Benzin im Blut: 20 Start-ups rund um das Thema Auto

Das Auto ist und bleibt der Deutschen liebstes Kind. Nirgendwo sonst wird simples Blech so gehegt und gepflegt. Somit ist es kein Wunder, dass immer wieder Start-ups entstehen, die sich im weitesten Sinne […]
Benzin im Blut: 20 Start-ups rund um das Thema Auto
Dienstag, 10. Juli 2012VonAlexander Hüsing

Das Auto ist und bleibt der Deutschen liebstes Kind. Nirgendwo sonst wird simples Blech so gehegt und gepflegt. Somit ist es kein Wunder, dass immer wieder Start-ups entstehen, die sich im weitesten Sinne um Autos drehen – sei es in Form von Verkaufsplattformen, Dienstleitungen oder Carsharingangeboten. Allein in den vergangenen zwei Jahren finden sich im Archiv von deutsche-startups.de mehrere duzend Projekte, die sich im weitesten Sinne um Autos drehen. Abgesehen von Berichten über zuvor gestartete Start-ups wie die MeinAuto.de (www.meinauto.de), autoaid.de (www.autoaid.de) oder daparto.de (www.daparto.de). Jetzt aber zu den versprochenen 20 Start-ups rund um das Thema Auto.

12Auto.de
Mit 12Auto.de (www.12auto.de) startete Autoplenum (www.autoplenum.de) im Sommer des vergangenen Jahres eine Gebrauchtwagen-Suchmaschine. “Durch die Kooperation mit großen Online-Portalen bietet wir den Nutzern eine Auswahl aus mehr als zwei Millionen Gebrauchtwagen-Anzeigen. Damit ist es Kaufinteressierten mit nur einer Suchabfrage möglich, sich Angebote verschiedener Plattformen auf einer Seite anzeigen zu lassen“, sagt Michael Pilzek, Geschäftsführer von Autoplenum (gehört seit Sommer 2010 zu ProSiebenSat.1). Mit TV-Spots auf ProSieben, SAT.1 und kabel eins machte der Autodienst in der Vergangenheit immer wieder auf seine Meta-Suchmaschine für Autos aufmerksam.

Autoda
Über Autoda (www.autoda.de) können Nutzer gebrauchte Fahrzeuge kaufen. Anders als bei den Schwergewichten mobile.de oder Autoscout24 finden die potenziellen Käufer dabei bei Autoda nicht unzählige Kleinanzeigen von verschiedenen Händlern, sondern sehr vergleichbare Produktbeschreibungen zu vielen gebrauchten Fahrzeugen. “Wir transportieren die bekannten E-Commerce-Prozesse auf den Gebrauchtwagenhandel”, sagt Mitgründer Klauke. Die Fahrzeuge, die bei Autoda angeboten werden, stammen von Leasing-Firmen und Autohändlern. Autoda bietet die Bestände dieser Partner zum Kauf an, kauft die Fahrzeuge aber selbstverständlich nicht an. Letztendlich finanziert sich Autoda über eine Verkaufsprovision.

Autonetzer.de
Als Carsharing-Community bietet Autonetzer.de (www.autonetzer.de) Fahrzeugbesitzern die Möglichkeit, ihr Auto interessierten Fahrzeugnutzern zur Verfügung zu stellen. Das Stuttgarter Unternehmen tritt dabei als Plattform auf, auf der alle Carsharing-Interessierte zusammenfinden und Informationen rund um den Ausleihvorgang, den umfassenden Versicherungsschutz sowie Tarifvorschläge zur Kostenbeteiligung der Fahrer erhalten. Den Mietpreis bestimmen die Autobesitzer dabei selbst, versichert sind die Ausleihvorgänge automatisch bei jeder Buchung. Ins Leben gerufen wurde die ansehnliche und leicht zu bedienende Carsharing-Plattform Autonetzer.de von Sebastian Ballweg und Markus Gößler.

carpark.de
Mit carpark.de (www.carpark.de) baute Sixt im vergangenen Jahr sein Engagement in Sachen Gebrauchtwagenverkauf aus. Schon seit vielen Jahren vertreibt der Autoverleiher Gebrauchtwagen aus Leasingrückläufern, seiner Mietwagenflotte und Zukäufen – bisher ist dieses Geschäft größtenteils auf das b2b-Segment, sprich den Verkauf an Händler, ausgerichtet. Mit carpark.de treibt Sixt jetzt auch den überregionalen b2c-Verkauf, also den direkten Verkauf an Endkunden voran. Nach eigenen Angaben verkauft Sixt rund 15.000 Fahrzeuge pro Jahr. Punkten will der Autoverleiher besonders mit vielen Fotos, genauen Beschreibungen und einer Reservierungsfunktion für bestimmte Autos.

Carmio
Der Autoteile-Preisvergleich Carmio (www.carmio.de) ging 2010 an den Start. Carmio sollte sich unter anderem mit einer übersichtlichen Präsentation der unzähligen Ersatzteile und einer guten Suchfunktion von der etablierten Konkurrenz – darunter daparto (www.darpato.de) absetzen. Carmio war das erste Start-up des Inkubators Hanse Ventures, das offiziell an die Öffentlichkeit ging. Nicht einmal ein Jahr nach dem Start wanderte Carmio unter das Dach des Verbraucherportals Geizkragen.de (www.geizkragen.de). Seitdem war es sehr ruhig um Carmio: Der große Durchbruch blieb auch nach der Übernahme aus.

carsale24
Um die “Vermittlung gebrauchter Fahrzeuge aus privater Hand an professionelle Händler” geht es bei carsale24 (www.carsale24.de). Die 2011 gestartete Plattform kümmert sich dabei um die komplette Verkaufsabwicklung. Grundlage für die Verkäufe ist ein TÜV-zertifizierter Zustandsbericht, so soll alles für Käufer und Verkäufer fair ablaufen. Das Konzept könnte ein wenig Bewegung in den Gebrauchtwagenmarkt bringen. Als Geschäftsführer von carsale24 wirken Nikolai Roth, der vorher den Autoteile-Preisvergleich Carmio anschob und schnell wieder verkaufte, sowie Jens Sauer, der ansonsten die Gamer-Community XChar betreut. Das Start-up wird von Holtzbrinck Ventures finanziell unterstützt.

carzapp
carzapp (www.carzapp.net) hebt Carsharing auf eine neue Stufe: In Zukunft müssen Menschen, die ihr Auto vermieten, die Autoleiher nicht einmal mehr zur Schlüsselübergabe persönlich treffen. Bei carzapp läuft die gesamte Vermietaktion – inklusive dem Öffnen des Wagens – über das Smartphone ab. Damit hält das flinkster-Konzept der Deutschen Bahn (www.flinkster.de), bei dem Nutzer die DB-Autos per Karte öffnen, nun auch im privaten Carsharing-Markt Einzug. Ein bisschen Wehmut kommt zwar auf, schließlich war der persönliche Kontakt zwischen Autovermieter und -leiher Teil des Carsharing-Prinzips. Trotzdem bringt das neue Modell beachtliche Vorteile wie eine Erhebliche Zeitersparnis mit sich.

Check My Car
Bei Check My Car (www.checkmy-car.com) finden Onliner, die einen Gebrauchtwagen kaufen möchten, Menschen, die Benzin im Blut haben und somit richtig Ahnung von Autos aller Art. Mit Hilfe dieser sogenannten Checker kann man den gewünschten Gebrauchtwagen vor dem Kauf ganz genau überprüfen lassen. Die Sichtprüfung des Fahrzeugs vor Ort kostet vergleichsweise günstige 79 Euro, der simple Telefon-Check für 19 Euro umfasst lediglich einen Info-Anruf des Checkers beim jeweiligen Verkäufer. “Unser Ziel ist es, dem Käufer die Unsicherheit beim Autokauf zu nehmen und das Vertrauen dabei zu stärken”, sagt Michael Gösch, Gründer von Check My Car. Hört sich nach einen runden Sache an.

Easy Auto Service
Wer in Sachen Autoreparatur nicht nur die Kosten sondern auch den Zeitaufwand scheut, ist bei Easy Auto Service (www.easyautoservice.de) richtig. Auf der Plattform kann man einfach einen Wunschtermin für den Werkstattbesuch eingeben. Im Anschluss liefert das Kölner Start-up ein Festpreisangebot von einer der Partner-Werkstätten in der Umgebung. Nach Erteilung des Auftrags wird das eigene Auto zum Wunschtermin von zu Hause abgeholt, zur Inspektion gebracht und abends wieder gewaschen und gesaugt zurückgebracht. Falls zusätzliche Reparaturen anfallen, holt Easy Auto Service zunächst das Einverständnis des Fahrzeughalters ein, bevor weitere Aktionen durchgeführt werden. Der Service kostet 30 Euro.

FairGarage
Jeder Autofahrer muss sich irgendwann mit dem Thema Reparaturen herumschlagen. Während man zu Hause im besten Fall die Werkstätte des Vertrauens gefunden hat, sieht das unterwegs schon ganz anders aus. Wer wissen will, wo er die erforderlichen Handgriffe am günstigsten bekommt, kann bei FairGarage (www.fairgarage.de) nachschauen: Das Start-up vergleicht Werkstattpreise. Automatisch werden für die gewünschte Dienstleistung die günstigsten Angebote nahegelegener Werkstätten ermittelt, indem das System die Preise anhand der individuellen Stundensätze und Teileaufschläge berechnet. So weiß man als Fahrzeughalter schon im Vorfeld, wo welche Kosten auf einen zukommen.

Inspekto.de
Ein Kostenvoranschlag oder die Rechnung einer Autowerkstatt ist für die allermeisten Menschen ein großes Mysterium. Kaum ein Autofahrer kann nachvollziehen, welche Posten auf der Rechnung wirklich notwendig sind, was tatsächlich repariert werden musste und welcher Preis für diese Arbeit angemessen ist. Genau an dieser Stelle springt Inspekto.de (www.inspekto.de), das neue Projekt von erento-Gründer Chris Möller, ein. Über die Plattform können Autobesitzer Kostenvoranschläge und Rechnungen von Kfz-­Werkstätten zum kleinen Preis überprüfen lassen. Momentan kostet der Rechnungscheck gerade einmal 5 Euro, später sollen es 9 Euro sein.

Motosino
Wer selbst schon einmal stundenlang auf einer Zulassungsstelle gesessen hat, weiß wie zeitaufwendig und nervig die Zulassung eines Autos sein kann. Das An-, Um- oder Abmelden von Fahrzeugen ist ein lästiges, zeitfressendes Übel. Abhilfe schafft Motosino (www.motosino.de). Das Start-up aus Bonn tritt an, um Fahrzeugbesitzern das An-, Um- und Abmelden vollständig abzunehmen. Zur Dienstleistung des Unternehmen zählt das Abholen aller Dokumente, der eigentliche Zulassungsvorgang und die Rücklieferung aller Dokumente und Kennzeichen. Die Anmeldung eines Autos kostet über Motosino 89 Euro. Ein Kurzzeitkennzeichen gibt es ab 59 Euro.

Nachbarschaftsauto
Der Carsharing-Anbieter mit dem aussagekräftigsten Namen ist sicherlich nachbarschaftsauto (www.nachbarschaftsauto.de). In Bezug auf das Auto, welches über die Plattform angeboten werden darf, gibt es einige Beschränkungen: Der Wagen darf nicht älter als 10 Jahre sein, nicht mehr als 200KW Leistung haben und die 200.000 km nicht überschritten haben. Über welche Bezahlart der Vermieter sein Geld einzieht, legt er selbst fest: nachbarschaftsauto empfiehlt die Bezahlung in Bar, per Überweisung oder PayPal. Die Bandbreite der Preise bei nachbarschaftsauto reicht bei einem Test in Berlin von 15 bis 100 Euro pro Tag. Die allermeisten Angebote pendeln aber zwischen 20 und 30 Euro.

onewaygo
Die Einweg-Autovermietung onewaygo (www.onewaygo.de) ging bereits 2010 an den Start und gehört inzwischen zur Bremer Autovermietung Caro. Zum Konzept von onewaygo: Bei der Einweg-Autovermietung sind Abhol- und Abgabeort sowie das Anmietdatum der Mietfahrzeuge vorgegeben. Ein pozentieller Kunde kann aus diesen Angeboten ein passendes auswählen. Wer ein Fahrzeug findet, dass zu seiner Reiseroute passt, zahlt zwischen 9,99 und 19,99 Euro. onewaygo kassiert bei jeder Vermittlung eine Provision. Der noch frische onewaygo-Besitzer Caro nutzt die Plattform intensiv, um seine eigene Fahrzeugflotte kostengünstig durch die Republik zu kutschieren.

PocketTaxi
Mit der Smartphone-App PocketTaxi (www.pockettaxi.de) können Pendler in Sekundenschnelle spontane Fahrgemeinschaften bilden. “Mit PocketTaxi eröffnen wir Berufspendlern und Unternehmen neue Möglichkeiten”, erklärt Geschäftsführer Stefan Ostwald. “Zum einen werden Autos effizienter genutzt, was den Berufsverkehr und die Umwelt entlastet. Da die Benzinkosten geteilt werden, ist die Fahrgemeinschaft zudem eine echte Alternative zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.” Interessant sei das Angebot auch für Firmen: Unternehmen haben die Möglichkeit, die über PocketTaxi realisierten Fahrten ihrer Mitarbeiter auszuwerten und das dadurch eingesparte Co2 berechnen zu lassen.

rent’n’roll
Auch das Hamburger Start-up rent’n’roll (www.rent-n-roll.de) ist im Carsharing-Segment unterwegs. Automieter müssen bei rent’n’roll mindestens 23 Jahre alt sein und dürfen in den vergangenen fünf Jahren keine Strafe wegen Trunkenheit am Steuer oder wegen Fahren ohne Führerschein bzw. Versicherung bekommen haben. Dies soll vor allem Autobesitzer vor schwarzen, unvernünftigen Schafen schützen. Mieter bezahlen bei rent’n’roll zwei Euro pro Aktion an die Plattformbetreiber, Vermieter gar 15 % des Autoverleih-Preises. Die Abrechnung sieht so aus, dass rent’n’roll einmal im Monat den Vermietungserlös überweist. Damit kann man zwar nicht sehr kurzfristig Geld verdienen, dafür ist die Umsetzung unkompliziert.

Reparaturpilot.de
Was im Strommarkt funktioniert, kann auch im Bereich KFZ klappen: Über Reparaturpilot.de (www.reparaturpilot.de) werden Preise für Reparaturen und Inspektionen über die Macht der Einkaufs-Gemeinschaft gedrückt. Dafür handelt das Düsseldorfer Start-up mit Werkstätten Sonderkonditionen und Rabatte von bis zu 30 % aus. Alle Kostenvoranschläge und Rechnungen werden zusätzlich vom eigenen Expertenteam begutachtet und besprochen. Laut Gründer Emil Cete kommt das Konzept an: „Schon in den ersten Tagen haben wir mehr als zwanzig Kunden betreut, die mehr als tausend Euro gespart haben, und das allein durch Mundpropaganda unserer Programmierer.”

tamyca
Wenn die Benzinpreise steigen, ist Nachbarschaftshilfe gefragt. Auf der Plattform tamyca (www.tamyca.de) – eine Wortzusammenfügung aus Take my car – vermieten Menschen ihr Privatauto an Menschen aus der direkten Umgebung. Das Projekt ist eine Weiterentwicklung des wachsenden Carsharing-Marktes, bei dem Organisationen Autos auch stundenweise vermieten. Bei tamyca geht es einfacher: Nutzer müssen keine Fuhrparks aufsuchen sondern sehen auf einer Karte alle verfügbaren Autos in ihrer Nähe. Kostenpflichtige Mitgliedschaften entfallen und im besten Fall entstehen sogenannte “Schlüsselerlebnisse”, bei denen Nutzer ihre – hoffentlich – netten Nachbarn kennen lernen.

Tirendo
Bei Tirendo (www.tirendo.com) geht es um Reifen. Der Großangriff auf den Platzhirsch reifen.com (www.reifen.com) ist bereits in Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlande und Polen unterwegs. In einer Selbstbeschreibung des Start-ups heißt es: “Eine riesige Auswahl zeichnet uns ebenso aus wie ein erfahrener und freundlicher Kundenservice sowie ein starkes Netzwerk an Liefer- und Montagepartnern”. Mit stattlichen 5.000 Montagepartnern kooperiert das E-Commerce-Start-ups aus München nach eigenen Angaben. Vorangetrieben wird der Online-Shop unter anderem von der European Media Holding, dem Unternehmen von Maximilian Kuss.

Noch in den Startlöchern steht tunero (www.tunero.de), ein Onlineshop für Markentuningzubehör.

Foto: istockphoto

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.