Fünfzehn Fragen an Enrico Just von inzumi

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Wann ist man schon sein eigener Chef? Es gibt eigentlich immer jemanden, von dem man in gewisser Weise abhängig ist. Mitgesellschafter, Beiräte, Mitarbeiter, Kunden […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Wann ist man schon sein eigener Chef? Es gibt eigentlich immer jemanden, von dem man in gewisser Weise abhängig ist. Mitgesellschafter, Beiräte, Mitarbeiter, Kunden und und und – also stake-holder im weitesten Sinne.

Letztendlich bedeutet die Chefposition, dass man eine Menge Verantwortung hat und damit umgehen können muss. Trotz meines “fortgeschrittenen” Alters und meiner Erfahrung fällt das auch mir nicht immer ganz leicht.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu inzumi hatten eigentlich meine Mitstreiter bei inzumi, die heute noch als Gesellschafter, Beiräte oder Mitarbeiter tätig sind. Ich bin im Jahr 2009 zunächst als Berater dazu gestossen und als man mich gefragt hat, ob ich nicht “richtig” einsteigen möchte, habe ich nicht lange überlegt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben derzeit ausschließlich private Investoren, die nicht aus der Internetbranche stammen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Ich kann mich nicht an Stolpersteine erinnern. Es gibt mehr oder weniger schwierige Aufgaben zu lösen. Dazu gehört neben der Überzeugungsarbeit bei den Investoren auch die Rekrutierung von geeigneten Mitarbeitern der ersten Stunde. Als Start-up ist man insbesondere im Technologiebereich in einem sehr harten Wettbewerb mit großen Namen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Eigentlich nichts.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Um den richtigen Marketingansatz zu finden, muss zunächst die anvisierte Zielgruppe klar definiert werden. Das kann bei neuen Geschäftsmodellen – inzumi bewegt sich hier auf einem neuen Terrain – anfangs schwierig sein.
Momentan ist für uns aus finanziellen Gründen der virale Ansatz im B2C-Bereich der einzig machbare. Im B2B-Bereich steht derzeit die Direktansprache von potenziellen Kunden im Vordergrund.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Ich möchte hier ungern eine einzelne Person nennen. Wir haben große Unterstützung, und dazu zähle ich auch moralische Rückenstärkung, von unseren Gesellschaftern bekommen.
Es ist ganz wichtig, dass man in einer Start-up-Phase frei von Existenzängsten agieren kann.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
In jeder Gründungsphase bzw. in den folgenden zwei bis drei Jahren gibt es positive wie negative Entwicklungen. Beides sollte man nicht überbewerten. Wir haben im Sommer 2010 den Frankfurter Gründerpreis bekommen – das war ganz toll ist aber noch lange keine Garantie für den Geschäftserfolg. Auf der anderen Seite gibt es Rückschläge, die einen aber auch nicht demoralisieren sollten.
Man sollte aber auf jeden Fall eine private Verschuldung vermeiden, von der man sich im Zweifel nicht mehr erholen kann.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Die Regelungen im deutschen Arbeitsmarkt sind aus meiner Sicht geradezu katastrophal für Günder bzw. junge Unternehmen. Versuchen Sie mal einen Studenten innerhalb eines Semesters zu beschäftigen!?

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Entweder würde ich als Berater unterwegs sein oder in einem anderen Unternehmen arbeiten. Das kann man doch heute mit Sicherheit gar nicht mehr vorhersagen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Interessant finde ich im Moment CityDeal/Groupon. Was da derzeit abgeht ist schon irre.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In das Jahr 2200.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde es zu gleichen Teilen wie folgt aufteilen: inzumi – meine zwei Kinder – Altersvorsorge für meine Frau und mich.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Frau auf dem Tegernsee.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Bill Gates.

Zur Person
Enrico Just ist seit 2009 Gesellschafter und CEO bei der inzumi GmbH, die sich mit dem Reiseportal inzumi (www.inzumi.com) als Spezialist für die Individualisierung und Personalisierung von Reiseinformationen positioiniert. Enrico Just war Gründungsvorstand der börsennotierten Tomorrow Focus AG und davor lange Jahre bei der Deutschen Lufthansa AG und im RTL-Konzern tätig.

Veronika Hüsing

Geboren 1978, studierte Soziologie, Politik und Psychologie an der Freien Universität in Berlin. Erste journalistische Erfahrungen sammelte sie im Jahr 2000 im Onlineressort des Medienfachdiensts “kressreport”. Ein Jahr später zog es sie ins Ruhrgebiet zu “Unicum”. Seit 2008 gehört Veronika Hüsing zum Redaktionsteam von deutsche-startups.de.