Gründerinnen. „Wenn man eine Firma gründet, kann man viel lernen“ – Anne-Aymone Ferreira von advertory

Anne-Aymone Ferreira ist Gründerin und Geschäftsführerin von advertory (www.advertory.com). Das Berliner Start-up ermöglicht kleinen Unternehmen und Freiberuflern mit geringem Aufwand eine Internetpräsenz zu erstellen, die bei ortsbezogenen Online-Suchen gefunden wird. Zusätzliche Funktionen sorgen […]
Gründerinnen. „Wenn man eine Firma gründet, kann man viel lernen“ – Anne-Aymone Ferreira von advertory
Donnerstag, 13. September 2012VonSusanne Pohl

Anne-Aymone Ferreira ist Gründerin und Geschäftsführerin von advertory (www.advertory.com). Das Berliner Start-up ermöglicht kleinen Unternehmen und Freiberuflern mit geringem Aufwand eine Internetpräsenz zu erstellen, die bei ortsbezogenen Online-Suchen gefunden wird. Zusätzliche Funktionen sorgen für eine bessere Kundenbindung. Die Idee zu advertory kam Ferreira beim Lesen eines Blogs: Der Satz „Wenn man in seinem Beruf weiter lernen möchte und nützlich sein will, muss man herausfinden was seine Expertise ist und sein Know-How skalieren“ hat sich ihr tief eingebrannt.

Die Pariserin Ferreira gründet advertory im Januar 2010 mit einem deutsch-französischen Team in Berlin. Advertory bietet kleinen Unternehmen und Freiberuflern leicht einzurichtende Webseiten mit eigener Domain und passender E-Mail-Adresse. Die Webseiten sind Suchmaschinen optimiert, damit potentielle Kunden diese bei der Onlinesuche nach regionalen Geschäften leicht finden können. Ergänzt wird die Internetseite durch Funktionen wie der leichten Kontaktaufnahme durch die „Rückruf-Taste“, dem Eintragen der E-Mail-Adresse für Newsletter- und Gutschein-Bezug, dem Einbinden von sozialen Netzwerken und Kundenbewertungensportalen. Advertory sorgt auch für die Darstellung der Webseiten auf mobilen Endgeräten.

A_Ferreira_mypic„Wenn man eine Firma gründet, kann man viel lernen. Ich wollte selber mehr lernen und dass andere Leute von meinem Know-How profitieren. Darum habe ich advertory gegründet“, erklärt Ferreira. Das Spezialgebiet der Französin ist Marketing. Die Grundlagen für ihr Know-How legt Ferreira an der Pariser Sorbonne im International Business Studium und an der London South Bank University, wo sie International Marketing studiert. Erfahrungen im Online-Marketing sammelt die Gründerin in verschiedenen Start-ups. Bei der Shoppingsuchmaschine Kelkoo und dem Klingeltonhändler Jamba erlebt sie ihre beruflich abgefahrenste Zeit: „Wir waren alle sehr jung, alles ging sehr schnell und es gab viel Adrenalin, bevor ich im Internet-Bereich gearbeitet habe, habe ich mich total gelangweilt.“

Nach ihrem Masterstudium verschlägt es Ferreira, die ursprünglich Rechtsanwältin oder Formel1-Fahrerin oder klassische Tänzerin werden wollte, erstmal in die Unternehmenswelt. Dort stellt sie schnell fest, dass es ihr keinen Spaß macht, in großen Firmen zu arbeiten. Über einen Freund lernt sie ein „super“ Start-up in Hamburg kennen. Und da sie schon lange einen Bezug zu Deutschland hat – in der Schule war ihre erste Fremdsprache Deutsch und ihre Familie hat Freunde aus Deutschland -, macht sie sich auf den Weg zu Kelkoo nach Hamburg. Danach arbeitet sie im Marketing bei Jamba, der Internetholding Econa, Plazes, einem Anbieter für geosoziales Navigieren und dem Berliner Inkubator Founderslink.

„Ich war selber überrascht, dass ich Verhandlungen im Rahmen des Kapitalbeschaffungsprozesses gerne mag.“

A_Ferreira_mypic_demoday_siliconvalleyBei advertory ist Ferreira Geschäftsführerin, obwohl sie zuerst nur für das Produkt und das Marketing zuständig sein wollte. An ihrem Job gefällt ihr, Unternehmer erfolgreich zu machen und finanzielle Mittel für advertory zu besorgen. „Ich war selber überrascht, dass ich Verhandlungen im Rahmen des Kapitalbeschaffungsprozesses gerne mag.“ Am meisten freut sich Ferreira darüber, dass „wir das Versprechen von advertory halten konnten. Die Kunden zahlen für unser Produkt und bekommen genau, was wir versprochen haben.“ In ihrer Freizeit mag Ferreira laufen: Halbmarathon und jedes Jahr mit Freunden den Staffelmarathon in Berlin. Auf dem Freizeitprogramm der Französin steht auch Reisen. Polen hat ihr sehr gut gefallen, „dort haben die Häuser sehr viele Farben wie in Krakau zum Beipsiel, im Süden sind alle Häuser meistens weiß oder gelb.“

Die Frage nach ihren Erfahrungen als Frau in der männerdominierten Start-up-Szene bringt sie zum Lachen. „Ich kann auch dominant sein. Ich fühle die Männerdominanz selten. Ich beschäftige mich damit, meine Ziele zu erreichen.“ Ferreira findet, „die Start-up-Welt ist eine sehr schöne Welt für Frauen“. In Start-ups können Frauen ihre Leistung zeigen. Sicher gibt es Vorurteile gegenüber Frauen, aber man kann sich davon befreien. Zur Erklärung zitiert Ferreira den französischen Dichter René Char: „Bedien dich deines Glücks, geh’ dem Risiko entgegen, und sie werden sich an deinen Anblick gewöhnen.“ Die Französin liest viel und gern, privat vor allem Krimis – sie hat alles von Agatha Christie gelesen – und beruflich Bücher über Produkt-Management, Finanzen und Gründer. Für die deutsche Gründerszene wünscht sich Ferreira vor allem eines: „mehr Start-ups die wirklich aus Leidenschaft und Know-How gegründet werden.“

Im Fokus: Weitere Porträts über Netzmenschen gibt es in unserem Special Gründer-Porträts

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