15 Fragen an Axel Schmiegelow von curtis newton

“Take the money and run”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Axel Schmiegelow von curtis newton.
“Take the money and run”
Freitag, 29. November 2013VonChristina Cassala

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Axel Schmiegelow von curtis newton.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich dachte früher, es ist der einzige Weg zur Unabhängigkeit. In Wahrheit ist man immer irgendwie abhängig. Das Tolle am Gründerdasein ist weniger die Pflege des eigenen Egos als vielmehr die Freiheit, in einem grandiosen Team von Talenten außergewöhnliche Dinge Wirklichkeit werden zu lassen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu itravel kam uns in einem Workshop am Strand in Holland; unseren Ansatz mit curtis newton haben wir in der Reflektion über unsere Lernerfahrungen aus sevenload und denkwerk nach dem Exit in 2011 entwickelt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das Kapital stammt aus den Erlösen der ersten Start-ups, die ich gegründet habe. Begonnen hat alles Ende der 90er Jahre mit der Idee, als “Experten” Internet-Cafés auf Medienkongressen und -messen anzubieten. Im Zuge dessen haben wir uns alle Leistungen sponsern lassen, um die Vergütung der Veranstalter als Startkapital für unsere Web-Projekte zu nutzen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wenn man – wie wir – den Fokus darauf gerichtet hat, branchenverändernde Dinge zu versuchen, trifft man meistens auf geballtes Unverständnis. Dies hat sich etwas gebessert, weil keiner mehr grundsätzlich den digitalen Wandel (Mobile/Social/Big Data etc..) mehr in Frage stellt. Am meisten unterschätzt habe ich, dass außerhalb unseres Kosmos’ als Startup die Uhren viel langsamer ticken.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Weniger schnell skalieren und früher ins Funding gehen. – Frei nach dem Motto: „Take the money and run“.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Die beste Art im Geschäft mit Endverbrauchern ist es, so gut zu sein, dass sie es weiter erzählen. Lerne von Deinen Kunden. “Growth Hacking” ist die Devise – das heißt das Produkt permanent so verbessern, dass man sich am Verhalten der Nutzer orientiert. Reine Werbung bringt gar nichts.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Unsere Advisors und Angels – Jeder auf seine Art so intensiv, dass ich keinen herausheben möchte. Den Überraschendsten dann aber vielleicht doch: unseren „Angel of the Year“ Dr. Christian Schultz! Außerhalb des Unternehmens: meine Familie.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Real artists ship. Done is better than perfect. Take the money and run. No asshole rule. Go for momentum, not high valuations. If you can’t measure it, you don’t know anything about it. Eat your own dog food.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir weniger Startup Summits und dafür mehr relevante Gesetzesänderungen wünschen. Der Wagniskapitalzuschuss war ein guter Schritt, die Richtlinien müssten flexibler werden. Darüber hinaus eine umfassende Initiative zur Small Cap Mittelstandsfinanzierung, da seit den Basel-Reformen und der Finanzkrise Banken als Finanzierungsquelle weggefallen sind.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Nach einer überschaubaren Karriere in der Wirtschaft wahrscheinlich in einem NGO oder in der Politik versuchen, die Welt ein Stück zu verändern.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich würde nirgends gern ein stilles Mäuschen sein.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
200 Jahre in die Zukunft.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Nach Warren Buffetts Theorem vom compound dollar würde ich sie nachhaltig investieren, um später damit sinnvolle Dinge zu tun. Im Zweifel würde ich in unser Unternehmen investieren.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Auf Reisen. Mit meiner Familie.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit einer Reihe von Menschen, von denen ich noch Einiges lernen kann.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Axel Schmiegelow ist Unternehmer, Gründer und Investor in Startup-Unternehmen aus den Bereichen Social Media, Mobile und E-Commerce. In seiner Funktion als Gründer und Geschäftsführer von curtis newton (vor 2013 bekannt als dw capital) setzt sich Schmiegelow für verschiedene Start-ups in Deutschland ein. Zu seinem Portfolio gehören unter anderem armedangels, Coupies, itravel, Qype und sevenload. Als Mitgründer, Geschäftsführer und Mitglied im Aufsichtsrat verantwortete er über mehrere Jahre aktiv die Entwicklung verschiedener Beteiligungen.

15 Fragen als eBook und Buch

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.