Kazzong am Ende

Die Musik verstummt beim dezentralen Downloaddienst Kazzong (www.kazzong.com). Die beiden Gründer Matthias Riedl und Martin Simma mussten den Gang zum Amtsgericht antreten und das Insolvenzverfahren beantragen. Das bittere Aus für die Münchner war […]
Kazzong am Ende
Mittwoch, 12. November 2008VonAlexander Hüsing

Die Musik verstummt beim dezentralen Downloaddienst Kazzong (www.kazzong.com). Die beiden Gründer Matthias Riedl und Martin Simma mussten den Gang zum Amtsgericht antreten und das Insolvenzverfahren beantragen. Das bittere Aus für die Münchner war nach dem Absprung eines Investors, der das musikalische Start-up mit frischem Kapital ausstatten wollte, nicht mehr abzuwenden. Der nichtgenannte Geldgeber zog seine Zusage offenbar mit Bezug auf die anhaltende Finanzkrise zurück. Für das Musikvertriebssystem bedeutet dies das Aus, denn Alternativen zur erneuten Finanzspritze waren nicht in Sicht. Noch auf der Popkomm waren die Bajuwaren zuversichtlich, in wenigen Wochen die nächste Entwicklungsstufe von Kazzong zu zünden. Ein neuer Player und ein Widget, welches Riedl im Videointerview mit deutsche-startups.de bereits ankündigte, waren bereits in Arbeit, Verträge für die Einbindung von Kazzong in verschiedene Social Networks bereits unterschrieben.

Kazzong ging im vergangenen Jahr an den Start. Mit dem Dienst konnten Künstler und Websitebetreiber ihre Plattform um einen eigenen Downloadshop erweitern und sich auf diese Weise eine neue Umsatzquelle erschließen. Jeder Vertriebspartner erhielt eine Provision auf den Verkaufspreis. Anfangs setzte Kazzong auf kleinere Bands und Küstler. Zuletzt waren dank eines Vertrages mit dem Digitalvertrieb Zebralution aber auch Künstler wie Arctic Monkeys, Carla Bruni, Einstürzende Neubauten, Fettes Brot, Franz Ferdinand und Xavier Naidoo über Kazzong erhältlich. “Dadurch gingen unsere Zahlen zuletzt deutlich nach oben”, sagt Gründer Riedl. Auf rund 17 Millionen Page Impressions brachte es Kazzong nach eigenen Angaben zuletzt.

“Es wird hart”

Über Verkäufe und Umsätze macht Riedl keine Angaben. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass Kazzong unzählige Songs hätte verkaufen müssen, um von selbst den Sprung in die Gewinnzone zu schaffen. Über seine weitere Zukunft hat sich Riedl, der bereits im Alter von 18 Jahren seine erste Internetfirma gegründet hat, noch keine Gedanken gemacht. Zunächst ist er sowieso mit der Abwicklung von Kazzong beschäftigt. “Es wird hart, aber da müssen wir durch”, sagt Riedl. Insgesamt sieben Leute waren zuletzt für Kazzong unterwegs.

Hausbesuch bei Kazzong

In einem kleinen Knusperhäuschen in München sitzt Kazzong. Wir haben den Musikdownloaddienst im Sommer dieses Jahres besucht und die Räumlichkeiten fotografiert. Alle Bilder in unserer Fotogalerie.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.