“Was sich merklich geändert hat, sind die Arbeitszeiten” – Nicolas Stoetter von Mornin’ Glory

Die Auswahl an Rasierklingen scheint in der Drogerie schier unermesslich. Dennoch scheint die Wahl der richtigen Klinge schwer zu sein, wenn die Stoppeln schon wieder das Kinn kitzeln. Daher verschickt Mornin’ Glory (www.morninglory.com) […]
“Was sich merklich geändert hat, sind die Arbeitszeiten” – Nicolas Stoetter von Mornin’ Glory
Mittwoch, 27. März 2013VonChristina Cassala

Die Auswahl an Rasierklingen scheint in der Drogerie schier unermesslich. Dennoch scheint die Wahl der richtigen Klinge schwer zu sein, wenn die Stoppeln schon wieder das Kinn kitzeln. Daher verschickt Mornin’ Glory (www.morninglory.com) seit Ende November des vergangenen Jahres europaweit Nassrasurklingen im Abo und tritt damit gegen etablierte, traditionelle Anbieter wie Gillette an. Gründer Nicolas Stoetter sprach im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups über Männerbilder.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Rasieren ist für Männer immer wieder derselbe Stress. Früher oder später stehst du ohne Klingen da, hetzt zum Supermarkt und ärgerst dich dort über die Preise. Wieder zuhause stellst du frustriert fest, dass all die Jahre im Fitnessstudio nutzlos waren, weil du nicht mal die Rasierklingen-Verpackung aufbekommst. Wenn du Pech hast, passen die Klingen dann auch gar nicht auf deinen Rasierkopf. Wir haben Mornin‘ Glory gegründet, damit man endlich stressfrei immer frische Klingen zur Hand hat.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich Ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Das Konzept hat den Reality Check bestanden und ist bis dato deshalb nicht verändert. Das einzige, was sich merklich geändert hat, sind die Arbeitszeiten.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Gillette und Wilkinson haben zusammen über 90 Prozent Marktanteil, aus naheliegenden Gründen sind sie für uns die einzig relevanten Wettbewerber. Unterschiede: Wir sind günstiger, viel bequemer und wollen weg von diesem humorlosen Schönlings-Image, das deren Männer-Bild prägt. Ich passe da natürlich nicht so gut in unser Konzept. Bin leider nicht lustig.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Es gibt genug Bedarf nach unserem Modell – das merken wir an den steigenden Kundenzahlen und dem Feedback zu unserer Idee. Die Herausforderung besteht darin, Europas Männer zu überzeugen, dass sie getrost die 5 Euro-Klinge im Regal liegen lassen können, ohne um ihre Halsschlagader fürchten zu müssen und dass monatlicher Lieferservice nicht gleichbedeutend ist mit Drückerkolonne.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben Sie schwarze Zahlen?
Neben dem Kundenstamm ist Up- und Cross-Selling fester Bestandteil unserer Strategie, aktuell gibt es schon Samples für Neukunden. Mit den schwarzen Zahlen müssen Sie sich aktuell noch ein wenig gedulden. Ich verspreche aber, dass wir uns zu dem betreffenden Zeitpunkt mit dieser Nachricht nicht zurückhalten werden.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Seit Tag eins kann jeder Europäer unsere Klingen versandkostenfrei beziehen. Im Laufe dieses Jahres werden wir die Internationalisierung in ausgewählten Nachbarnländern gezielt angehen.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Für eine fünfstellige Zahl männlicher Kunden die erste Adresse zu werden, wenn es um Rasur und Pflege geht. Dazu gehören Sortimentsausbau, Internationalisierung und der behutsame Aufbau einer starken Marke.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Bereits mit 17 gründete Nicolas Stoetter sein erstes Start-up, das als „European Company of The Year 2003“ ausgezeichnet wurde. Er studierte im Anschluss BWL in St. Gallen. Danach war Stoetter bei der Boston Consulting Group tätig. Zuletzt war er als Projektleiter eines Social Business und Berater für den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus in Bangladesch beschäftigt. Mornin’ Glory (www.morninglory.com) wurde 2012 gegründet und ging im November final online.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.