Bloggerstudie 2013: Was Unternehmen und Blogger daraus lernen können

Eine spannende Umfrage führte rankseller, Marktplatz für Blog-Marketing, mit 2.344 Bloggern (von 48.000 angeschriebenen Kontakten) durch und veröffentlicht die Auswertung in einer ansprechenden Infografik. Spannend insofern, weil es insgesamt wenig Zahlen- und Fakten-Material […]
Bloggerstudie 2013: Was Unternehmen und Blogger daraus lernen können
Donnerstag, 19. September 2013VonElke Fleing

Eine spannende Umfrage führte rankseller, Marktplatz für Blog-Marketing, mit 2.344 Bloggern (von 48.000 angeschriebenen Kontakten) durch und veröffentlicht die Auswertung in einer ansprechenden Infografik. Spannend insofern, weil es insgesamt wenig Zahlen- und Fakten-Material über die Blogger-Szene gibt, aber auch, weil sie einige News für Unternehmen enthält, die mit Blogs werblich zusammenarbeiten wollen.

Interessantes für Unternehmen

Stimmt die Qualität?

Die wenigsten der befragten Blogger – nur gut ein Sechstel – haben das journalistische Handwerk gelernt. Die meisten sind also Quereinsteiger beim Texten. Und entsprechend divergiert die Textqualität in den verschiedenen Blogs.

Natürlich können auch Nicht-Journalisten eine exzellente Schreibe haben und so spannend schreiben, dass sie eine große Leserschaft begeistern und halten können. Aber die hohe Zahl der nicht-professionellen Schreiber sollte die Unternehmen motivieren, die Blogs auch qualitativ zu checken, bevor sie auf Kooperations-Jagd gehen.

Besteht seitens des Bloggers überhaupt Interesse an einer Kooperation?
Fast zwei Drittel aller Blogger begannen nicht aus finanziellem Interesse, ihr Blog zu pflegen, und noch mehr, nämlich 72 Prozent bloggen für ihr Hobby. Andererseits geben doch gut 58 Prozent aller Blogger an, mit beruflichem Hintergrund zu bloggen. Da ist entweder das Hobby auch zum (Teil-) Beruf geworden oder man pflegt mehrere Blogs: geschäftliche und private.

Wie auch immer: Gut 65 Prozent alle befragten Blogger bekunden, dass Unternehmen Interesse an einer werblichen Nutzung ihres Blogs haben.

Aber: Nicht alle befragten Blogger haben ihrerseits Interesse an solchen Kooperationen. Da klafft doch eine – wenn auch kleine – Lücke zwischen den Interessen, die Blogger und Unternehmen dazu bringen sollte, ihre Strategien zu überdenken…

Unternehmen stecken viel Engagement in Akquise-Versuche von Blogs für werbliche Zwecke – in der Regel für sponsored Posts oder auch sonstige Gastbeiträge: Sie sollten auf jeden Fall ihr Targeting für die Akquise schärfen und vorab recherchieren, welche Blogs überhaupt Interesse an einer werblichen Zusammenarbeit haben. Und die nicht Interessierten danach eben nicht mehr dauernd anschreiben.

Sind bei höheren Angeboten eventuell mehr Blogger zu erweichen?
Unternehmen sind aus mehreren Gründen so scharf auf die Kooperation mit Bloggern. Zum einen haben Blogbeiträge bei vielen eine wesentlich höhere Glaubwürdigkeit und Akzeptanz als Anzeigen – selbst dann, wenn sie als sponsored Posts gekennzeichnet sind.

Zum anderen aber sind werbliche Zusammenarbeiten mit Blogs für die Unternehmen in der Regel enorm preiswert, gemessen an anderen werblichen Maßnahmen.

Man braucht sich ja nur die Erlöszahlen in der Infografik anzusehen, um zu erkennen, wie lächerlich wenig die meisten befragten Blogger mit ihren Blogs verdienen.

Wahrscheinlich ist das Zustandekommen von werblicher Zusammenarbeit bei einigen auch nur eine Frage des Honorars. Die Vermutung liegt nahe, dass deutlich mehr Blogger zu einer Zusammenarbeit bereit wären, wenn sie dafür besser bezahlt würden. Ausprobierenswert für die Unternehmen ist das auf jeden Fall – denn selbst, wenn sie deutlich mehr böten als bisher, wäre ihr Nutzen wahrscheinlich immer noch sehr hoch im Verhältnis zu ihrer Investition.

Denn – und das wissen die Unternehmen natürlich auch oder sollten es zumindest einbeziehen in ihre Überlegungen: Fast nie steht ein Blogbeitrag nur für sich. Mehr als ein Drittel aller Blogposts werden laut der Umfrage zusätzlich im Social Web promotet und so manches Mal diskutiert und von anderen wiederum weiterverbreitet. Und zwar, ohne, dass das Unternehmen dafür tätig werden muss.

Weitere 10 Prozent der Blogposts finden Eingang in Newsletter – ebenfalls ohne Handlungsbedarf für die Unternehmen.

Und die Blogbetreiber haben ein ureigenstes Interesse daran, dass ihre Blogbeiträge bei Google gut gerankt sind, ebenfalls ein gutes Drittel aller Blogger ackert kräftig an der Suchmaschinenoptimierung herum.

Was können Blogger aus der Studie lernen, die mit ihren Blogs Geld verdienen wollen?

Nische suchen
In der Infografik sind ja zumindest die in der Umfrage genannten Top Ten-Themenbereiche genannt. Zu diesen Bereichen gibt es also wohl schon so viele Blogs, dass es schwer wird, sich zu solch heiß umkämpften Themen eine nennenswerte Leserschaft zu erbloggen.

Es gilt also, sich eine Nische zu suchen, die nicht schon von zig Kollegen bebloggt wird. Und diese Nische kann durchaus auch innerhalb der Top Ten-Themenbereiche liegen, sie muss halt nur sehr speziell sein:

Noch ein Reiseblog über jedes Land und jede Stadt weltweit? No Chance!
Ein Blog über die schönsten Angelteiche in Deutschland und den angrenzenden Ländern? Aber sicher!

Noch ein Blog zum Thema Garten im Allgemeinen? Puh, nicht machen.
Aber ein Blog über Leberblümchen oder zum Thema Erde verbessern? Gibt’s wahrscheinlich noch kaum.

Problem dabei: Je spezieller das Thema, desto schwieriger wird’s, immer aktuellen Stoff für Artikel zu finden.

Guter Verdienst ohne eigene Investitionen ist schwierig
Die meisten Blogger verdienen erbärmlich wenig mit ihren Blogs, glaubt man der Umfrage.

Aber die meisten der befragten Blogger investieren auch erbärmlich wenig Geld in ihr Blog – abgesehen natürlich von ihrer Zeit und ihrer Kreativität, die ja auch Geld wert sind.

Um das Blog bekannter zu machen, um die Qualität der Texte und/oder Bilder zu steigern, um sich in Sachen Marketing weiterzubilden oder um das Design und die Usability des Blogs zu optimieren, muss man manchmal investieren – je nachdem, in welchen Bereichen man Schwächen kompensieren muss.

Und es ist nun mal jede Investition gut, auch recht hohe Investitionen, wenn sie mehr einbringen als sie gekostet haben.

Insofern sollte man, wenn man Geld verdienen will mit dem Bloggen, daran gehen wie an die Gründung eines Unternehmens: Mit klar definierten Zielen einem Plan und mit Investitionen, wo sie für den gewünschten Erfolg notwendig sind.

Nicht so wichtig als Lerneffekt, aber doch sehr überraschend

Die Umfrageergebnisse bezüglich der Huffington Post Deutschland haben mich persönlich tüchtig erstaunt. Vor einiger Zeit schwappte eine heftige Diskussionswelle durch’s Internet, als die Huffington Post verkündete, nach Deutschland zu expandieren.

Bei den Kollegen der Gründerszene steht zu lesen, dass man erst nach der Bundestagswahl starten will und auch das Modell der Huffington Post wird erklärt: “Die deutsche HuffingtonPost soll wie das US-Vorbild als Online-Portal aus einer Mischung redaktioneller Texte, unbezahlter Autorenblogs und Leserkommentare bestehen.”

Ausführlich und im gesamten Social Web wurden die Vorteile – Reichweite, Reputation – und Nachteile – gratis schreiben und andere verdienen eine Menge Geld damit, Ausbeutung usw… – diskutiert.

Aber fast die Hälfte aller in dieser Umfrage antwortenden Blogger kennt die Huffington Post gar nicht. Wie das sein kann, ist mir ein völliges Rätsel…

Klick ins Bild zeigt die ganze Infografik

Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.