Jochen Engert von Flixbus

“Der Wettbewerb ist hart und nur die Besten setzen sich durch”

"Wir haben eine gesunde Mischung aus intelligenter Netzplanung, finanzkräftigen Investoren, schnellem Wachstum, effektivem Marketing und viel Spaß dabei", sagt Jochen Engert von Flixbus. Sein Ziel, er will "klarer Marktführer im Fernbusmarkt in Deutschland" werden.
“Der Wettbewerb ist hart und nur die Besten setzen sich durch”
Mittwoch, 26. November 2014VonAlexander Hüsing

Wie viele andere Unternehmen will auch FlixBus der Bahn das Leben schwer machen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Jochen Engert, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups, über die aktuelle Konsolidierung im Boomsegment Fernbusreisen, den Bahnstreik und Spaß an der Arbeit.

Während andere Anbieter sich gerade in Schieflage befinden oder schon aufgegeben haben, expandiert FlixBus derzeit kräftig. Was haben Ihre Wettbewerber falsch und Sie richtig gemacht?
Der Ausstieg von ADAC und city2city kam für uns jetzt nicht wirklich überraschend. Hier wollten unkreative Großkonzerne ein Stück vom Kuchen, allerdings ohne die entsprechende Motivation. Nur viel Geld alleine reicht nicht, der Markt wird beim Kunden entschieden. Bei den Jungs von DeinBus liegt die Sache anders. Hier fehlte, bisher, die passende Marktstrategie und das flächendeckendes Angebot, um langfristig trotz Konkurrenzdruck bestehen zu können.

Und was machen Sie nun besser?
Wir haben eine gesunde Mischung aus intelligenter Netzplanung, finanzkräftigen Investoren, schnellem Wachstum, effektivem Marketing und viel Spaß dabei. Bei mittlerweile 200 top-motivierten Mitarbeitern in München.

Wofür brauchen Sie so viele Mitarbeiter?
Viele unserer Mitarbeiter kümmern sich um den Bereich Marketing und Vertrieb, on- und offline, sowie Business Development und IT. Wir dachten am Anfang auch mal, das Geschäft sollte sich mit einem kleineren Team machen lassen. Aber wir sind doch zu einem großen Teil ein Verkehrsunternehmen und müssen uns um sehr viele Details kümmern und ein sehr gutes Produkt auf der Straße zu haben. Ein Großteil unseres Teams ist also in den operativen Linienbetrieb eingebunden, also Leitstelle, Qualitätsmanagement, Betreuung der Buspartner/Fahrer und natürlich im Kundenservice, wenn draußen auf der Straße mal was schief läuft. Wir sind hier mittlerweile ein bundesweit agierendes Verkehrsunternehmen.

Wie dankbar sind Sie für den Bahnstreik?
Dankbar ist hier wohl nicht der richtige Ausdruck, aber natürlich waren wir bei FlixBus erfreut über die Effekte des Streiks. Ins Besondere über die riesige Aufmerksamkeit für unser Produkt und die kostenlose Werbung. Zum Händereiben hatten wir allerdings keine Zeit. Bei uns ging’s nonstop weiter mit dem Netzausbau.

Noch einmal generell zum Fernbusmarkt in Deutschland: Rechnen Sie mit weiteren Pleiten?
Die Konsolidierung wird sicher weiter gehen. Der Wettbewerb ist hart und nur die Besten setzen sich durch.

Wie viele Wettbewerber verträgt der Markt langfristig?
Wir rechnen mit drei, maximal vier großen Anbietern. Mehr ist wohl nicht drin.

Wo steht FlixBus in einem Jahr?
Wir werden in einem Jahr klarer Marktführer im Fernbusmarkt in Deutschland sein und unser Angebot stärker internationalisiert haben.

Welche Länder haben Sie noch im Visier?
Grundsätzlich ist jedes Land bzw. jede Stadt in Europa für uns interessant, die per Bus erreichbar ist. Bis Ende des Jahres bauen wir unser Angebot in den Niederlanden und Österreich aus, ab 2015 geht’s dann mit neuen Zielen weiter.

Zur Person
Jochen Engert führt den Fernbusanbieter FlixBus gemeinsam mit André Schwämmlein und Daniel Krauss. Die FlixBusse starteten am 13. Februar 2013 deutschlandweit. Daimler Mobility Services investierte Ende 2013 im Rahmen der dritten Finanzierungsrunde in den Fernbusanbieter. Zu den weiteren Investoren des Unternehmens gehören Holtzbrinck Ventures (auch an ds beteiligt) und UnternehmerTUM.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.