Zahlungsmoral gut, alles gut – auch die eigene Reputation

So manches Unternehmen – winzig klein oder sehr groß – ging schon wegen schlichter Liquiditätsengpässe insolvent. Das heißt, eigentlich wären genügend Mittel vorhanden, um allen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen – hätten denn alle Schuldner […]
Zahlungsmoral gut, alles gut – auch die eigene Reputation
Dienstag, 29. Januar 2013VonElke Fleing

So manches Unternehmen – winzig klein oder sehr groß – ging schon wegen schlichter Liquiditätsengpässe insolvent. Das heißt, eigentlich wären genügend Mittel vorhanden, um allen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen – hätten denn alle Schuldner pünktlich bezahlt. Nun führen Zahlungsverzögerungen nur im wirklich schlimmsten Fall zur Insolvenz eines Unternehmens oder eines Selbstständigen. Aber vertrödelte Überweisungen haben auch ohne Bankrott unangenehme Folgen – und zwar für beide Parteien, den Zahlungsempfänger und den Zahlungssäumigen .

Schon regulär, allerdings eigenmächtig schrauben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen ihre Zahlungsziele für offene Rechnungen immer weiter nach oben. Es ist gar nicht mehr unüblich, dass besonders kleine Unternehmen von ihren mächtigeren Schuldnern Zahlungsfristen von 60 oder gar 90 Tagen ‘aufgebrummt ‘ bekommen. Ein Vierteljahr auf Geld zu warten, für das man bereits gearbeitet oder geliefert hat, kann zum Beispiel einen Freiberufler oder ein kleines Unternehmen schon tüchtige in finanzielle Engpässe bringen.

Das hat jetzt auch die EU-eingesehen und eine neue Richtlinie verabschiedet, die kleine Firmen zukünftig besser schützt. Die neue Richtlinie soll spätestens am 16. März in Deutschland in nationales Recht umgesetzt worden sein. Zwar ist das meiste dieser Richtlinie in Deutschland bereits in § 286 BGB geregelt, aber einige Details der EU-Richtlinie stellen die Freiberufler eben zukünftig noch ein wenig besser. Mehr dazu im Artikel Honorare sollen schneller fließen in der Computerwoche online.

Aber: Gesetze hin, EU-Richtlinien her: Selbst wenn angemessen kurze Zahlungsziele vorab von beiden Vertragspartnern abgenickt wurden: Eingehalten werden sie deshalb noch lange nicht immer. Die Folgen für den Gläubiger in der Regel:

Warten auf sein Geld, nett erinnern, wieder warten, mahnen, wieder warten, Mahnbescheid erlassen, wieder warten… Viel administrativer Aufwand, zusätzliche Kosten, Liquiditätsengpässe – und eine sehr unschöne Stimmung gegenüber dem Schuldner.

Aber auch für das zu spät zahlende Unternehmen hat seine Zahlungs-Unzuverlässigkeit unschöne Folgen: Seine Reputation leidet, der Gläubiger hält den Spätzahler für einen unzuverlässigen Partner, nicht selten zerbricht eine ansonsten exzellente Geschäftsbeziehung an Zahlungsverzögerungen.

Klar, jeder kann mal in Zahlungsschwierigkeiten kommen, aber dann ist das Mindeste, was die Vertragspartner erwarten können, eine proaktive Kommunikation dieser Probleme, die am besten gleich mit einem Lösungsvorschlag, zum Beispiel dem Vorschlag einem Ratenzahlung s-Vorschlag verbunden ist.

Viele Zahlungsverzögerungen passieren aber gar nicht wegen echter Geldsorgen, sondern schlicht aufgrund nicht gut organisierter Buchhaltung. Und das wirkt sich dann sicher nicht positiv auf die Geschäftsbeziehung aus.

Zudem sollte Unternehmen, die allzu sorglos mit ihren Zahlungsverpflichtungen umgehen, klar sein, dass wir alle heutzutage immer besser vernetzt sind, und dass es sich sehr leicht herumspricht, wenn jemand unpünktlich zahlt.

Ganz abgesehen von dem moralischen Aspekt: Gute Geschäftspartner sollten respektvoll und achtsam miteinander umgehen, und dazu gehört natürlich auch eine zeitnahe Rechnungsbegleichung.

Je später ein Unternehmen zahlt, desto wahrscheinlicher ist es bald pleite

Und – nicht immer zu Unrecht – geraten zahlungssäumige Unternehmen schnell in den Ruf, dass es um die Stabilität ihres Unternehmens nicht zum Besten steht, dass es vielleicht kurz vor der Insolvenz steht.

Denn Zahlen belegen genau das: Je später ein Unternehmen seine Rechnungen begleicht, desto wahrscheinlicher ist seine Insolvenz in naher Zukunft. Die statistische Erfassung von Zahlungsverzögerungen ist auch ein Instrument zur Insolvenzfrüherkennung.

Und wer will schon mit einem Unternehmen Geschäfte machen, das wahrscheinlich bald Konkurs macht? Und so kommt dann für die Unternehmen, deren Ruf in Sachen Zahlungsmoral nicht der beste ist, so manches gute Geschäft zukünftig gar nicht erst zustande. Schade eigentlich. Und so unnötig.

Aber, und das ist dann ja schon wieder ein bisschen beruhigend: Wenn man der Statistik im Artikel Die Sache mit der Zahlungsmoral glauben darf, sind wir in Deutschland ziemlich gut dran – haben doch Schuldner in Deutschland gemessen an denen anderer europäischer Länder die beste Zahlungsmoral. Diese Statistik kann man eigentlich so zusammenfassen: Je südlich in Europa, desto schlechter die Zahlungsmoral.

Foto: John Ridley, stock.xchng

Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.