15 Fragen an Sebastian Galla von appkind

“Ich habe gelernt, nicht alles selbst machen zu müssen”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Sebastian Galla von appkind.
“Ich habe gelernt, nicht alles selbst machen zu müssen”
Freitag, 27. Februar 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich war schon immer ein Macher, habe immer neue Sachen ausprobiert, mich selbst neu erfunden. Selbstständig zu sein, heißt für mich die Erfüllung meines stetigen inneren Drucks, immer nach vorne zu gehen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wie so oft entstehen die besten Ideen nicht geplant, sondern anders als man denkt. Die Idee, mobile Apps für den breiten Market zu produzieren kam mir, als mich meine Autowerkstatt vor Jahren per SMS kontaktiert hat: „Lieber Herr Galla, Ihr Auto steht zur Abholung bereit.“ Es ist unüblich und sehr intim, so direkt auf dem Smartphone kontaktiert zu werden.

Diese Werkstatt hat mich dann im Winter per SMS darauf aufmerksam gemacht, dass es Zeit für den Reifenwechsel ist. Und wir reden hier von einer freien Werkstatt, wo der Chef selbst zum Handy greift. Diese kleine Werkstatt hat Mobile Marketing gemacht, ohne den Begriff überhaupt zu kennen. Das hat mich inspiriert, und appkind ermöglicht das für jedes Unternehmen. Mit einer eigenen App.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben große Teile selbst finanziert und einen Anschub über Crowdfunding erhalten. Damit haben wir es geschafft, unser Produkt marktreif zu entwickeln. Nun gehen wir in der nächsten Stufe in den aktiven Vertrieb.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Es ist immer ein steiniger Weg. Wir haben ein Produkt auf den Markt gebracht, welches die Leute nicht kennen. Also suchen Sie auch nicht danach und wir müssen den Bedarf erst einmal wecken. Man darf niemals denken, dass die Menschheit auf das eigene Produkt gewartet hat. Aber man lernt schnell dazu.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich glaube nicht, dass man viel anders machen kann. Natürlich habe ich Techniken, Methoden und Menschen kennen gelernt, die ich gerne eher gekannt hätte, aber das ist der Lauf der Dinge. Eine Sache, die ich gelernt habe ist, nicht alles selbst machen zu müssen. Das ist teuer, daher liebe ich Growth Hacking: Techniken, Tools und Methoden um schnell und effektiv umzusetzen. Gerade im SaaS-Bereich gibt es so viele Möglichkeiten.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
SEO, PR und Social Media. Und damit meine ich kein Content Marketing, sondern die effektive Nutzung der viralen und technischen Funktionen der Netzwerke, z.B. der Facebook Connect Button oder Open Graph Funktionen wie es Spotify nutzt: Meine Freunde sehen, welche Musik ich höre.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Familie steht immer hinter mir, genauso wie meine Lebenspartnerin. Sie akzeptiert mein Leben außerhalb von „9 to 5“ und ermöglicht mir ein familiäres Leben, sowie die Möglichkeit der Selbstständigkeit. Luxus! Und dafür bin ich sehr dankbar.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Mein Lebensmotto lautet, frei nach Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Keine Angst haben, auf das Bauchgefühl (und nicht auf andere) verlassen, und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Mehr Förderungen und Bildungsmöglichkeiten für Entwickler (denn sie sind unsere Zukunft) und günstige staatliche Start-Up Kredite als Risikokapital, die ohne bürokratischen Wahnsinn zu bekommen sind.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde mir einen Job suchen und versuchen, der Beste darin zu werden.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich würde gerne mal in ein Samwer-Start Up schauen. Ich denke, da kommt so sehr viel Input.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Da ich technikaffin bin würde ich in die Zukunft reisen um zu sehen, was in vielen Jahren möglich ist.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde einen kleinen Teil sicher anlegen und mit dem großen Teil breit arbeiten, investieren und gründen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten mit meiner Familie.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich würde mich sehr gerne mit dem Typograf und Unternehmer Erik Spiekermann unterhalten. Nachdem ich das Buch „Hallo, ich bin Erik“ gelesen habe, bin ich noch faszinierter von diesem Menschen.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Seit 2002 ist Sebastian Galla in der Medienbranche tätig. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter fu?r Digital und Print, sowie Tätigkeiten im redaktionellen Bereich arbeitete Galla bereits 2008 als Art Director und später Creative Director. Im Jahr 2012 gründete er zusammen mit zwei Partnern die Agentur petesso media solutions in Dortmund mit dem Fokus auf Apps und komplexe Webanwendungen und damit appkind. Sebastian Galla ist Betreiber und verantwortlicher Chefredakteur des bekannten Mobile Apps Blogs appflieger.de

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.