Streit um die Marke Yachtico

Im Mai dieses Jahres hievten Steffen Brünn und Ron Hillmann das Start-up Yachtico (www.yachtico.com) ins Netz. Momentan kann sich das Duo aber nicht um den Aufbau des Unternehmens kümmern, stattdessen müssen sich die […]
Streit um die Marke Yachtico
Freitag, 18. November 2011VonAlexander Hüsing

Im Mai dieses Jahres hievten Steffen Brünn und Ron Hillmann das Start-up Yachtico (www.yachtico.com) ins Netz. Momentan kann sich das Duo aber nicht um den Aufbau des Unternehmens kümmern, stattdessen müssen sich die Berliner mit einem Markenrechtsstreit auseinanderseztzen. Am Donnerstag flatterte zu dieser Angelegenheit eine Mail in das Redaktionspostfach von deutsche-startups.de. Darin weist Karsten Knorr, Inhaber von Yachtcharterfinder (www.yachtcharterfinder.com), darauf hin, dass er der “Inhaber der deutschen und europäischen Wortmarke Yachtico” sei. Eine Kopie der Markenurkunde schickte er gleich mit. Eine ähnliche Mail ging offenbar an viele andere Webangebote, die in der Vergangenheit bereits über Yachtico berichtet hatten.

Versehen war der Markenhinweis mit der Aufforderung, die Nennung der Marke Yachtico und die Verlinkung auf die Domain yachtico.com oder yachtico.de innerhalb der nächsten sieben Tage von deutsche-startups.de zu entfernen. Im Gespräch konnte deutsche-startups.de den Betreiber von Yachtcharterfinder von seiner Forderung abbringen. Knorr berichtet, dass er in den vergangenen Wochen und Monaten an einer “einvernehmlichen Lösung” mit der Yachtico-Mannschaft interessiert gewesen sei, Brünn und Hillmann die Markenreche sogar zum Kauf angeboten habe. Passiert sei aber nichts. Jetzt wolle er seine Markenrechte durchsetzen. Was aus seiner Sicht auf jeden Fall sein gutes Recht ist.

“Wir haben eine Löschung der Marke beantragt”

Die Yachtico-Mannschaft sieht den Fall indes ein wenig anders. “Wir haben eine Löschung der Marke beantragt”, sagt Yachtico-Mitgründer Brünn gegenüber deutsche-startups.de. Viel mehr will der Hauptstädter zu dieser Angelegenheit nicht sagen – offenbar auch, weil sich die Anwälte des Start-ups bereits intensiv mit dem Fall auseinandersetzen. Brisanz bekommt die Angelegenheit, weil Knorr die Marke Yachtico laut Urkunde am 26. Juni, also weit nach dem offiziellen Start von Yachtico, angemeldet hat. Der Tag der Eintragung im Register ist der 23. September. Daraus ergibt sich dann auch, dass die Widerspruchsfrist für die Anmeldung der Marke noch läuft. Und wie jeder beim Deutschen Patent- und Markenamt nachlesen kann, wurde bereits ein Antrag auf die Löschung der Marke eingereicht.

Bleibt die Frage, waum die Yachtico-Mannen ihre Marke nicht selbst angemeldet haben? Offenbar weil es ein Unternehmen mit dem Namen Yachtino Gmbh gibt, dass als Yachtcharter tätig ist, aber nicht unter dem Markennamen Yachtino auftritt. Nach einer Absprache zwischen Yachtico und Yachtino wollte das Start-up seine Marke “erst nach einer gewissen Frist anmelden”. Alles in allem eine äußerst unschöne Geschichte für Yachtico, Knorr von Yachtcharterfinder und alle Medien, Blogger und Kunden von Yachtico, die in den vergangenen Stunden in den Markenstreit einbezogen worden sind.

Yachtico ändert Geschäftsmodell

Auch die IBB Beteiligungsgesellschaft und die Mediengruppe Pressedruck (unter anderem “Augsburger Allgemeine”), die Investoren von Yachtico, dürften diesen Markenstreit nicht gerne sehen. Zumal es bei Yachtico unlängst einige Änderungen gab: Das Start-up ist nämlich nicht mehr nur ein Marktplatz rund um das Thema Boot- und Yachtcharter, der Leads an Agenturen vermittelt. Stattdessen ist Yachtico inzwischen auch direkt im Endkundengeschäft tätig und vermittelt Anfragen direkt an Bootsbesitzer. Für Szenebeobachter ist Yachtico damit “nur noch eine von tausenden Yachtcharteragenturen in Deutschland”.

Wobei das Agentur- bzw. Marktplatzgeschäft in der Gründerszene zuletzt einen kleinen Boom erlebte: Zimmervermittler wie 9flats.com, airbnb und wimdu sind im Grunde auch nichts anderes, als Wohnungsagenturen. Unterschied: Die Zimmervermittler bauen eine Marke rund um das Thema auf und wickeln ihr Geschäft gezielt übers Netz ab. Brünn weist zudem darauf hin, dass das bisherige Angebot, also die Vermittlung an Agenturen weiter bestehen bleibe. Interessant ist dieser schnelle Wandel dennoch. Offenbar haben die Berliner unterschätzt, dass einige Partneragenturen nicht in der Lage sind, Anfragen aus dem Ausland zu beantworten. Was natürlich letztendlich auf Yachtico zurückfiel und dafür sorgte, dass potenzielle Kunden enttäuscht von der Plattform waren. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht mit Yachtico – vor allem, wie sich der Markenstreit entwickelt.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.