Get off the Ground-Programme für Gründer

Deutschland, deine Brutkästen – ein großer Überblick

Junge Gründerinnen und Gründer haben die Qual der Wahl. Überall sprießen Programme aus dem Boden, welche Unterstützung, Mehrwert und dazu noch (viel) Geld versprechen. Ein Überblick, der Licht ins Dunkel bringt und zeigt, wo sich das Bewerben lohnt. Gastbeitrag von Fabian Leipelt.
Deutschland, deine Brutkästen – ein großer Überblick
Montag, 7. Juli 2014VonTeam

Der Siegeszug von Acceleratoren, Company Buildern und Inkubatoren scheint ungebrochen. Gefühlt alle großen Medien-, Telekommunikations- und Industrieunternehmen haben in Deutschland etwas auf die Beine gestellt. Hinzu kommen noch auf bestimmte Themenfelder spezialisierte Angebote. Zuletzt haben sich mit der Allianz (Digital Accelerator) sowie der Commerzbank, mit dem main inkubator im Bereich FinTech, und dem WestTech Ableger Project Flying Elephant (Software & Tech) weitere in die Schlange eingereiht. Aber ist eigentlich klar, was sich hinter den Begrifflichkeiten verbirgt?! Ein kurzer Theorieeinschub:

Accelerator:
Der Brandbeschleuniger – In kurzer Zeit werden die Teams in Sachen Geschäftsmodell, Strategie, Fundraising, Pitching und weiteren Themen nach vorne gebracht. Mentoring, gerade in Verbindung mit dem Netzwerk, spielt dabei eine immens wichtige Rolle. Highlight ist der Demo Day, der zumeist mehrmonatigen Programme (i.d.R. 2-4 Monate), mit dem Pitch vor Investoren.

Company Builder:
Das All-inclusive-Paket – Die Anzahl an Company Buildern ist mit weitem Abstand am geringsten. Doch sind sie voll an Erfahrung, was die Execution und das schnelle Skalieren betreffen. Das eigentliche Modell wird dabei aber meistens von den Company Buildern vorgegeben. Gründer, teilweise Co-Founder und auch Mitarbeiter, werden passend dazu gesucht/gestellt. Diese aber haben in vielen Fällen nur eine Minderheitsbeteiligung an den Unternehmen. Auch wenn Rocket Internet sich selbst als Inkubator bezeichnet, gehören sie für uns in die Kategorie der Company Builder.

Inkubatoren:
Der Brutkasten – Beinhaltet Elemente von den beiden zuvor genannten Arten. Jedoch findet eine größere individuelle Abstimmung auf die Bedürfnisse der Teams statt, da Inkubatoren zumeist einen stärkeren Bezug zu einem bestimmten Thema aufweisen. Neben der finanziellen Unterstützung, für eine kleine Minderheitsbeteiligung, und dem Support bei allen relevanten Gründungsfragen, werden noch Mentoring, Workshops sowie Services von Partnern angeboten. Die Gründer haben dabei volle Unternehmenshoheit und treffen die Entscheidungen unabhängig vom Inkubator. Die Verweildauer kann dabei variieren und richtet sich nach dem „Bruterfolg“.

Die Grenzen zwischen Accelerator und Inkubator sind in Einzelfällen fließend und bedürfen einer näheren Betrachtung der jeweiligen Inhalte und Details der Programme. Wichtig für alle Gründer ist, dass das Programm zu der eigenen Idee, dem Projekt oder dem bereits gegründeten Unternehmen passt.

Eine Due Diligence lohnt sich immer

Wie auch vor Finanzierungsrunden mit VCs ist angeraten, eine eigene Due Diligence durchzuführen. Geht zu den Veranstaltungen der jeweiligen Einrichtung, sprecht mit Alumni über ihre Erfahrungen und versucht die Verantwortlichen bei Events zu erwischen. Vorausgesetzt, dass das räumlich möglich ist. Ansonsten kann sich auch das Social Media-„Stalking“ als hilfreich erweisen sowie die Betrachtung des Track Record – wie war die Follow on-Fundingquote in der Vergangenheit, gab es negative/positive Presse usw. Aufgrund der relativ kurzen Dauer der meisten Programme muss keine Wissenschaft daraus gemacht werden, aber eine vernünftige Vorbereitung ist im Sinne beider Parteien.

Marktüberblick (Die Auswahl bietet einen umfassenden Überblick, ist aber nicht vollständig)

ds-programme

Als Ergänzung seien zudem noch 1stMOVER aus Düsseldorf und Hanse Ventures aus Hamburg genannt.

Bis auf die Company Builder stehen Änderungen des Produkts und/oder des Geschäftsmodells bei den Startups in Acceleratoren und Inkubatoren aufgrund der Ausrichtung auf Frühphasen mitunter an der Tagesordnung. Nur um des Pivots Willen oder auf Druck des jeweiligen Accelerators/Inkubators sollte dies allerdings nicht geschehen. Sondern vielmehr auf einem validen Feedback beruhen, welches aus den Programmen (Mentoren) und/oder User-Rückmeldungen zum Produkt gezogen werden kann und von den Gründern in ihre Betrachtungen und Entscheidungen einfließt.

Zusammenfassung mit einem Augenzwinkern:
* Accelerator – one-size-fits-it-all-program-for-participants
* Company Builder – it-won´t-be-entirely-your-company-but-high-chances-of-huge-success
* Inkubator – individual-startup-pampering

Zur Person
Fabian Leipelt ist Business Analyst bei WestTech Ventures und Teil des Teams von Project Flying Elephant (Deep Tech Incubator in Berlin).

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