Sebastian Sielmann von woonder

“Der Kunde möchte persönlich von einem Experten beraten werden”

Mit woonder sollen sich so genannte "Maker" finden lassen, die nach individuellen Kundenwünschen Unikate herstellen lassen. Im Gründer-Kurzinterview spricht Gründer Sebastian Sielmann über die Faszination von Unikaten, das perfekte Produkt und auf die Kunden persönlich zugeschnittene Expertenberatung.
“Der Kunde möchte persönlich von einem Experten beraten werden”
Dienstag, 16. September 2014VonChristina Cassala

Die Suche nach individuell gefertigten Produkten kann mit oder ohne Internet endlos werden. Jeder Handwerker kocht sein eigenes Süppchen und beraten Kunden vielfach nicht individuell. Das hat auch Gründer Sebastian Sielmann leidvoll erfahren müssen und gründete daher den Berliner Online-Marktplatz woonder. Im Gründer-Kurzinterview spricht er über die Faszination von Unikaten, das perfekte Produkt und auf die Kunden persönlich zugeschnittene Expertenberatung.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Es gibt alleine in Westeuropa 230.000 Maker, die faszinierende Unikate für ihre Kunden herstellen. Wir bieten Ihnen eine Plattform, auf der sie diese vermarkten und bald auch die Bezahlung und Lieferung abwickeln können. Somit wird woonder einer Art Betriebssystem für die Herstellung von einzigartigen Produkten und hilft dabei, einen Markt von 18 Milliarden zu revolutionieren. Gleichzeitig ermöglichen wir jedem, Angebote für sein Traumprodukt zu erhalten. Ein Prozess von mehreren Monaten ist somit eine einfache Anfrage von zwei Minuten.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Wir sind als reiner Marktplatz für Unikate gestartet und haben unsere Kernkompetenz in dem Matching zwischen Makern und Kunden gesehen. Während der Entwicklung der Software und nach unzähligen Gesprächen mit unseren Makern haben wir allerdings festgestellt, dass das größte Potential in der Begleitung des Prozesses liegt.

Die Generierung von Umsatz über den Marktplatz ist nur ein kleiner Teil unserer Vision. Im Prinzip ist es uns egal, woher die Aufträge kommen. Uns ist auch egal, ob das Produkt mit neuen oder bestehenden Kunden produziert wird. Wichtig ist uns, dass wir den Prozess exzellent begleiten und die Maker dabei unterstützen, was sie am besten können: Das perfekte Produkt für ihre Kunden herzustellen.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Der größte Wettbewerber für den Marktplatz sind die Gelben Seiten. Die Kunden müssen allerdings dann 20 Tischler anrufen, allen die Wünsche genau erklären, erhalten mit Glück nach 2 Wochen 10 nicht vergleichbare Angebote. Auch gibt es hunderte Konfiguratoren für alle möglichen individuellen Produkte, aber wer weiß denn schon genau, was er möchte? Der Kunde möchte nichts konfigurieren, sondern vernünftig und persönlich von einem Experten beraten werden.

Auch gibt es zahlreiche Software-Anbieter für kleinere Unternehmen. Aber keines davon deckt den ganzen Prozess ab. Die Herstellung von Unikaten ist sehr komplex – und unser größter Unternehmenswert ist das Wissen darüber wie das genau funktioniert. Dass dies für andere Branchen funktioniert, haben Vermittler für Lieferdienste, Arzttermine, Putzkräfte, etc. bewiesen.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Wir müssen uns darauf fokussieren, den Prozess zwischen Kunden und Makern möglichst stark zu vereinfachen und zu automatisieren. Wir möchten, dass die Bestellung eines individuellen Produktes so einfach ist, wie ein Buch auf Amazon zu bestellen. Diese Woche machen wir mit automatisierten Fragebögen bei der Anfrage einen Anfang, als Nächstes kommt Payment mit Treuhand-Funktion. Es gibt viel zu tun.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Wir verdienen Geld mit jedem verkauften Unikat. Die Höhe der prozentualen Provision hängt davon ab, welches Services die Maker in Anspruch nehmen. Der Zeitpunkt der Profitabilität hängt klar davon ab, wie schnell wir wachsen möchten. SaaS-Modelle sind generell sehr profitabel, wenn sie einmal etabliert sind.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Deutschland ist nur der Anfang. Sobald die Software fertig ist, werden wir Anfang 2015 in die ersten europäischen Länder expandieren. Generell ist dies ein global skalierbares Modell.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Jedes Unikat, das über woonder entwickelt wird, ist persönlich ein einzigartiger Meilenstein für uns. Das sind wundervolle Produkte. Unternehmensseitig möchten wir in den nächsten Monaten eine vollständige SaaS-Lösung für unsere Maker entwickeln.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Sebastian Sielmann studierte Wirtschaftswissenschaften an der Zeppelin Universität und der Peking University. Vor und während seines Studiums gründete er ein Musikfestival, ein Digitaldruckunternehmen und eine Kongressveranstaltung an seiner Universität. Nach dem Abschluss arbeitete war er in unternehmerischen Position für Rocket Internet, Wimdu und deltamethod tätig. Zudem war er Gründer von kiveda, dem führenden E-Commerce Händler für Küchen und das Unternehmernetzwerk FounderBus, das er an die amerikanische Mutter StartupBus verkaufte. Anfang 2014 gründete er, zusammen mit Leo Schwarzgorn, woonder.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.