André M. Bajorat im Interview

Wie sich figo (teils gezwungen) zur Banken-API entwickelte

"Schon im letzten Jahr war neben der Banking App die Banken-API auf der Webseite zu finden. Allerdings im Hintergrund und nicht so im Fokus wie heute", sagt André M. Bajorat, Mitgründer von figo, zur neuen Ausrichtung von figo. Daneben spricht er auch über die boomende Fintech-Bewegung.
Wie sich figo (teils gezwungen) zur Banken-API entwickelte
Montag, 2. Juni 2014VonAlexander Hüsing

In wenigen Monaten entwickelte sich figo von der Banking-App zur Banken-API. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht figo-Mitgründer André M. Bajorat über Fokusverschiebungen, Lastschriften und die Fintech-Bewegung.

Wenn man bei Google nach figo sucht, kommt man unweigerlich mit dem Starfußballer Luís Figo in Kontakt. War der Name figo eine gute Wahl?
figo klingt doch positiv und beschreibt zudem in der langen Form was wir machen: “Finance to go”. Von daher sind wir weiter glücklich mit der Wahl des Namens. Zudem der Angesprochene ja kein Schlechter war.

Im Herbst des vergangenen Jahres wurde figo auf ihrer Website als kostenlose Banking-App präsentiert. Inzwischen nennen Sie figo die “Dropbox für Finanzen mit moderner Banken-API”. Was steckt hinter dieser veränderten Selbstdarstellung?
Schon im letzten Jahr war neben der Banking App bereits die Banken-API auf der Webseite zu finden. Allerdings etwas mehr im Hintergrund und nicht so im Fokus wie heute. Hinter der veränderten Selbstdarstellung steckt eine angepasste Vorgehensweise und Ausrichtung des Unternehmens. Wir fokussieren uns auf die Rolle des Enablers und dabei sind unsere eigenen Frontends, wie die Banking-App, für uns mehr ein Show-Cases um anschaulich zu zeigen was unsere Plattform ermöglicht.

Was ist mit figo denn jetzt alles möglich?
Platt gesagt, kann man mit figo in weiten Teilen das bestehende Online-Banking der Banken ersetzen. Wir ermöglichen Nutzern und Partner über unsere API den Zugriff auf Konten bei nahezu allen deutschen Banken. Zudem ist die Abfrage von Kreditkarten und Wallets wie PayPal möglich. Zu den Konten, Kreditkarten und Wallets werden die Umsatzdaten und Kontostände geliefert und darüber hinaus können über figo Transaktionen initiiert werden. Aktuell Überweisungen, aber in naher Zukunft auch Lastschriften. Der Account-Gedanke hat zudem den Vorteil für den Nutzer, dass er seine finanziellen Informationen nur noch an einer Stelle hinterlegt und diese dann in allen mit figo verbundenen Diensten nutzen kann.

Wer sollte und kann die Banken-API nutzen?
Letztlich jeder der in seinem Produkt oder Service einen Mehrwert durch die Integration von Bankinformationen oder Banktransaktionen sieht. Bankdaten haben den Vorteil der „Finalität“ und sind daher häufig Trigger für Prozessschritte. Durch die einfache Integration mit figo können wir hier bei der Prozessoptimierung in verschiedenen Fällen helfen. Das ist die abstrakte Sicht – konkret sind es: Fakturierungstools, Vereinsverwaltungen, P2P Payment Anbieter, Banking Apps, Payment Service Provider, Rating-Anbieter, Personal Finance Management Tools, Banken, Kreditkartenanbieter und viele mehr.

Klingt nach einer großen Zielgruppe. Welche Kunden haben Sie bereits?
Wir haben in den letzten Wochen und Monaten Kunden aus den verschiedensten Bereichen gewinnen können. Davon sind einige bereits live, andere noch in der Betaphase oder auch in der Implementierung. Heute bereits sichtbare Kunden sind die Deutsche Post mit der Whitelabel App E-Post Kontopilot, Fastbill, Billomat, Lendstar und Aboalarm.

Wie sehr war diese Entwicklung – von der Banking-App zur Banken-API vom Umstand getrieben, dass Apple Ihnen wenige Wochen nach dem Start ihren Entwickler-Account gesperrt hat?
Die Idee, mehr als nur eine App zu sein war ja bereits von Anfang an Teil von figo. Die Fokusverschiebung mehr in Richtung API hatte natürlich etwas damit zu tun.

Was genau ist damals denn genau passiert?
Genau wissen wir es nicht, da wir keine eindeutige Begründung erhalten haben. Wir denken aber, dass unsere sehr lange und ausführliche Betaphase mit Umgehung des Appstores der Grund war.

Auch in Sachen Standort hat sich bei figo etwas getan: Der Unternehmenssitz ist jetzt Hamburg. Warum haben Sie Berlin verlassen?
Nach dem Start in München im Jahr 2012 sind wir 2013 nach Berlin gegangen. Wir haben Berlin auch heute nicht wirklich verlassen, da ein Teil des Teams weiter dort sitzt. Allerdings versuchen wir Hamburg in den kommenden Monaten mehr und mehr zu unserer Heimat werden zu lassen und sind daher den Unternehmenssitz Anfang 2014 verlegt. Unser Netzwerk ist in der Hansestadt einfach besser.

Wo steht figo in einem Jahr?
figo ist ein wesentlicher Bestandteil der gerade angelaufenen Fintech-Bewegung. Sobald Lösungsanbieter, wie Apps, Services etc, über die Integration von Finanzdaten nachdenken, ist figo die erste Wahl. Zudem hat sich der figo-Account dank der Integration in viele Partnerdienste als ein vertrauensvoller Dienst für Nutzer etabliert. Neben der Nutzung des figo-Accounts in Partnerdiensten wird es verschiedene eigene figo-Frontends für Nutzer geben. Zudem wird mindestens eine Bank mit uns zusammen arbeiten und die figo Vorteile ihren Kunden anbieten.

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ds-Andre-Bajorat

Zur Person
André M. Bajorat ist seit 1996 in verschiedenen Rollen im IT-Umfeld unterwegs – unter anderem als Geschäftsführer von Giropay, Mitglied der Geschäftsführung von Star Finanz und CEO von NumberFour AG. Zuletzt positionierte er sich als Experte für die Themen Banking, Payment und Mobile. Zudem ist er Mitgründer von Figo.

Foto: The glass wall of the building with the inscription Bank from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.