Die Höhle der Löwen - was sagt Felix? #dhdl

Nicht jedes Produkt passt zu jedem Löwen

Nachdem wir Löwen skaten gesehen und einen kleinen Untergang miterlebt haben, haben sich diesmal neue mutige Teilnehmer in die Löwenhöhle gewagt. Dabei konnte man wieder das ein oder andere beobachten. Also, auf geht es in eine kleine Analyse der 2. Woche unter dem Motto: "Was ist mir da so aufgefallen?"
Nicht jedes Produkt passt zu jedem Löwen
Montag, 31. August 2015VonTeam

Dann schauen wir uns doch wieder einmal an, was so passiert ist bei “Die Höhle der Löwen” und vor allem werfen wir mal einen Blick darauf, was wir als GoG (Gründerinnen oder Gründer) daraus lernen können. Nachdem wir Löwen skaten gesehen und einen kleinen Untergang miterlebt haben, haben sich diese Woche neue mutige Teilnehmer in die Löwenhöhle gewagt. Dabei konnte man wieder das ein oder andere beobachten und für sich ein paar sinnvolle Rückschlüsse ziehen. Also, auf geht es in eine kleine Analyse der 2. Woche unter dem Motto: “Was ist mir da so aufgefallen?”

Das Produkt und der Löwe
Was man diese Woche ganz schön gemerkt hat: nicht jedes Produkt passt zu jedem Löwen. So langsam müsste das den Teilnehmern aber schon klar sein, nicht? Klar, Judith Williams kann im TV so gut wie alles verkaufen, aber stellen Sie sich mal unserem Stuntman Jochen Schweizer auf der Chilli Island vor? Oder Vural Öger mit Dr. Severin, der Creme gegen Rasierpickel? Dass er jedoch wunderbar einen Vertrieb für Chilli Island aufbauen kann, liegt auf der Hand. Auch wenn manch Gründer in dieser Funktion anscheinend nicht viel mehr als einen Makler sieht. Das Produkt muss zum Löwen passen, denn bei allem Geld der Welt, entscheidend ist der persönliche Input, die Erfahrung und das Know-How des Löwen. Geld gibt es schließlich auch auf der Bank. Einen Vural Öger als Vertriebspartner leider nicht.

Querdenken
Das war doch ein cooles Produkt oder? Die Jungs von Babo Blue und ihr blaues Bier? Das Zuschauerurteil wird vermutlich irgendwo zwischen “Krass wie geil” und “Igitt wie geht das?” liegen. Ein guter Marketingtrick, um das eigene Getränk bekannt zu machen. Schließlich bleibt blaues Bier länger im Kopf. Ganz ohne Kater! Doch wie dem Zuschauer, so ergeht es auch den Löwen. Wie soll man abschätzen, ob solch ein extraordinäres Getränk – und möge es noch so gut schmecken – getrunken wird? Gerade bei Produkten wie Bier, die sehr hohe Standards erfüllen müssen, ist es unglaublich schwer eine Revolution anzuzetteln. Vielleicht erinnert sich manch einer daran: es gab auch mal blaue Mayonnaise. Wo die geblieben ist? Im Himmel der gefloppten Produkte. Deshalb, so sympathisch die Jungs auch waren, Querdenker müssen auch überzeugen können. Was mich an den Jungs von Babo Blue vor allem überzeugt hat, war die natürliche und vollkommen authentische Art. Fernab jedes Berliner Hipstertums, Ur-Bayerisch. Ich hatte keinen Moment das Gefühl, dass irgendeine Show stattfindet, sondern viel mehr hat mich ein regelrechter Unterstützungswille gepackt. Da sieht man sich fast als großer Bruder vor dem Fernseher sitzen und drückt die Daumen. Investiert endlich, investiert endlich. Hier merkt man, dass eines der wichtigsten Eigenschaften eines GoGs (Gründerin oder Gründer) eben das Brennen für die eigene Idee ist. Vorher hätte ich kein blaues Bier getrunken, jetzt bin ich regelrecht Fan

Nischen besetzen
Manchmal muss es nicht die Weltherrschaft sein, sondern da reicht auch die Herrschaft auf einer kleinen Insel. Da landet man unter Umständen wenn man über Hip Trips bucht. Hip Trips und Dr. Severin zeigen eindrucksvoll, wie man mit kleinen Nischen doch eine Menge an Kunden generieren kann. Es muss nicht immer der große Markt anvisiert werden, sondern manchmal reicht auch ein kleiner. Das haben schon viele Hidden Champions vorgemacht. Und auch die erfolgreichsten Unternehmen unserer Zeit haben meist in kleinen Nischen angefangen. Denkt man nur an Facebook, die sich nur auf Studenten eines Campuses beschränkt haben oder an Apple, die erst einmal die Kreativköpfe anvisiert haben. Mit einer Nische und kleinen Zielgruppe lässt es besser haushalten und nebenbei verringert man die Streuung  der eigenen Werbeausgaben. Der Kundenstamm wird wachsen, keine Frage! Weiter so!

Das Licht scheint hell
Über das Thema Firmenbewertung haben wir ja bereits gesprochen. Ein Logo, ein Markenname und ein paar Euro Umsatz machen jedoch noch keine Millionen-Bewertung aus, oder? Schließlich haben wir bei Thomas Edison schon gelernt, dass Erfolg vor allem eines ist: zu 99% Schweißarbeit. Bei Krassfit sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Es kommt also auf die Umsetzung an. Aber auch auf die strategischen und nachhaltigen Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Deshalb ist es umso wichtiger früh am Markt aktiv zu sein, schnelles Kundenfeedback zu bekommen und bereits einige Erfolge verzeichnet zu haben. Denn mit einem Proof of Concept und einem realistischen Potenzial klappt es auch mit einer höheren Bewertung. Das scheint der ein oder aber nicht verinnerlicht zu haben. Vielleicht auch, weil sich manch einer von den hohen Startup-Bewertungen aus den USA blenden lässt. Das mit Deutschland zu vergleichen, ist jedoch nicht möglich.

USP/UAP und allerlei Marketingkram
Wenn ich die Löwen überzeugen will, brauche ich etwas, das mich von anderen Unternehmen unterscheidet oder einfach gesagt: Was mache ich besser als Andere wenn es ähnliche Produkte schon auf dem Markt gibt. Die Jungs von Krassfit haben sicher ein cooles Produkt, was natürlich wunderbar zu Jochen Schweizer passt, aber auch den erlebnisverliebten Löwen muss ich mit starken Argumenten und wirklichen Vorteilen meiner Produktidee einsammeln. Der Trend zum Outdoor-Sport ist definitiv da, auch Action-Spektakel wachsen immer mehr, aber ich brauche messbare Unterscheidungsmerkmale in einem bereits teilweise besetzen Markt, um mich von der Konkurrenz zu unterscheiden.

Standhaft bleiben
Gerade zu Beginn sind die Löwen ja häufig noch recht zahm. Manchmal scheint es mir, als würden die Investoren versuchen den ein oder anderen Gründer ein wenig unter die Arme greifen zu wollen. Verständlich, für viele ist es das erste Mal vor der Kamera. Aber, wenn es ums Geld geht, verstehen die Löwen keinen Spaß mehr. Das musste letzte Woche schon der ein oder andere Kandidat spüren. Hier heißt es, standhaft bleiben, denn wer vor den Löwen bestehen will, muss auch knifflige Fragen beantworten können. Kann er das nicht, sollte er unter Umständen auch das eigene Geschäftsmodell oder gar Produkt hinterfragen. So sympathisch die Herren von Mag’n Tie auch sind, wie lange sich ihr Produkt auf dem Markt hält, wird die Zukunft zeigen.

Wissensvorsprung auch bei Löwen
Natürlich sind nicht alle Löwen auf dem gleichen Stand nur weil sie eben Löwen sind. Der eine hatte mit einem Produkt noch nie etwas zu tun und muss erstmal komplett aufgeklärt werden. Der andere ist absoluter Experte und kann das Produkt entsprechend kritischer hinterfragen. Umso wichtiger ist es, alle Löwen auf einen Stand zu bringen und den ein oder anderen auch ganz am Anfang abzuholen und auf eine Reise mitzunehmen. Das hat man gerade bei Dr. Severin sehr schön gesehen und die Taktik hat 1a funktioniert.

Ihnen sind bestimmt noch ein paar Dinge mehr aufgefallen als mir. Was fanden Sie gut und wo haben sich die Nackenhaare aufgestellt?

Zur Person
ds-erfolgreich-gruendenFelix Thönnessen ist Coach der Sendung “Die Höhle der Löwen” und macht die Teilnehmer fit für den Pitch vor den Investoren – siehe auch “Dos und Don’ts beim Pitch vor Löwen und Investoren“. Er arbeitet ansonsten als Gründungsberater und ist Inhaber der Unternehmensberatung thoennessenpartner. Für deutsche-startups.de analysiert Thönnessen in diesem Jahr die Auftritte der Kandidaten der zweiten Staffel von “Die Höhle der Löwen”. In seinem Buch “Erfolgreich Unternehmen gründen“, das gerade erschienen ist, gibt Thönnessen Tipps und Anleitungen, die für eine erfolgreiche Gründung wichtig sind: von der Ideenbildung über den Businessplan bis hin zur ersten Büroorganisation.

Fotogalerie: “Die Höhle der Löwen” (2. Staffel)

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Wir werfen ein Blick hinter die Kulissen von “Die Höhle der Löwen” und stellen die Jury vor. Einige Eindrücke der etwas anderen Gründer-Show gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.

Foto (oben): © VOX/h5>