“Mich treibt das Bildungsziel und nicht der schnelle Exit” – Béa Beste von Tollabox

Spielzeug kann jeder, Béa Beste will mit Tollabox mehr als das sein. Die erste Bildungsbox, die auf den einprägsamen Namen Tollabox (www.tollabox.de) hört, fand vor wenigen Wochen erstmals ihren Weg via Post in […]

Spielzeug kann jeder, Béa Beste will mit Tollabox mehr als das sein. Die erste Bildungsbox, die auf den einprägsamen Namen Tollabox (www.tollabox.de) hört, fand vor wenigen Wochen erstmals ihren Weg via Post in deutsche Kinderzimmer. Über die Tollabox und ihre Abgrenzung zu anderen Abo-Spielzeugboxen sprach die Gründerin im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Wir möchten Eltern helfen, die natürliche Kreativität der Kinder zu erhalten und zu entfalten! Mit Tollabox.de liefern wir monatlich eine Box mit Entdeckerspielen mit allem Material und kreativen Anleitungen, Elterntipps und einer fantasievollen Geschichte für Drei- bis Achtjährige. Die Box gibt es ab 20,90 Euro. Sie verschafft Familien wunderbare Momente mit Spiel und Spaß – verbunden mit dem guten Gewissen, dass die Kinder dabei smarter werden. Eltern sparen sich die Suche nach Ideen und Material – alles wird bequem frei Haus geliefert!

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Nachdem ich sechs Jahre die zweisprachigen Phorms Kindergärten und Schulen in sechs deutschen Städten aufgebaut und geleitet habe, bin ich Anfang 2011 bin auf eine Bildungsexpedition gegangen, quer durch vier Kontinente, auf der Suche nach innovativen Bildungsansätzen. Dabei ist die Idee von „Playducation“ entstanden – Lernen, das sich wie Spielen anfühlt. Zunächst habe ich an einem völlig neuen Ansatz für Nachhilfe gebastelt, analog einer Schnitzeljagd mit Bildungsinhalten. Erst im Winter 2011 kam ich durch die Glossybox auf die Idee, statt einer Dienstleistung ein Lern-Produkt anzubieten: Eine Box, die monatlich nach Hause kommt! Mein Mann Oliver Beste, der myToys.de mitgegründet hat, fand die Idee zunächst nur schräg. Als ich recherchierte und im Dezember 2011 herausfand, dass Kiwicrate in den USA mit 7 Millionen Dollar finanziert wurde, wurde Oliver hellhörig und schließlich sehr, sehr interessiert.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Noch gibt es wenig Wettbewerber im großen europäischen Markt. Es gibt eine türkische Kiwicrate-Kopie und in Spanien wird gerade eine gegründet. In Deutschland gibt es seit Juni 2012 die Filibox und seit April die Wummelkiste, die ein ausgezeichnetes Management und mit Team Europe einen potenten Partner hat. Wir liefern Mitte des Monats aus, die Wummelkiste zu Anfang, so dass Eltern auch beide bestellen können. Den Unterschied merkt man erst bei der Nutzung. Insbesondere Kiwicrate und Wummelkiste sind richtig gut gemachte Bastelkisten, die Tollabox ist eine Bildungsbox, die nach einem pädagogischen Plan durch Spielen Talententfaltung fördert – inklusive Elterntipps dazu. In der Fachwelt heißt das Potentialentfaltung, wir sagen ganz einfach “your brain runs on fun”. Außerdem betten wir die Spiele in eine fantasievolle Geschichte ein: Die Box ist eigentlich das Raumschiff der Tollas, vier Freunde vom Tolla Stern, die auf der Erde einen Forschungsauftrag haben und Kindern dabei begegnen. Die Familien bestätigen uns, dass die Kinder die Geschichte lieben und sich schnell mit der optimistischen Kess, der knuddeligen LumLum, dem grummeligen Nao und dem geekigen Pi identifizieren.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Dass die potenziellen Kunden das Produkt verstehen und ihre Aversion gegen Abos überwinden! Die Sache mit den Spielen in der monatlichen Box ist neu, und bevor man so ein Entdeckerspiel nicht ausprobiert hat, nicht so leicht zu verstehen! Die Tollabox ist kein Spielzeug, um das Kind zu beschäftigen, sondern eine wunderschöne Familienaktivität, die man völlig bequem nach Hause geliefert bekommt.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Mich treibt das Bildungsziel und nicht der schnelle Exit. Wir müssen mehrere 10.000 Boxen pro Monat verkaufen, um Break Even zu gehen. Diese Zahl hoffen wir im Laufe von 2015 zu erreichen! Das hängt vor allem von den Akquisitionskosten und der Kundenlebensdauer ab, die wir noch nicht kennen.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Zunächst Deutschland und die deutschsprachigen Länder – und dann schauen wir auf die großen Märkte im europäischen Ausland. Ich verfolge noch einen persönlichen Traum: Eine Tolla-Land mit 25° warmen Klima.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wir müssen skalierbare Vertriebskanäle entdecken und eine hohe Produktzufriedenheit erzielen. Vorher wollen wir nicht ins Ausland gehen. Mit der Box scheinen die Kunden sehr zufrieden zu sein.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Béa Beste hat Wirtschaftsingenieurs- wesen an der TU und Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK in Berlin studiert. Sie hat während des Studiums das Geld für den Babysitter ihrer damals kleinen Tochter mit Trendmonitoring verdient, danach arbeitete sie bei SAT.1 und The Boston Consulting Group. 2005 gründete sie die Phorms bilingualen Schulen. Nach sechs Jahren als CEO des Unternehmens ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und USA und inspiriert von innovativen internationalen Bildungsansätzen hat sie jetzt Tollabox auf den Markt gebracht, um Lern- und Spielwelten zusammenzubringen. Béa agiert im Vorstand der NFTE und engagiert sich für business@school um den unternehmerischen Geist in der Bildung zu fördern. Zudem ist sie ist aktiv im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin als Experte im Bereich “Wie wollen wir lernen?” (Digitale und Mediale Kompetenzen).

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.