Fünfzehn Fragen an Frank Knobloch von sportics.net

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?  Es ist das höchste Maß an Eigenverantwortung, das man haben kann. Dies ist jedoch Fluch und Segen zugleich. In letzter Instanz ist man als […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? 
Es ist das höchste Maß an Eigenverantwortung, das man haben kann. Dies ist jedoch Fluch und Segen zugleich. In letzter Instanz ist man als Chef auch für die Fehler der Mitarbeiter und Zulieferer verantwortlich. Operativ ist jede Lücke zu schließen, durch Delegation oder Eigenschweiß. Das sind Herausforderungen, die mental fit halten. Zwei Dinge sind für mich von enormer Bedeutung: Erstens jeden Tag wieder die erkannten Grenzen zu akzeptieren oder darüber hinaus zu wachsen. Zweitens: Das Argument \’Wenn es nach mir ginge\’ zählt nicht mehr. Also verwende es nicht.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up? 
Als ich nach rund zehnjähriger Pause wieder in ein Fitnessstudio ging und dachte: Bei mir hat sich alles geändert. Früher ging es mir um Muskeln für Mädels, heute um das Verwandeln von Bauchfett in Rückenmuskeln. Aber hier kriege ich immer noch Zettel und Stift, und die Laufbänder haben furchteinflößende Monsterbedienflächen, bei denen nur der Quick-Start-Knopf interessant ist. Sobald ich aus dem Studio raus bin, habe ich nichts mehr von den Daten. Und überhaupt: Wie und womit kriege ich meine Laufdaten mit meinen Fitnessdaten zusammen, wie kann der Trainer das nutzen und warum kann ich auf dem Laufband nicht einfach gegen jemand anderes laufen?

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen? 
Bis zur Markteinführung erfolgte eine rein organische Finanzierung. Im Zuge der Markteinführung kam ein finanzielles Investment aus dem familiären Umfeld ergänzend hinzu.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine? 
Ein größeres Kontaktnetzwerk, Vitamin B, hätte uns in Bezug auf Investmentsuche und Marktzugang am Anfang sehr geholfen. Daneben machten uns unzureichende Prozesse und Rahmenbedingungen für die Gewinnung öffentlicher Fördermittel zu schaffen. Und nicht zuletzt das Henne-Ei Problem: Kein Kunde ohne Referenzen, keine Referenzen ohne Kunden

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen? 
Ich würde mich schneller auf das Geld verdienen und weniger auf das Geld besorgen konzentrieren und mich an folgenden Rat halten: Gehe nur in ein Land, wenn jemand von dort vor Ort den Hut für dein Business auf hat. Außerdem würde ich ungelegten Eiern mehr Zeit geben.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig? 
Für uns sind klassische PR-Arbeit durch professionelle Agenturen sowie Community Marketing in sozialen Netzwerken wichtige Instrumente. Daneben verstehen wir auch unseren professionellen und schnellen Service als nachhaltiges Marketingmittel, da es bei Nutzern zu einer hohen Weiterempfehlungsrate und Anwenderzufriedenheit führt.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt? 
Neben dem Sportics Team und meiner Frau mein kürzlich verstorbener Vater – mental und finanziell.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg? 
Erstens: Die Geldwelt ist sicherheits-, trend- und kontaktgetrieben. Fehlt es daran, geh\’ andere Wege. Wer was will, findet Wege. Wer was nicht will, sucht Gründe. Zweitens: Nichts ist schlimmer, als am Markt vorbei zu entwickeln. Binde die, potenziellen, Kunden, Anwender oder Nutzer so früh wie möglich ein, tritt in den Dialog und lasse die Resonanz kontinuierlich in den Produktlebenszyklus mit einfließen. Viele kleine Schritte von der Idee bis zum Einsatz, und du beherrschst das Risiko.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen? 
Ich wünsche mir, dass er endlich mit dafür sorgt, dass Deutschland mehr Chancenseher als Risikobetrachter bekommt. Ein Schritt in diese Richtung wäre es, die “Öffentliche Finanzierungswelt” für Gründer und Kleinunternehmen zu vereinfachen und zu verschlanken. Für Unternehmen, die immaterielle Güter produzieren, müsste es artgerechte Programme geben – schließlich haben Werte nichts mit Materie zu tun, weder wirtschaftlich noch moralisch. Und warum gibt es noch keine einfachen Darlehensmodelle für Start-ups, ähnlich dem BAFög?

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten? 
Ich würde eine Firma gründen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen? 
Heute bei keinem! Die Start-up Phasen von Siemens, SAP und Xing wären interessant.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie? 
Als Unternehmer würde ich fünf bis zehn Jahre in die Zukunft reisen, um mich heute auf Trends von morgen vorzubereiten. Als Privatmann eher 50 bis 100 Jahre in die Zukunft, um zu sehen, ob wir Menschen die Kurve kriegen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld? 
10 % gebe ich für gemeinnützige Zwecke aus, 45 % zur familiären Absicherung, 45 % für Sportics.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag? 
Eingeläutet durch ein Frühstück unter freiem, sonnig warmen Himmel in einer entspannten, natürlichen aber komfortablen Umgebung. Ausklingend durch einen Tatort, ein klassisches Konzert oder ein Theaterstück. Dazwischen treiben lassen, beobachten und das Sein als solches genießen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden? 
Mit Götz W. Werner zum Kaffee, mit meiner Frau zum Wein und mit Dieter Bohlen zum Bier.

Zur Person 
Frank Knobloch ist seit 2001 Geschäftsführer des IT Dienstleistungsunternehmens Carbon Logistics GmbH, das Sportics.net (www.sportics.net) als strategisches Projekt betreibt. Nach dem Mathematikstudium sammelte der gebürtige Ostfriese verschiedene Berufserfahrungen im IT Umfeld und war von 1996 bis 2001 als Geschäftsführer der INIS GmbH, einem auf Logistiksoftware spezialisierten Tochterunternehmen der COSS Systemtechnik AG, tätig.

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.