15 Fragen an Arasch Jalali von crowdshop

“Durch den Einstieg eines Finanzinvestors konnten wir dann die Rakete zünden.”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Arasch Jalali von crowdshop.
“Durch den Einstieg eines Finanzinvestors konnten wir dann die Rakete zünden.”
Freitag, 21. August 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Auf der einen Seite eine Menge Verantwortung für sein Unternehmen und seine Mitarbeiter zu tragen. Auf der anderen Seite aber auch eine Menge Freiheiten bei der Weiterentwicklung des Unternehmens. Beispielsweise verkaufen wir als C-Teile-Lieferant neben unserem Standardsortiment bereits heute schon mehrere Tonnen Stahl über unser Anfragetool auf crowdshop.eu.

Das hat zur Folge, dass wir den Online-Stahlhandel in diesem Jahr noch massiv ausbauen und an einer technischen Entwicklung arbeiten, die den Stahlhandel grundlegend verändern wird und für Hersteller und Kunden gleichermaßen gewinnbringend ist. Solche umfangreichen Weiterentwicklungen sind bei Unternehmen, die schon seit Jahrzehnten am Markt agieren natürlich nur schwer umsetzen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich war vor der Gründung von crowdshop bei einem Mittelständischen Unternehmen als Betriebsleiter tätig. Dort ist mir aufgefallen, dass wir bei der Beschaffung von C-Teilen und Material für die Produktion aufgrund von relativ kleinen Abnahmemengen und vielen Zwischenhändlern sehr hohe Preise zahlen müssen. Diesen Umstand wollte ich verändern und habe daher mit crowdshop einen Onlineshop entwickelt, der ganz ohne Zwischenhandel auskommt – die Ware wird einfach von den Herstellern direkt zu unseren Kunden geliefert. Selbst die Metalle halten wir nicht auf Lager und werden direkt von den Stahlproduzenten oder Großhändlern direkt an unsere Kunden ausgeliefert.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Von August 2012 bis April 2014 haben wir Bootstrapping betrieben, um unser Geschäftsmodell erst einmal auszutesten und zu prüfen, an welchen Schrauben wir drehen müssen, um noch schneller zu wachsen. Durch den Einstieg eines Finanzinvestors konnten wir dann die Rakete zünden und in wichtige Bereiche investieren, um unser Geschäft auszubauen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
In den ersten Monaten nach der Gründung hatten wir noch kein richtiges offizielles Büro und crowdshop war an meiner Privatadresse gemeldet. Da mussten die Außendienstler der Herstellerfirmen dann zu mir nach Hause kommen und wir saßen in der Küche am Küchentisch und haben über Konditionen und Preise verhandelt. Das hat damals bei dem einen oder anderen Außendienstler einen nicht so prickelnden Eindruck hinterlassen. Als wir dann aber die ersten Umsätze gemacht haben, waren sie beruhigt und haben es im Nachhinein nicht bereut mit uns zusammenzuarbeiten.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Die Phase von der Idee zur Umsetzung verkürzen und einfach bedenkenloser die ein oder andere Idee testen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir haben eine gute Conversionrate und setzen viel daran unsere Neukunden zu Bestandskunden zu entwickeln, die immer wieder bei uns kaufen und alle Ihre betrieblichen Bedarfe von crowdshop decken lassen. Hierfür denken wir uns immer wieder kreative Möglichkeiten aus, die dazu beitragen, dass uns unsere Kunden treu bleiben.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir sind in Regensburg im sogenannten IT-Speicher (bald TechBase) der Stadt Regensburg ansässig. Hier haben eine große Anzahl junger innovativer Unternehmen ihren Firmensitz. Durch die Betreibergesellschaft der Stadt Regensburg – der R-Tech GmbH – wurden wir von Anfang an toll supported – angefangen bei der Businessplanerstellung über die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells bis hin zur Unterstützung bei der Investorensuche. Somit waren es eher ein ganzes Team von Unterstützern.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Egal was passiert, immer hartnäckig bleiben und nie aufgeben.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Umfangreichere Förderprogramme insbesondere für IT-Entwicklungsprojekte

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Über Start-ups forschen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Natürlich bei unseren Wettbewerbern.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
200 Jahre in die Zukunft, um zu sehen, wie sich alles weiterentwickelt hat.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
In interessante Geschäftsmodelle investieren.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
An der frischen Luft mit ein wenig Bewegung und ohne Hektik.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Virgin-Gründer Richard Branson.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Arasch Jalali ist Gründer von crowdshop, ein Online-Shop, den er 2012 ins Netz brachte. Jalali studierte zunächst Wirtschaftsingenieurwesen mit den
Schwerpunkten Logistik sowie Produktfindung und Produktionsentwicklung. Erste Berufserfahrung sammelte er im Nachgang bei einem Leuchtenkonzern als Bereichsleiter einer Tochterfirma.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.