Xyo soll Nutzern helfen, mobile Apps zu finden – die noch dazu zu den eigenen Interessen passen

Xyo (www.xyo.net) – früher Xyologic – hat einen der kürzesten Pitches ever: Xyo ist eine Suchmaschine für Apps. Das vielfältige internationale Medienecho auf den Launch von Xyo ist ein Indiz dafür, dass das […]
Xyo soll Nutzern helfen, mobile Apps zu finden – die noch dazu zu den eigenen Interessen passen
Donnerstag, 18. Juli 2013VonElke Fleing

Xyo (www.xyo.net) – früher Xyologic – hat einen der kürzesten Pitches ever: Xyo ist eine Suchmaschine für Apps. Das vielfältige internationale Medienecho auf den Launch von Xyo ist ein Indiz dafür, dass das Interesse an Suchhilfen im Mobile App-Dschungel groß ist. Auch deutsche-startups.de monierte schon: Mundpropaganda als letzte Rettung – Das App Discovery-Problem verschärft sich.

Die Situation in Sachen mobile App-Suche ist vergleichbar mit der Internet-Suche 1998, als die meisten Nutzer über Portale wie AOL und Yahoo Zugang zum Internet hatten und nur einige hundert Websites entdeckten: Bisher finden die meisten Nutzer nur die Top 25 in den App Stores. Die Folge: 10 % der Apps erhalten 90 % der App-Downloads.

Diese Situation ist für alle Beteiligten mehr als unbefriedigend: Die Nutzer kommen nicht in den Genuss vieler richtig guter Apps und die App-Entwickler produzieren für den Papierkorb.

Das Berliner Start-up Xyo hat einen neuen Ansatz entwickelt, der die Suche nach Apps radikal vereinfacht, weil er sich am tatsächlichen Nutzerverhalten orientiert. So werden zum Beispiel oft Interessen wie Musik oder Golf, oder auch ‘inspirier mich’ Anfragen wie ‘coole Games’ eingegeben, weil die User nicht wissen, welche Apps es gibt und wonach sie überhaupt suchen sollen.

Die App Stores bieten lediglich grobe Kategorien und die Top-Charts zur Orientierung an.

Xyo identifiziert dagegen etwa 600 App- und 100 Game-Genres – Xyo differenziert zwischen Speilen und sonstigen Apps – und gruppiert ähnliche Apps nach Themen. Damit fällt es leichter, die besten Apps passend zu den eigenen Vorlieben zu entdecken. Laut Xyo entsteht dadurch endlich ein Long Tail-Effekt: Bei Xyo bekommen 75 % aller Apps 90 % aller Downloads.

Und die Suche funktioniert tatsächlich schon ziemlich gut und mehrsprachig. Gibt man zum Beispiel ‘Kochrezepte’ auf Deutsch ein, werden sowohl deutsch- als auch englisch-sprachige Apps angezeigt. Xyo.net selbst ist in Englisch, weitere Sprachen sind geplant. Der Service an sich ist in über 20 Sprachen verfügbar.

Vergleichbar zur reinen Suchfunktion von Xyo ist in etwa Quixey – auch dort kann man mit deutschen Suchanfragen fündig werden – die Ergebnisliste dort ist allerdings wesentlich kürzer als bei Xyo.

Sehr gut gefällt, dass User-Bewertungen aus den App-Stores à la ‘Amazing’, ‘needs an update’, ‘easy to use’ stichwortartig schon in der Gesamtvorschau angezeigt werden, so dass ich schon in der Übersicht Nutzermeinungen lesen kann, ohne die einzelne App anklicken zu müssen. Neben der Suche und Kategorisierung wurde der proprietäre App Score (von 0 bis 100) als Qualitätsindikator für Apps entwickelt, der auf Downloads, User-Bewertungen und anderen Faktoren beruht.

Wenn man also so ungefähr weiß, was man sucht, ist die Auswahl in der Regel beträchtlich und fast immer treffend und die Bewertungen helfen, die richtige Wahl zu treffen.

Nervig finde ich als passionierte Nicht-Gamerin, dass zu nahezu jedem Suchbegriff auch Games vorgeschlagen werden – und zwar nicht zu knapp. Aber das lässt sich wohl nicht verhindern, sind doch nahezu alle Investoren in der Games- oder Musik-Szene verwurzelt:

flaregames-CEO Klaas Kersting, SoundCloud-Gründer Eric Wahlforss und einem der wichtigsten Games-Investoren aus den USA, Rick Thompson’s Signia Venture Partners, siehe auch: Signia Venture Partners’ Rick Thompson delivers the über-investor’s take on mobile gaming investments (interview).

Wie überzeugend das Modell von Xyo auf die Investoren gewirkt haben muss, mag folgende Geschichte beschreiben, die Xyo deutsche-startups.de erzählte: “Das Funding von Signia Venture Partners kam nicht durch einen klassischen Investoren-Pitch zustande. Funzio, ein führendes Mobile Gaming Unternehmen, war Xyo Kunde und empfahl uns Ihrem Investor Rick Thompson als Service für dessen Portfoliounternehmen. Nachdem Matthäus 30 Minuten Xyo als Produkt gepitcht hatte, unterbrach ihn Rick Thompson und fragte, ob er in Xyo investieren könne.” – Auf diese Art einen Investor zu gewinnen, ist wohl der Traum jedes Start-ups…

Zwei der drei Gründer von Xyo: Zoe Adamovicz und Marcin Rudolf sind Programmierer, Matthäus Krzykowski kümmert sich um das betriebswirtschaftliche Vorankommen von Xyo.

Die Kollegen bei der Gründerszene haben ein 9-minütiges Interview mit Zoe Adamovicz und Matthäus Krzykowski gemacht, in dem viel über die Vision hinter Xyo zu erfahren ist:

Die Frage der Monetarisierung beantwortet Xyo etwas geheimnisvoll: “In der Vergangenheit, waren wir bootstrapped und haben Datensätze und Berichte zur App-Economy verkauft, um unsere innovative App-Suche zu finanzieren. Dieser Service wird mittlerweile von Priori Data weitergeführt. In Zukunft werden wir neue Ansätze zum App-Marketing entwickeln, welche so noch nicht im Markt verfügbar sind.” Aha…

Jetzt wird’s social – durch ‘Apps for me’ anhand der eigenen Interessen Apps empfohlen bekommen

Seit dem 4. Juni 2013 sind diverse social Features hinzugekommen. So will man mit dem neuesten Produkt ‘Apps for Me’ den Nutzern noch weiter entgegenkommen und empfiehlt ihnen individuelle Apps und App-Genres anhand ihrer Facebook-Likes.

Aber dieses Feature ist wirklich noch sehr beta: Die Empfehlungen kommen aufgrund von eigenen Facebook-Likes zustande, die Rückschlüsse, warum jemand etwas gefällt, sind allerdings oft noch weit von ‘Treffer, versenkt’ entfernt – aber sie sind oft zu einem richtig schönen Lacher gut. Ist ja auch was:

Ich folge zum Beispiel Mashable und Marketing Land, weil ich am Social Web und Online Marketing interessiert bin, und nicht – wie von Xyo empfohlen, an ‘Latest News’ allgemein.

Ich folge ‘Storybook.com’, weil das eine grandiose Software für belletristische Schriftsteller ist und ich eben an Tools und an Creative Writing interessiert bin und nicht, wie von Xyo vermutet, an ‘Adventure Games’.

Und Richard Branson folge ich ganz sicher nicht, weil ich an ‘Language Learning’ interessiert bin, sondern weil er einer der begnadetsten Entrepreneure unserer Zeit ist.

Am schönsten fand ich das mir – völlig fälschlicher Weise – unterstellte Interesse an ‘War Games’, weil ich ‘The Strategy Web’ und dem ‘Seach Engine Journal’ folge.

Nee, liebe Leute von Xyo, da muss noch viel getan werden, damit die Empfehlungen einigermaßen passen. Aber ist ja auch alles noch im Werden….

Ein anderes social Feature ist, dass man -ebenfalls anhand von deren Facebook-Likes – sieht, welchem der Facebook-Freunde eine App auch gefallen würde und die Möglichkeit hat, demjenigen diese App gleich zu empfehlen.

Hier befürchte ich in naher Zukunft, wenn Xyo eine etwas größere Reichweite hat – und das wird es ganz sicher – eine Flut von App-Empfehlungen, die über uns hereinbricht und den Facebook-Stream fluten wird.

Fazit: Eine gute Suchmaschine für mobile Apps der gängigsten Systeme ist längst überfällig und die Idee, passend zu den persönlichen Interessen mobile Apps vorgeschlagen zu bekommen, ist klasse – die tatsächliche Interessensauswertung der Daten aus Facebook ist allerdings (noch) seeehr ausbaufähig.

Und wahrscheinlich wird vor allem der Empfehlungsbereich von Xyo – dazu braucht man sich nur die Investoren anzusehen – vor allem im Games- und im Musik-Bereich seinen Schwerpunkt haben – beides Bereiche, die für an Business-Apps Interessierte nicht so spannend sind.

Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.