“Wir besetzen die Nische zwischen Interiorpark und Dawanda” – Viviane Bumb von qiphome

Entweder sind Möbel zu teuer oder sie sind von IKEA oder sehen aus wie IKEA. Und somit auch jede Wohnung. Individuelle Einrichtung? Fehlanzeige! Wer aber das Besondere sucht und nicht die Zeit hat, […]

Entweder sind Möbel zu teuer oder sie sind von IKEA oder sehen aus wie IKEA. Und somit auch jede Wohnung. Individuelle Einrichtung? Fehlanzeige! Wer aber das Besondere sucht und nicht die Zeit hat, es zu suchen, könnte bei qiphome (http://www.qiphome.com) fündig werden. qiphome verkauft hochpreisigere, dafür aber traditionell hergestellte Unikate. Welche Nische das Start-up mit Sitz in Luxemburg dabei besetzen will, verrät Viviane Bumb im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Im Verlaufe der letzten Jahre habe ich immer wieder talentierte Handwerker und Produktedesigner getroffen, welche geniale Produkte entwerfen und herstellen, denen aber schlicht die Zeit und oft auch das Know-how für Marketing und Vertrieb fehlt. Ich fand es schade, dass diese Produkte nur einem kleinen Insiderkreis vorbehalten bleiben. Parallel dazu kaufte ich vermehrt online ein, weil mir als dreifache Mutter die Zeit fehlt für gemütliches Shopping und coole Läden in anderen Städten aufzuspüren. Im Internet einkaufen ist einfach, wenn man genau weiss, was man will, z.B. ein technisches Gerät. Will man aber schöne, qualitativ hochwertige Sachen aufspüren, muss man sich durch einen virtuellen Dschungel kämpfen.

Ziel war es, diese zwei ‚Probleme’ miteinander zu einer Lösung zu verbinden: einerseits Herstellern von einzigartigen Möbeln und Wohnaccessoires eine Plattform bieten, ihre Produkte professionell überregional oder sogar international zu verkaufen, andererseits Menschen mit einem hohen ästhetischen Anspruch eine Selektion an einzigartigen schönen Produkten zu präsentieren, damit sie sich nicht mehr durch Gemischtwarenläden wie Amazon und Dawanda u.ä. durchkämpfen müssen, um die Dinge zu finden, die man vielleicht nicht gesucht hat, aber schon immer haben wollte. Also einen virtuellen Marktplatz schaffen, wo sich Anbieter und Nachfrager schöner Einrichtungsgegenstände einfach und unkompliziert treffen.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Eigentlich gar nicht. Das einzige, was sich als schwierig umsetzbar erweist, ist das Anbieten von Vintage-Produkten. Unsere Idee ist, einen zeitgemäßen Interior-Stil mit einzigartigen Einrichtungsgegenständen abzubilden und dazu gehören heute nicht nur Designerstücke, sondern auch der angesagte Vintage-Stil oder Industrial Chic. Da diese Dinge nur einmal verkauft werden können, ist den Anbietern von Vintage oder ausgesuchten Trödelstücken der Aufwand für die Produkteinpflege (professionelle Fotos, Produktexte etc.). zu hoch. So gestaltet es sich als sehr schwierig, Verkaufspartner für Vintage zu gewinnen.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Die wichtigsten Mitbewerber sind Interiorpark und Dawanda. Von Interiorpark heben wir uns ab, indem wir nicht nur auf Design setzen, sondern vor allem auch auf Handwerk und Handwerkskunst und mittelfristig hoffentlich auch, weil wir Vintage-Produkte anbieten und somit einen eklektischen, zeitgemäßen Einrichtungsstil präsentieren. Dawanda ist ein Marktplatz für das Handgearbeitete und bietet somit Produktdesignern, Manufakturen etc. nicht den angemessenen (ästhetischen) Rahmen. Wir besetzen die Nische zwischen Interiorpark und Dawanda.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
In erster Linie müssen wir unsere Produktebasis weiter ausbauen. Viele sind von unserer Idee begeistert, finden die Umsetzung sehr schön, finden aber (noch) nicht ein Produkt, das sie gerade benötigen. Und dann sind sie mit einem Klick schon wieder weg … Der zweite wichtige Punkt ist natürlich die Bekanntmachung. Wir sprechen eine bestimmte Klientel an: Leute mit Stil, die Individualität und Nachhaltigkeit schätzen und bereit sind, für hierzulande produzierte Dinge etwas mehr auszugeben als für Massenware von Habitat & Co. Wie finden wir diese Menschen bzw. wie finden Sie zu uns?

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Unser Businessmodell beruht auf Kommissionsgebühren. Wir erheben keine Listing-Gebühren, sondern verdienen erst, wenn ein Produkt verkauft worden ist. Wir müssen also zuerst noch viel investieren in Content und Bekanntmachung, bevor wir schwarze Zahlen

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Luxemburg und Deutschland sind unsere Hauptmärkte, mittelfristig wollen wir auch die Schweiz aktiv bearbeiten. Wir werden schon heute oft gefragt, warum www.qiphome.com nicht in Englisch und/oder Französisch existiert. Die Sprachauswahl ist allerdings etwas komplexer bei einem Marktplatz, deshalb ist dies definitiv ein längerfristiges Ziel.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wir sind keines dieser Start-ups, die gleich am Anfang 10 Leute einstellen und TV-Spots schalten, um dann nach paar Monaten von der Bildfläche zu verschwinden. Unsere Produkte reflektierend, setzen wir auf ein stetiges, nachhaltiges Wachstum.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person
Vivane Bumb ist gebürtige Schweizerin, lebt aber jetzt in Luxemburg. Sie studierte BWL und war lange Jahre als Senior Marketing Managerin bei Credit Suisse Group in Zürich tätig, ehe sie sich zunächst dem Schreiben zuwandte. Seit 2008 war sie für UBS Luxembourg tätig, bevor die dreifache Mutter 2012 qiphome gründete.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.