Nie wieder Zettelwirtschaft

Drivelog bietet Autofahrern ein digitales Serviceheft

Zu Beginn hatte drivelog mit der unerwarteten Skepsis der Zielgruppe zu kämpfen, was sich inzwischen aber gelegt hat. Der Dienst lässt sich über die Website oder eine App für Android und iOS nutzen und bietet Interessierten Online-Dienste und Social-Media-Angebote für Autofahrer an.
Drivelog bietet Autofahrern ein digitales Serviceheft
Freitag, 6. Dezember 2013VonThorsten Panknin

Seit September 2012 bietet die Online-Plattform drivelog Online-Dienste rund ums Auto an. Die Bandbreite reicht von Such- und Vergleichsfunktionen für Werkstätten und Tankstellen, einem digitalen Serviceheft und einem Kostenmonitor bis hin zu Fahrzeug-Bewertungen sowie einem Reifenshop. Der Autozulieferer Bosch entwickelte die Plattform zusammen mit einem Online-Spezialisten und betätigt sich damit im “Automotive Aftermarket”. Zu Beginn hatte drivelog mit der unerwarteten Skepsis der Zielgruppe zu kämpfen, was sich inzwischen gelegt hat.

Was kommt dabei heraus, wenn ein Automobilzulieferer und eine Firma für Online-Marketing und -Umsetzung eine ähnliche Idee haben und sich dann noch treffen? Sie bündeln ihre Kompetenzen, gründen eine Firma und bauen ein Portal für Autofahrer auf. Geschäftsführer Florian Bankoley erzählt, wie es zur Gründung der Firma kam: “Betreiber von Drivelog ist die Mobility Media GmbH in Berlin. Das Unternehmen wurde 2011 als Gemeinschaftsunternehmen von der Robert Bosch GmbH und der trommsdorff + drüner GmbH gegründet, die zeitgleich die Idee eines Autofahrer-Portals hatten. So brachte Bosch sein Know-how als weltweit führender Automobilzulieferer ein – und mit Hilfe der Online-Expertise von trommsdorff + drüner wurde die Plattform technisch umgesetzt. Inzwischen hält Bosch 100 % der Anteile.”

Der Dienst lässt sich über die Website oder eine mobile App für Android und iOS nutzen und bietet Interessierten verschiedene Online-Dienste und Social-Media-Angebote für Autofahrer an. Darunter fallen eine Werkstatt- und Tankstellensuche, ein Reifenshop, ein digitales Serviceheft sowie Details zum eigenen Automodell und Fahrzeugbewertungen anderer Nutzer.

Welche Möglichkeiten bietet die Plattform?

Mit der Suchfunktion finden Nutzer Werkstätten und Tankstellen in ihrer Nähe, inzwischen sind mehr als 3.500 Werkstattpartner mit von der Partie. Laut Bankoley überwiegt die Zahl der Firmen, die nicht zu Bosch gehören. Durch Profile präsentieren sich die Werkstätten und erschließen so neue Kunden. Im digitalen Serviceheft werden Werkstattbesuche dokumentiert und anfallende Termine eingetragen, so soll die möglicherweise herrschende Zettelwirtschaft aufgelöst und vermieden werden. Ein komplett geführtes Serviceheft spielt bei einem Verkauf später eine große Rolle, zeigt sie doch, dass der Wagen in einem guten Zustand und somit seinen geforderten Preis wert ist. Das Drivelog-Team arbeitet gerade an einem PDF-Export des Hefts. Der Kostenmonitor hilft dabei, den Überblick über Fahrzeugkosten zu behalten, beispielsweise Tankkosten, Versicherungen oder Reparaturen. Basierend auf diesen Beträgen errechnet das Werkzeug Einsparpotenziale, ein Budget-Limit unterstützt überdies bei der Kontrolle. Unter “Mein Auto” finden sich detaillierte Informationen zum eigenen Fahrzeugmodell wie Baujahr, Kraftstoffart, Ausstattung, Sicherheitsmerkmale, Verbrauch, Rückrufaktionen der Händler beziehungsweise Hersteller und Online-Neuigkeiten.

Finanzen und Geschäftsmodell

Das Startkapital zur Unternehmung brachte die Robert Bosch GmbH ein, zu Beginn hielt sie 80 % der Firma, die trommsdorff + drüner hielt die restlichen 20 %. Wie Bankoley eingangs schon andeutete, hält die Bosch-Gruppe heute 100 % von drivelog. Ihre Online-Dienstleistungen sind für Nutzer kostenlos, auch die angeschlossenen Werkstätten können drivelog mit einem Basiskonto kostenfei nutzen, für erweiterte Funktionen wird dann Geld fällig. Drivelog partizipiert bei Transaktionen wie Vermittlungen mit 5 %.

Der “Automotive Aftermarket” wurde zunächst als reifer eingeschätzt, Händler und Endkunden waren zunächst skeptisch

Bankoley gibt Einblick in Herausforderungen, die es zu bewältigen galt: “Die Komplexität bei solchen Projekten ist in den meisten Fällen höher als gedacht – diese Erfahrung haben wir am Anfang auch gemacht. Zu Beginn haben wir den Markt auch etwas reifer eingeschätzt, als er es tatsächlich war – entsprechend waren Händler und Endkunden zunächst skeptischer als erwartet. Das hat sich glücklicherweise schnell geändert.”

Fazit

Mazda und Mercedes Benz bieten bereits ab 2005 digitale Servicehefte an, insofern ist drivelogs Ansatz, unter anderem ein entsprechendes Serviceheft anzubieten, nicht revolutionär, aber dennoch praktisch. Deutsche Start-ups berichtete bereits über den Serviceheft-Mitbewerber Motory, auch andere Portale wie AutoScout24 bieten Online-Dienstleistungen rund um das eigene Auto an.

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Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.