Büros mit Vintage-Möbeln

Mit ganz wenig Geld zum Start-up-Wohlfühlbüro

In Start-ups ist meist wenig Geld und Zeit vorhanden um sich einzurichten. „Das ist schade, denn es ist wichtig, dass Mitarbeiter und die Geschäftsführer sich wohl fühlen,“ erklärt Mai-Britt Mikolajewicz. Auch auf potentielle Mitarbeiter macht ein besonders eingerichtetes Start-up-Büro einen coolen Eindruck.
Mit ganz wenig Geld zum Start-up-Wohlfühlbüro
Dienstag, 18. Dezember 2012VonSusanne Pohl

Ein cooles 70er-Jahre-Sideboard für das Geschäftsführer-Büro, vintage Barhocker für die Start-up-Küche oder alte Schultische und -stühle für einen Konferenzraum. Die selbständige Einrichterin Mai-Britt Mikolajewicz stattet mit ihrer Hamburger Einrichtungsberatung Maistyle Start-up-Büros, Unternehmen und Agenturen mit Vintage-Möbeln und Designklassikern aus. Bevor die Halbdänin sich als Einrichterin selbständig macht, arbeitet sie bei dem dänischen Auktionshaus Lauritz.com in Hamburg. „Man verbringt soviel Zeit im Büro, da ist es wichtig, dass die Umgebung schön ist“, sagt Mikolajewicz. „Für Start-ups ist es eine Herausforderung, sich mit wenig Geld einzurichten. Aber man kann mit echt wenig Geld, richtig charmante Sachen machen.“ Laut Mikolajewicz darf man Möbeln ihr Alter ansehen; Hip sei derzeit Industriestyle gepaart mit Designklassikern.

In Start-ups ist meist wenig Geld und Zeit vorhanden um sich einzurichten. „Das ist schade, denn es ist wichtig, dass Mitarbeiter und die Geschäftsführer sich wohl fühlen,“ erklärt die Einrichterin. Auch auf potentielle Mitarbeiter macht ein besonders eingerichtetes Start-up-Büro einen coolen Eindruck. Für Start-ups die noch wachsen sei es wichtig, dass die Einrichtung mitwachsen kann oder ohne Wertverlust ausgetauscht werden kann; bei Gebrauchtmöbeln gäbe es Werterhalt oder sogar Wertsteigerung. „Wenn man Möbel von Eames kauft, macht man nichts falsch.“ Darüber hinaus ist die Qualität von vintage Möbeln oft besser als bei neuen und auch unter dem Aspekt Öko- und Recycling ist es sinnvoller, gebrauchte Möbel zu kaufen.

Bei einem Auftrag klärt Mikolajewicz – am besten vor Ort – , ob schon Möbel vorhanden sind, welcher Stil in Frage kommt und was zu Start-up und Budget passt. Wenn der Stil nicht klar ist, macht sie eine Stilberatung und Vorschläge. Mikolajewicz erstellt komplette Einrichtungspläne für einzelne Räume oder das ganze Start-up-Büro, besorgt die Möbel und kümmert sich um die Platzierung. Die Einrichterin jagt gerne nach Möbeln: „Mir gefällt wenn ich ein individuelles Möbelstück zu einem guten Preis bekomme.“ Ihre Möbel findet sie bei Gebrauchtmöbelhändlern, Büroauflösern und in Auktionen. Dort findet sie auch Einzelstücke für ihren speziellen Service: die Möbelfahndung. Wenn Kunden z.B. ein Sideboard fürs Büro möchten, schicken sie der Einrichterin ein Foto vom Start-up-Büro. Mikolajewicz macht Vorschläge und besorgt das passende Möbelstück. Der Kunde muss nicht 1.000 Webseiten anschauen; sie weiß, nach acht Jahren bei Lauritz.com, wo sie suchen muss und hat Kontakte zu vintage Design Händlern in Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien.

Besonderen Spaß macht der Einrichterin ihre Arbeit, wenn sie Vorschläge macht und „die Kunden denken, ist die total irre geworden? Und am Ende gefällt ihnen mein umgesetzter Vorschlag richtig gut!“ Wie bei einem ihrer ersten Kunden der Agentur Cellular in Hamburg. Nach deren Umzug sollten die Arbeitsplätze der Mitarbeiter ein anderes Gesicht bekommen. Die alten Schreibtische bleiben; verschönert durch Architekten-Lampen: in unterschiedlichen Farben, alle gebraucht. 70 Lampen ersteigert Mikolajewicz bei eBay. Nachdem ihr Auftraggeber realisiert, was sie vor hat, zweifelt er. Mikolajewicz sitzt in einem Berg von Architekten-Lampen auf dem Fußboden: „Ich war am putzen; er wollte die wegschmeißen.“ Sie baut die Lampen nachts auf und bekommt am nächsten Tag die SMS: „goil“.

Mit dreizehn holt Mikolajewicz das erste Sofa vom Sperrmüll; sich selber richtet sie schon lange mit Vintage-Möbeln ein. Wenn Freunde ein Möbelstück in ihrer Wohnung toll finden, bekommen sie dieses, wenn Mikolajewicz es nicht mehr um sich haben möchte. Rückblickend ganz logisch, dass Mikolajewicz seit 1,5 Jahren als selbstständige Einrichterin Unternehmen, Agenturen und Start-up-Büros mit vintage Möbeln einrichtet. Die Halbdänin, ihre Mutter ist Dänin, studiert Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg. Der Studiengang hat einen Numerus Clausus, sie bekommt auf Anhieb keinen Studienplatz und studiert BWL. Beharrlich bewirbt sie sich weiter, um nach sechs Semestern in ihren Wunschstudiengang einzusteigen. Nach dem Studium arbeitet sie bei dem dänischen online Auktionshaus Lauritz.com. Dort wird nach acht Jahren ihre Stelle gestrichen. Mikolajewicz hat eine Leidenschaft für gebrauchte Möbel und ein Buch über dänisches Industriedesign geschrieben. Die Idee als selbständige Einrichterin zu arbeiten entsteht. „Mein Vater hat die Augenbrauen hochgezogen, nach einer Führungsposition als Einrichtungsberaterin unterwegs. Er hatte das „Blümchentapeten-Klischee“ vor Augen“, lacht Mikolajewicz. Davon ist ihre Arbeit meilenweit entfernt.

„Als Kunden würde ich gerne mal Jimdo bei der Einrichtung unterstützen – jedes mal wenn ich etwas über die höre oder lese, hört sich das Unternehmen nach einem sehr coolen, ambitioniertem und jungem Arbeitsplatz an.“ Mikolajewicz gefällt die Ecke in Hamburg wo Jimdo residiert. Außerdem würde sie gern die Elbdudler einrichten – die sitzen seit kurzem in einer Kirche. „Allein schon die Geräuschkulisse in so einer Location ist sicherlich eine Herausforderung bei der Einrichtung.“