Ein Klon jagt den anderen: Start-ups kämpfen gegen ihre Kopien

Immer wieder müssen sich auch deutsche Start-ups mit dreisten Kopien auseinandersetzen – zum Beispiel Jonathan und Susanna Gebauer, die Gründer von exploreB2B (www.exploreb2b.com), einer Berliner Diskussions- und Kontaktplattform für den b2b-Bereich. Vor wenigen […]
Ein Klon jagt den anderen: Start-ups kämpfen gegen ihre Kopien
Montag, 6. August 2012VonAlexander Hüsing

Immer wieder müssen sich auch deutsche Start-ups mit dreisten Kopien auseinandersetzen – zum Beispiel Jonathan und Susanna Gebauer, die Gründer von exploreB2B (www.exploreb2b.com), einer Berliner Diskussions- und Kontaktplattform für den b2b-Bereich. Vor wenigen Tagen entdeckten die Berliner – siehe auch GigaOm – die indische Plattform The HR Connect (www.thehrconnect.com). Der dreiste Klon gleicht exploreB2B nicht nur optisch, auch beim Code des deutschen Start-ups haben sich die unbekannten Betreiber bedient. “Auf der Seite war sogar unser CSS von unserem Server eingebunden”, sagt exploreB2B-Gründerin Gebauer. Inzwischen hat der Klon das exploreB2B-Gewand aber abgelegt.

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Ende gut, alles gut. Für Jonathan und Susanna Gebauer dürften die Kopisten aus Indien trotzdem keine leichte Aufgabe gewesen zu sein. Auf Mails reagierte die Gegenseite bisher nicht, da bleibt nur der Weg über die Öffentlichtkeit. Zumindest nahmen die unbekannten Kopiermeister ihr Werk recht schnell vom Netz. Neben den exploreB2B-Machern mussten sich in den vergangenen Monaten immer wieder deutsche Gründer mit Kopien herumärgern: Zuletzt wurde beispielsweise das kleine deutsche Start-up tricider (www.tricider.com), ein Entscheidungsfindungstool, kopiert – im fernen Russland kopiert. Und zwar quasi bis auf den letzten Buchstaben. Die russische Kopie von tricider nannte sich tricider.ru und glich dem Original wie ein Zwilling.

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Neben der Unternehmensidee, dem optischen Erscheinungsbild und dem Firmennamen kopierten die unbekannten Russen auch ein Präsentationsvideo von tricider. “Even the Samwers don’t do that”, sagte Stephan Eyl, Geschäftsführer des tricider-Betreibers tasqade.

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Wobei die schlimmste Kopie der Rocket Internet-Macher – gemeint ist Pinspire – dem Original Pinterest bis auf den Namen schon verdammt nahe kommt – siehe “Rocket Internet kopiert Pinterest – Pinspire geht an den Start” Inzwischen wandelt tricider.ru unter dem neuen Namen fortox.ru (www.fortox.ru) durch das Netz. Ende gut, alles gut.

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Zuvor fiel auch der russische Schuhshops sapato mit einer äußerst dreisten Kopie der zalando-Werbestrategie auf. Das kurze Filmchen war eine lupenreine Kopie des allseits bekannten und beliebten TV-Spots, den Jung von Matt für zalando kreierte. Der Zappos-Klon zalando und die Agentur Jung von Matt wurden draufhin aktiv und nahmen Kontakt zum Zappos- und zalando-Klon sapato auf. Das Ende vom Lied: Die dreiste, aber amüsante Kopie des zalando-Spots wurde gestoppt und der Klon des Klons entschuldigte sich nach Unternehmensangaben.

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Der russische Online-Shop Pro Optika wiederum entpuppte sich zudem als lupenreine Kopie des bekannten deutschen Brillenshops Mister Spex. Mister Spex-Gründer Dirk Graber staunte nicht schlecht, als er www.pro-optika.ru in seinen Browser eingab: “Ich dachte erst mein Entwicklerteam wollte mir eine kleine Überraschung machen und das nächste Land einfach online stellen – war aber leider doch nicht so”, schrieb er im Sommer des vergangenen Jahres bei Facebook. Farbgebung, Seitenstruktur, Icons – alles identisch bzw. sehr, sehr ähnlich. Und sogar die Mister Spex-Produktbilder waren bei der Kopie eingebaut. Auch heute noch kommt die russische Kopie wie eine kleine Schwester von Mister Spex daher.

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Und auch die Mannschaft der Android-Community AndroidPit (www.androidpit.de), die 2009 an den Start ging, verfügt mit AndoidTime (www.androidtime.ru) über einen dreisten kleinen Klon. Die russische Seite sieht dem deutschen Original, das selbst in Russland aktiv ist, zum Verwechseln ähnlich.

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Und wenn man schon von Klonen spricht, darf selbstverständlich auch Rocket Internet (www.rocket-internet.de) nicht fehlen. Die Berliner haben schon mehr Start-up, Ideen und Plattformen geklont als irgendjemand selbst. Vor wenigen Tagen wurde sie selbst einmal geklont – nicht das ganze Unternehmen, aber die kürzlich gestartete Unternehmenswebsite.

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Die Kopie heißt Rockit Internet (www.rockit-internet.de). Der offensichtliche Marketinggag stammt von einer Agentur für Suchmaschinenmarketing. Auf jeden Fall ein guter Gag.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.