"An der eigenen Idee festhalten"

Herausforderungen, die Sologründer meistern müssen

Einzelkämpfer haben es nicht leicht. Doch was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer, also Gründer die ohne Team ein Start-up hochziehen, stellen müssen? Wir haben uns einmal umgehört und mehrere Gründerinnen und Gründer befragt. Ihre Antworten bündeln wir an dieser Stelle.
Herausforderungen, die Sologründer meistern müssen
Mittwoch, 2. September 2015VonAlexander Hüsing

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen – siehe dazu auch “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“. Wir haben erneut mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn die größte Herausforderung ist, der sich Solopreneure stellen müssen – siehe auch “Über die größte Herausforderung für Sologründer“.

Als ich 2007 Betreut.de gründete, war Zeit die größte Herausforderung. Der Tag hatte nur 24 Stunden, davon arbeitete ich 18 bis 20 Stunden. Die Hälfte davon in der Vor- und Nachbereitung des Teams, die andere Hälfte an Produkt und Marketing. Ich hatte somit sehr limitierte Ressourcen für Entscheidungen und Führung. In der Infrastruktur hatte ich damals zum Glück durch die Investoren Unterstützung, Rocket Internet und Holtzbrinck. An dieser Stelle auch nochmal mein Dank dafür!
Steffen Zoller, betreut.de

Als Sologründer steht man für jede Entscheidung voll und ganz in der Verantwortung. Dies ist Lust und Last zugleich. Man darf als Sologründer nicht in Versuchung geraten, alles selber machen zu wollen. Von Anfang an sollte man sich professionelle Hilfe hinzuholen, zum Beispiel Lieferanten, Lohnverarbeiter oder Logistiker, damit man auch als Sologründer seinen Kopf freihalten kann, am Unternehmen zu arbeiten und nicht im Unternehmen.
Rafael Kugel, RatioDrink

Alleine an der eigenen Idee festhalten, auch nach Misserfolgen. Wer hält einen davon ab, die Idee an einem einzigen Tag wieder einzureißen wenn man alleine ist? Meine beiden ersten Gründungen waren Teamgründungen. Ich habe also schon einiges gelernt über das Zusammenstellen und das Führen eines Teams. Entsprechend habe ich bei der Gründung von StayFriends von Anfang an ein Team um mich gesammelt – ich kannte ja viele fähige Menschen aus der Szene – und habe es verstanden sie auf unser Ziel einzuschwören ohne alle auf die gleiche Stufe zu heben.
Michel Lindenberg, StayFriends

Ich glaube die größte Herausforderung ist es, den Mut zu fassen und tatsächlich den Schritt der Gründung zu wagen. Das fällt eventuell leichter, wenn man nicht allein ist. Auf der anderen Seite trifft man eine Entscheidung mit dieser Tragweite vielleicht auch schneller allein, weil sich bei mehreren Personen auch Zweifel und Bedenken addieren.
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days

Wenig Austausch. Gründen ist per se eine einsame Sache, da man sich mit wenig Menschen zu Herausforderungen austauschen kann. In einem Gründungsteam gibt es zumindest die Co-Founder. Als Sologründer fällt diese Option weg.
Feliks Eyser, Regiohelden

Ich würde sagen, es sind zwei gleich wichtige Herausforderungen: Als Sologründer muss man wichtige Kernkompetenzen für ein Startup wie Produktentwicklung, Finanzen, Marketing, Vertrieb etc. in einer Person vereinen können, während man in einem Gründerteam Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen zusammenbringen kann. Als Sologründer ist man sprichwörtlich allein und kann mit niemanden, direkt Involvierten, Erfolge bzw. Misserfolge teilen.
Jörn Gutowski, Try Foods

Selbst-Motivation in schlechten Zeiten. Auch wenn es mal nicht nach Plan läuft oder unvorhergesehene Dinge geschehen – was üblich ist bei einem Start-up – hat man im Prinzip niemanden der einem auf gleicher Höhe zur Seite steht. Da braucht es mehr Optimismus als so manche Team-Gründung die sich untereinander pushen kann.
Robert Waedt, woonio

Gerade der Start ist als Sologründer nicht einfach. Man sucht den richtigen Weg, die richtige Strategie, die richtigen Partner. Alles Themen bei denen es sinnvoll ist auch eine zweite Meinung zu hören. Man sollte daher schauen, dass man nicht allzu lange alleine bleibt, sprich möglichst schnell ein kompetentes Team um sich herum baut. Ich glaube, dass es auch eine Persönlichkeitsfrage ist ob man mit einer Sologründung glücklicher ist oder mit einer Teamgründung.
Christopher Kampshoff, lendstar

Bei mir war die größte Herausforderung tatsächlich die finanzielle Situation sowie von Finanzen über Büro und Buchhaltung bis hin zur Fertigstellung der Waren alles alleine bewältigen zu müssen.
Stephanie Troppmann, Stephanies Schokowelt

Passend zu unserem Themenschwerpunkt Sologründer empfehlen wir folgende Artikel: “Als Einzelgründer durchstarten – aber wie?“, “Mit weniger als 1.000 Euro zum eigenen Start-up?” und “So expandiert man als Sologründer ins Ausland“. Weitere Artikel über Einzelgründer gibt es in unserer Übersicht zum Themenschwerpunkt Sologründer.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

Foto: Redhead girl with umbrella at outdoor from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.