verlagsgruppe), investierte im Frühjahr 2015 in Lendstar.

ds-Linh-Nguyen-200Linh Nguyen (Kisura)
Linh Nguyen gründete Kisura gemeinsam mit Tanja Bogumil. Zuvor gründete Nguyen bereits Vaovia, eine Online Plattform zur Erstellung von Lebensläufen. Anschließend war sie bei der M&A-Beratung Corporate Finance Partners tätig und verantwortete dort wichtige Transaktionen im E-Commerce-Bereich. Kisura ist eine Personal-Shopping Plattform für Frauen zwischen Ende 20 und Mitte 50. Die Plattform ging im Mai 2013 offiziell an den Start.

ds-Stefan-Peukert-200Stefan Peukert (Employour)
Stefan Peukert gründete 2010 gemeinsam mit Daniel Schütt das Unternehmen Employour und bauten zunächst die Plattform meinpraktikum.de auf. Mittlerweile betreibt das Bochumer Start-up auch die Plattformen Ausbildung.de, Karista.de und Trainee.de. Anfangs finanzierte sich die Firma aus privaten Bankkrediten, später stieß dann ein Investor dazu.

ds-johannes-reck-200Johannes Reck (GetYourGuide)
Johannes Reck ist Mitgründer und Geschäftsführer von GetYourGuide, einer Buchungsplattform für touristische Zusatzdienstleistungen. Zuletzt, also im Sommer 2014, sammelte das Berliner Start-up beachtliche 25 Millionen US-Dollar ein. Das frische Kapital stammte erneut von Spark Capital und Highland Capital Partners Europe.

Passend zum Thema: “5 Tipps, wie man am besten einen Investor anspricht” und “5 Tipps, worauf man bei der Investorensuche achten sollte

Foto: Business people discussing the charts and graphs showing the results of their successful teamwork from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.